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Artikel „Wierstraat, Christianus“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 427, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wierstraat,_Christian&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 01:58 Uhr UTC)
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Wierstraat: Christianus W., der Verfasser der Reimchronik über die Belagerung von Neuß a. Rhein durch Karl den Kühnen von Burgund 1474–75. Der Name W. findet sich in der Zeit des 14.–16. Jahrhunderts sehr häufig in Westfalen und am Niederrhein in vielfachen Formen, auch der hochdeutschen Weyerstraß. Unser W. schreibt sich, wie oben, im Akrostichon der 1. Ausgabe seiner Chronik; es lautet: Christianus Wierstraat dictavit anno domini millesimo quadringentesimo septuagesimo quinto. Et complevit in professo beati Thome apostoli ad honorem domini Jhesu Cristi et gloriosae virginis Mariae ac beati martiris sancti Quirini necnon ad perpetuam rei memoriam. O felix Colonia. O pulchra Nussia hec vobis mittit dictamina. In der 2. Ausgabe, die aber nicht von ihm selbst herrührt, ist der Name in Wierstraet geändert. In einer Neußer Urkunde von 1468 heißt er: Wierstrass de Dusseldorf clericus Coloniensis dioecesis, publicus sacra imperiali autoritate notarius und in einer anderen wird er noch als Secretarius der Stadt Neuß bezeichnet. Das ist Alles was sich bisher über seine Person feststellen ließ. Also ein geborener Düsseldorfer, Geistlicher, kaiserlicher Notar, und als Stadtsecretär in Neuß in hervorragender Stellung während der Drangsale und Nöthe der Belagerung. Karl’s des Kühnen Heer ward am 29. Juli 1474 zuerst vor Neuß erblickt. Länger als ein Jahr lang leistete die Stadt dem meistgefürchteten und bis dahin unbesiegten größten Kriegsfürsten seiner Zeit einen ebenso muthigen als militärisch geschickten Widerstand. Des Burgunders Abzug bildet die Wende seines Glückes und den Anfang seines Niederganges. Als W., der dies Alles in thätiger Stellung mit durchgemacht hatte, seine poetische Darstellung dieser folgenreichen Begebenheit am 20. December 1475 (s. o.) beendete, war seit dem Entsatz der Stadt kaum ein Vierteljahr verflossen. Seine Darstellung zeigt sich genau, gewissenhaft und auch in der Beurtheilung der belagernden Feinde unparteiisch. Sein Dialect scheint der clevische, nur vom Setzer theilweise mit kölnischer Beimischung durchsetzt zu sein. Der erste Druck erschien bereits 1476 bei Ter Hornen in Köln (nach Ausweis der Lettern.) Ein nicht ganz vollständiges Exemplar in der Düsseldorfer Bibliothek. Einen Nachdruck veranstaltete 1497 Joh. Koelhoff junior in Köln (Exemplare in Köln und in der Leipziger Universitätsbibliothek). Eine hochdeutsche auf protestantische Kreise berechnete Bearbeitung ward in Köln 1564 bei Anton und Arnold Keyser gedruckt; sie ist wahrscheinlich von Hans Wilhelm Kirchhof (s. A. D. B. XVI, 8) verfaßt. – Nach dem Druck von 1497 gab E. v. Groote das Gedicht heraus, Köln 1855. Jetzt liegt im 20. Band der von der Münchener historischen Commission herausgegebenen Deut. Städtechroniken des 14.–16. Jahrhunderts (Bd. 1 der Chroniken der Westf. und Niederrhein. Städte, S. 480 ff.) die auf dem Originaldruck von 1476 fußende und mit allem Apparat ausgestattete treffliche Ausgabe von Adolf Ulrich und C. Nörrenberg (Leipzig 1887) vor, der die obigen Angaben entnommen sind.