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Artikel „Wohlthat, Heinrich“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 720–721, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wohlthat,_Heinrich&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 22:06 Uhr UTC)
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Wohlthat: Heinrich Gustav Ferdinand W., Pädagog und Schriftsteller, wurde am 23. Juni 1818 zu Halberstadt geboren. Er trat aus der Prima des dortigen Martineum (jetzt Realgymnasium) 1834 ins Lehrerseminar, Ostern 1837 als Lehrer in die Seminarschule ebenda. Von 1840 war er unter Spilleke bis 1858 an der königl. Realschule zu Berlin thätig, erlangte derweil auf dem Werder’schen Gymnasium daselbst die Maturität, studirte 1846–49 Philologie und Geschichte und bestand 1850 die philologische Staatsprüfung, promovirte auch zum Dr. phil. Nachdem er so durch Fleiß und Streben die versäumte Mittelschul- und Universitätsbildung nachgeholt, ja sogar, eins der [721] ersten Beispiele in Preußen und zwar gerade in einer arg bureaukratischen Periode, selbst den Einlaß in den Kreis der akademisch qualificirten Lehrerschaft errungen hatte, übernahm er Ostern 1858 die Leitung eines höheren Knabeninstituts mit Mittelschulrang in der St. Petriparochie in der Neuen Grünstr. 21, der er vorstand, bis das Alter 1885 zum Rücktritt nöthigte. Nach schweren, dauernden Leiden starb W. am 27. Juli 1888 zu Berlin.

W. hat sich nicht bloß im Laufe seiner langen pädagogischen Wirksamkeit hervorragende Verdienste erworben: denn die nach ihm benannte Lehranstalt, die vor der Neugründung vieler humanistischer Schulen in Berlin angesichts der Ueberfüllung der untern Classen eine starkbenutzte Vorbereitungsgelegenheit war, hatte sehr erkleckliche Erfolge zu verzeichnen und in der Unzahl ähnlicher Unternehmungen stets einen mustergültigen Ruf. Litterarisch bot er dar den Roman „Der Bürgermeister von Halberstadt“ (1860), sein Debüt, die Erzählung „Eine Reichsacht unter Kaiser Siegismund“ (1862) und das Epos „Konradin, der letzte der Hohenstaufen“ (1869). In den letzten Jahren seines Lebens nahm ihn, trotz aller körperlichen Belästigung, eine außerordentlich breit angelegte Arbeit über den wilden Jäger in Anspruch, worin er eine wirkliche Vollständigkeit erstrebte. In 2 Theilen war das Manuscript durchgeführt: erstlich ein Sagenbuch, in 5 Büchern 1403 Sagen enthaltend, zweitens eine Abhandlung „Der wilde Jäger in deutscher Dichtung“; aber beim Tode waren einzelne Blätter der von allenthalben gesammelten Materialien verschoben, verlegt oder verloren und damit leider das Schicksal des Werkes besiegelt: einzelne Capitel hatte er in den Jahrgängen 3–5 der „Mittheilungen für Freunde volksthümlich-wissenschaftlicher Kunde“ „Am Urds-Brunnen“ (herausg. von H. Carstens), dem jetzigen Fr. Krauß’schen „Urquell. Monatsschrift für Volkskunde“, schon abdrucken lassen, wovon die Abschnitte „Tod und Schicksale des wilden Jägers“ im 4. Jahrgang hervorzuheben sind.[1] Diese selbe Zeitschrift brachte in Jahrgang 7, Bd. 6, Nr. 2, S. 18 f. einen warmen anonymen Nekrolog. Die äußeren Lebensdaten gibt Fr. Brümmer, Lex. der dtsch. Dichter u. Pros. des 19. Jhrhs.4 IV, 370. Vgl. Kürschner’s Deut. Litteraturkldr. X (auf 1888), S. 452c.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 721. Z. 25 v. u. füge hinzu: gedruckt wurde „H. Wohlthat, Der wilde Jäger von Bürger und eine Charakteristik des Dichters“: Sonntagsbeilage zur Vossischen Zeitung, 1884, Nr. 5, 6, 7. [Bd. 44, S. 576]