ADB:Wimpffen, Maximilian Freiherr von

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Artikel „Wimpffen, Maximilian Freiherr von“ von Julian Pallua-Gall in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 327–330, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wimpffen,_Maximilian_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 04:54 Uhr UTC)
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Wimpffen: Maximilian Freiherr v. W., k. k. Feldmarschall, geboren zu Münster in Westfalen am 19. Februar 1770, † zu Wien am 27. August 1854. Als jüngster Sohn des im J. 1816 verstorbenen Feldmarschalllieutenants Georg Siegmund W. trat er im Alter von 11 Jahren in die Militärakademie zu Wiener-Neustadt ein, aus welcher er am 1. November 1786 als Fahnencadett zum Infanterieregiment Clerfait (gegenwärtig Nr. 9) ausgemustert wurde. Im folgenden Jahre zum Fähnrich bei gleichzeitiger Transferirung zu Alvinczy-Infanterie (gegenwärtig Nr.19) ernannt, avancirte er in diesem Regimente im J. 1788 zum Unterlieutenant, 1789 zum Oberlieutenant und 1795 zum Capitänlieutenant. Er machte die Türkenkriege mit und erhielt beim Sturm auf Belgrad am 30. September 1789, bei welcher Gelegenheit er sich durch Muth und unermüdliche Thätigkeit besonders hervorthat, durch einen Steinsplitter eine bedeutende Contusion am linken Fuße, welche ihn jedoch nicht hinderte in den Reihen der Kämpfenden zu bleiben. Zum Grenadierbataillon Morzin eingetheilt, marschierte er mit demselben im J. 1791 nach den Niederlanden; in diesem und dem folgenden Jahre versah er zumeist Adjutantendienste beim [328] Feldmarschalllieutenant Alvinczy. Im Feldzuge 1793 eroberte W. an der Spitze einer Grenadiercompagnie das Dorf Neerwinden in der gleichnamigen Schlacht, wurde aber durch eine Gewehrkugel am rechten Fuße verwundet und zum Kriegsgefangenen gemacht; da er sich aber bei Dumouriez als Neffe des französischen Generals Felix Wimpffen auswies, so wurde er nach sechs Wochen auf Parole entlassen und konnte noch in demselben Jahre an der Belagerung von Valenciennes und an der Schlacht von Maubeuge theilnehmen. Im Jahre 1794 machte er den Feldzug in den Niederlanden mit, wurde aber 1795 gelegentlich seiner Beförderung zum Capitänlieutenant von den Grenadieren zum Regimente an die Riviera eingetheilt, woselbst ihm die Vertheidigung von Loano, dem äußersten Stützpunkte am linken Flügel, übertragen wurde, eine Aufgabe, welche er mit den geringen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln glänzend löste und die Stadt Loano erst räumte, als der allgemeine Rückzug der Armee begann. Bei Beginn des Feldzuges im J. 1796 wurde W. zum Hauptmann im Generalquartiermeisterstabe ernannt und wurde zuerst dem Feldzeugmeister Beaulieu, dann dem Feldzeugmeister Alvinczy zugetheilt. Er nahm wesentlichen Antheil an dem Treffen an der Brenta (am 6. November) und an der Schlacht bei Caldiero (am 12. November 1796) und stand in der Schlacht von Arcole (am 15. bis 17. November 1796) als dirigirender Officier des Generalquartiermeisterstabes am linken Flügel in Verwendung. Im J. 1797 wurde W. mit der Leitung der Geschäfte des Generalquartiermeisterstabes des Feldmarschalllieutenants Bellegarde in Tirol betraut, verschanzte im Winter 1798 eine Position bei Feldkirch in Vorarlberg und versuchte im J. 1799 die dem General Laudon bei Tauffers in den Rücken gekommenen Abtheilungen anzugreifen und dadurch Laudon zu degagiren; bei einem dieser Angriffe zerschmetterte ihm ein Schuß vollkommen das rechte Achselgelenk, sodaß W. monatelang zwischen Leben und Tod schwebte; er besuchte zur Heilung die Schwefelbäder in Baden bei Wien, doch heilte die Wunde erst nach drei Jahren zu, wenngleich auch dann noch der rechte Arm gelähmt blieb. Trotzdem rückte W. ins Hauptquartier des Feldzeugmeisters Bellegarde nach Verona ein und versah daselbst die Dienste eines Flügeladjutanten, wenngleich er den Arm in der Binde trug, aufs Pferd gehoben werden, und sich zum Schreiben der linken Hand bedienen mußte. Noch im J. 1799 war W. zum Major befördert worden und ihm von der Tiroler Landschaft die Tiroler Ehrenmedaille verliehen worden. Im J. 1801 avancirte W. zum Oberstlieutenant beim Infanterietegimente Kray (gegenwärtig Nr. 34), und wurde 1802 als solcher zum Infanterieregimente Ignaz Gyulai (gegenwärtig Nr. 60) übersetzt. Als im J. 1803 das neue Militäradministrationssystem eingeführt wurde, kam W. als Generalcommando-Adjutant zum innerösterreichischen Generalcommando nach Graz, woselbst er bis zum Jahre 1805 verblieb; in diesem Jahre zum Oberst im Generalquartiermeisterstabe ernannt, wurde W. nach dem Falle von Ulm ins Hauptquartier des Kaisers Franz berufen, betheiligte sich als Referent eines Comités, welches die Kriegsoperationen zu leiten hatte und verschanzte eine Position vor und hinter Olmütz. W. ging dann zum Corps des Feldmarschalls Fürsten Johann Liechtenstein; als trotz seiner Abmahnungen die Schlacht bei Austerlitz beschlossen wurde, erhielt W. den Befehl die Führung der Hauptcolonne zu übernehmen; er forderte Kutusow auf, die Höhen von Prazen zu besetzen; dies geschah jedoch nicht, die Franzosen kamen hierin den Verbündeten zuvor und man mußte vergebliche Versuche machen um den Feind zu delogiren. Bei einem dieser Angriffe wurde W. im rechten Arme und im rechten Fußgelenke schwer verwundet und mußte außer Gefecht gesetzt werden. Für seine rege Theilnahme an der Schlacht von Austerlitz wurde ihm das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresienordens zuerkannt. [329] Im J. 1806 war W. wieder Generalcommando-Adjutant in Graz, wurde 1807 zum Generaladjutanten des Erzherzogs Karl und zum Referenten der Generalmilitärdirection in Wien ernannt. Bei Ausbruch des Feldzuges 1809 zum Generaladjutanten der Hauptarmee bestellt, erfolgte nach der Schlacht bei Regensburg am 26. April 1809 Wimpffen’s Ernennung zum Generalmajor und Chef des Generalquartiermeisterstabes. Die hervorragenden Leistungen Wimpffen’s in den blutigen Tagen von Aspern am 21. und 22. Mai 1809 bezeugt zur Genüge Erzherzog Karl’s Relation; er erkennt „in den einsichtsvollen Dispositionen und der rastlosen Verwendung des Chefs des Generalstabes Generalmajors v. W. die erste Grundlage des Sieges“. Noch auf dem Schlachtfelde wurde ihm das Commandeurkreuz des Militär-Maria-Theresienordens zuerkannt. Als nach der Schlacht von Znaim Erzherzog Karl das Obercommando der Armee niederlegte, trat W. von seiner Stelle als Chef des Generalstabes zurück und wurde als Brigadier in Böhmen, Polen und im J. 1810 in Siebenbürgen verwendet. Im J. 1812 kam er zum Corps der Reserve nach Polen, 1813 befehligte er eine Division bei der Donauarmee, kämpfte die Völkerschlacht bei Leipzig mit, wurde am 2. September 1813 zum Feldmarschalllieutenant ernannt und erhielt eine Division bei der Hauptarmee. Nach Beendigung des Feldzuges wurde W. zum Militärcommandanten in Troppau ernannt, rückte 1815 als Commandant eines detachirten Corps gegen Frankreich ins Feld und kehrte im J. 1816 wieder auf seinen Posten nach Troppau zurück, woselbst er bis zum Jahre 1820 verblieb. Wimpffen’s Thätigkeit im Feldzuge 1815 ist in einem Aufsatze der österreichischen militärischen Zeitschrift, Jahrgang 1863 geschildert.

