ADB:Bellegarde, Heinrich Graf von

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Artikel „Bellegarde, Heinrich Graf von“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 305, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bellegarde,_Heinrich_Graf_von&oldid=- (Version vom 6. Oktober 2024, 23:57 Uhr UTC)
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Bellegarde: Heinrich Joseph Johannes Graf von B., österr. Feldmarschall, geb. in Dresden 29. August 1756 als Sohn des späteren sächs. Kriegsministers Grafen Johann Franz v. B., † 22. Juli 1846. 1771 trat er aus sächsischen in österreichische Militärdienste, machte als Oberst eines Dragonerregimentes den Türkenkrieg von 1788–89 und als Generalmajor 1793–94 den Krieg in den Niederlanden mit, überall durch Bravour und miltärisches Talent hervorleuchtend. Am 4. März 1796 zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, begleitete er in den Feldzügen von 1796 und 97 den Erzherzog Karl als vertrauter Berather. 1799 befehligte er das Armeecorps, welches aus Tirol in die Ostschweiz eindrang und dessen Hauptmacht dann in Norditalien zu Suworow stieß. Hier nöthigte B. in vierwöchentlicher Belagerung die Citadelle von Alessandria zur Uebergabe und zeichnete sich in der siegreichen und blutigen Schlacht bei Novi (15. Aug.) aus. Gleich darauf in den Hofkriegsrath nach Wien berufen, ward er bald als General der Cavallerie wieder nach Italien geschickt, um den bei Morengo geschlagenen Melas im Oberbefehl abzulösen, mußte sich aber vor Brune fechtend hinter Mincio und Etsch zurückziehen, worauf am 9. Febr. 1801 der Lüneviller Friede den Krieg beendigte. B. blieb darauf als commandirender General in dem jetzt österreichischen Venetien. – Im Feldzuge von 1805 hatte er unter Erzherzog Karl an der Schlacht bei Caldiera und am Rückzug nach Steiermark rühmlichen Antheil. Nach dem Frieden erhielt er das Generalcommando in Graz und darauf (3. December 1806) in Galizien unter der Ernennung zum wirklichen geheimen Rath. – Im Kriege von 1809 commandirte B. das 1. Armeecorps, welches in der Oberpfalz operirte und darauf an den Schlachten von Aspern und Wagram einen hervorragenden Antheil hatte. Gleich nach dem Ende des Krieges ward er zum Feldmarschall ernannt und als Hofcommissär und Höchstcommandirender nach Galizien geschickt, aber schon am 9. April 1810 als Präsident des Hofkriegsrathes nach Wien berufen, um die Reorganisation der österreichischen Armee zu leiten, in welcher Stellung er sich durch Thätigkeit und Umsicht aufs neue die höchste Anerkennung erwarb. – Nach dem Wiederausbruch des Krieges ward ihm der Befehl über die italienische Armee anvertraut. Hier aber hatte er nicht minder durch Murat’s zweideutige Bundesgenossenschaft, welche ihn lähmte, als durch die geschickten Operationen des Vicekönigs Eugen, der sich am Mincio festsetzte, mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen und ehe er in der Lage war, entscheidende Schläge zu wagen, fand der Krieg in Frankreich sein Ende. B. blieb nun als Generalgouverneur in Venetien, bis im Sommer 1816 Erzherzog Anton als Vicekönig eintraf. Mit Ehrenzeichen jeder Art für seine ausgezeichneten Dienste belohnt, wünschte B. jetzt seiner wankenden Gesundheit halber vom Staatsdienst entbunden zu werden. Der Kaiser ernannte ihn zum Obersthofmeister des Kronprinzen Ferdinand. Am 24. Juli 1820 ward er jedoch noch einmal als Präsident des Hofkriegsrathes und Conferenzminister berufen, die angesichts des italienischen Krieges nöthigen Rüstungen zu leiten. Schon 1825 nöthigte ihn aber eine zunehmende Augenschwäche dies Amt niederzulegen, worauf er noch bis 1832 im Hofstaat des Kronprinzen verblieb. Von da an verlebte er, meistens auf dem ihm 1809 vom Kaiser verliehenen Landgut, noch 13 Jahre rüstigen Alters im glücklichen Familienkreise. Zwei Söhne und eine Tochter, Frfr. von Vincent, überlebten ihn.

K. v. Smola, Das Leben des Feldmarschall Heinr. Grafen v. Bellegarde. Wien 1847.