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Artikel „Wieland, Johann Baptist“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 398–399, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wieland,_Johann_Baptist&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 23:40 Uhr UTC)
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Wieland: P. Johann Baptist W., gelehrter Benedictiner, geboren am 2. Januar 1731 zu Rheinfelden, † am 22. November 1763 im Kloster Muri. Gleich dem um vierzig Jahre älteren als Abt von Muri 1757 verstorbenen Fridolin Kopp (s. A. D. B. XVI, 679 u. 680) stammte W. aus dem damals noch zu den vorderösterreichischen Territorien zählenden Rheinfelden, und gleich Kopp griff er in den umfangreichen wissenschaftlichen Streit ein, der zwischen dem in historischen Studien vollends nachher unter Abt Gerbert’s Leitung blühenden Kloster St. Blasien und Muri, über die Genealogie des Hauses Habsburg, die Glaubwürdigkeit der aus St. Blasien angefochtenen Acta Murensia ausgebrochen war. W. hatte 1753 in Muri Profeß abgelegt, und er wurde wegen seiner ausgezeichneten philosophischen und theologischen Studien zum Professor der Rhetorik und des Kirchenrechtes im Kloster ernannt. 1758 trat er in das Archiv und die Kanzlei ein, nachdem er als Secretär des Abtes Kopp schon vorher in die Geschichte und in den Geschäftsgang des Klosters Einblick gewonnen hatte. Aber besonders die Verpflichtung, mit den Dorfgemeinden in Muri den Zehntstreit, den sogenannten „Erdäpfelstreit“, zu führen – ein zweiter Proceß bezog sich auf die Briefe des Dorfes Buttwil und die Muri’s Lehnsherrschaft unterworfenen Gemeinden –, rieb Wieland’s Kräfte auf, und er warf selbst das von ihm angelegte Werk: „Die Amts- und Klostergerechtigkeiten von Muri“, das er nicht hatte vollenden können, um es nicht unvollständig zu hinterlassen, in seiner fieberhaften Aufregung vor dem frühen Tode in das Feuer. Er hatte als der gründlichste Kenner der Urkunden des Archives und der Rechtstellung des Klosters gegolten. So war er denn auch berufen gewesen, die Fehde seines Gönners, des Abtes Kopp, gegen den Vorfechter St. Blasien’s, P. Rustenus Heer (s. A. D. B. XI, 241, 242), weiter zu führen. Hatte Heer 1755 gegen Kopp, dem er Schritt für Schritt folgte, den Anonymus Murensis denudatus et ad locum suum restitutus geschrieben, so kam jetzt W. mit den „Vindiciae vindiciarum Koppianarum ac proinde etiam Actorum Murensium adversus D. P. Rustenum Heer, Bibliothecarium Sanblasianum, adornatae“ (Muri, 1760). Diese Schrift vertheidigt nun wieder gegen P. Heer, dessen Werk Stück für Stück eingehend kritisirt wird, die Acta Murensia, wie denn W. schon in der, A. D. B. XVI, 680, genannten „Epistola amici ad amicum“ die praetensa denudatio Anonymi Murensis, Heer’s Bemängelung der Acta, gegeißelt hatte. Aber diese Arbeit Wieland’s kam in der eigentlichen Form nicht in die Oeffentlichkeit, sondern wurde, wie Haller, Bibliothek der Schweizer-Geschichte II, 487, sagt, „in der Geburt gleichsam erstickt“, dadurch daß man sich aus Rom, wie aus Wien [399] dazwischen legte. Diese starke aus Muri nach St. Blasien ertheilte Antwort wurde vielmehr ersetzt durch eine 1765 nach Wieland’s Tode zu Baden erschienene Ausgabe. Haller theilt, a. a. O. S. 488–495, die in der ersten geheim gehaltenen Ausgabe durch Cartons ersetzten, ausgelassenen wichtigen Stellen mit.

Vgl. M. Lutz, Moderne Biographieen (1826), S. 335 u. 336. – P. Martin Kiem, Geschichte der Benedictiner-Abtei Muri-Gries, II, 229, (1891). – G. v. Wyß, Geschichte der Historiographie in der Schweiz (1895), S. 69, 300.