Nach dem Abmarsche Frimont’s gegen Neapel übernahm W. das Generalcommando im Venetianischen; von hier aus unterstützte er auf das wesentlichste den mit der Niederdrückung der Revolution in Piemont betrauten Feldmarschalllieutenant Bubna, indem er denselben durch die aus eigenem Antriebe zugesendeten Truppenverstärkungen in die Lage setzte von Mailand gegen Novara vorzurücken und dadurch das piemontesische Heer zum Rückzuge zu zwingen. Am 14. Januar 1821 erhielt W. die Würde eines geheimen Rathes und wurde im März 1824 zum Chef des Generalquartiermeisterstabes ernannt. Diese Stelle bekleidete W. bis zum 1. November 1830, an welchem Tage seine Ernennung zum Feldzeugmeister und commandirenden General in Niederösterreich erfolgte. Auf diesem Posten verblieb er, bis er infolge der in so vielen Feldzügen erlittenen schweren Verwundungen und ertragenen Strapazen sich nicht mehr im Stande fühlte den Anforderungen seiner hohen Stellung gerecht zu werden; im J. 1844 bat W. um die Versetzung in den Ruhestand, wurde aber in Anerkennung seiner langen ersprießlichen Dienstleistung bei gleichzeitiger Beförderung zum Feldmarschall zum Capitän der ersten Arcierenleibgarde ernannt. Am 5. December 1852 wurde ihm die hohe Auszeichnung zu theil, zum Ritter des goldenen Vließes ernannt zu werden. W. beendete sein thaten- und ruhmreiches Leben am 27. August 1854 in Wien, nachdem er nahezu 70 Jahre seines Lebens dem Ruhme der Armee gewidmet hatte; sein Leichnam wurde im Heldenfriedhof zu Wetzdorf bei Stockerau begraben, wohin ihm wenige Jahre später Radetzky, der unsterbliche Vater der Armee, zur ewigen Ruhe folgte. Zum Schlusse möge noch erwähnt sein, daß es der Anregung Wimpffen’s zu danken ist, daß dem Grafen Franz Kinsky, dem Reformator der Wiener-Neustädter Militärakademie, im Parke der Anstalt, am 4. October 1830 ein würdiges Denkmal gesetzt worden ist; W. hatte schon im J. 1808 bei seinen einstigen Akademiekameraden die Errichtung eines Denkmals und die Sammlung von [330] Beiträgen hiezu angeregt, doch bedurfte es einer Zeit von 22 Jahren, bis dieser pietätvolle Gedanke zur That werden konnte.

Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs in Wien. – Acten der Fachrechnungs-Abtheilung des k. u. k. Reichs-Kriegs-Ministeriums. – Hirtenfeld, Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder, 1. Bd. – Wurzbach, Biogr. Lexicon, 56. Bd.