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Artikel „Haller, Gottlieb Emanuel von“ von Emil Blösch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 430–431, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haller,_Gottlieb_von&oldid=- (Version vom 11. Oktober 2024, 04:55 Uhr UTC)
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Haller: Gottlieb Emanuel v. H. (1735–86). Der älteste Sohn Albrechts v. H. und der Marianne geb. Wyß, wurde den 17. October 1735 in Bern geboren. Der bald hernach nach Göttingen ziehende Vater fand keine Zeit zur Beschäftigung mit der Erziehung seiner Kinder; eigene Arbeitsamkeit mußte bei diesen Alles ersetzen. H. war zuerst zum Studium der Medicin bestimmt und hatte sich bereits 1751 und 53 im gelehrten Streite seines Vaters gegen Linné mit Abhandlungen betheiligt; aber nach der Rückkehr der Familie nach Bern wollte der Wunsch des Vaters, daß er sich zu den Regierungsgeschäften vorbereite. Er trat als Gehülfe in die Staatskanzlei und wendete sich mit dem größten Fleiße der Rechtswissenschaft und der Geschichte zu. Im J. 1760 machte er eine Reise nach Paris und knüpfte werthvolle Verbindungen an; die von dort aus an seinen Vater geschriebenen Briefe wurden später gedruckt. 1763 wurde er in Bern Bibliothekar, zwei Jahre später Secretär des Kriegsraths, 1775 trat er in den Großen Rath und erhielt das wichtige Amt des Großweibels, welcher Stellvertreter des Schultheißen im Stadtgericht und Untersuchungsrichter in Criminalfällen war. Als solcher war er ein Gegner der damals noch häufig angewendeten Tortur. Im J. 1779 wurde er im Auftrage der schweizerischen Tagsatzung in die Unterthanenlande jenseits des Gotthardt gesandt, 1780 zum Gerichtsschreiber und 1785 zum Landvogt zu Nyon am Genfer See (im damals bernischen Waadtlande) erwählt und bewährte auch in diesen Aemtern die Eigenschaften eines sorgsamen und umsichtigen Magistraten. Sein größtes Verdienst erwarb er sich als historischer Sammler, Forscher und Schriftsteller; er war Uebersetzer und Herausgeber einiger Schriften seines Vaters, Mitarbeiter mehrerer Zeitschriften und Sammelwerke, Correspondent der königl. Gesellschaft der Wissenschaften in Paris und in Göttingen, Mitglied der kaiserl. Naturforscher-Gesellschaft und der ökonomischen Gesellschaft in Bern. Im Jahr 1770 erschien sein „Kritisches Verzeichniß aller Schriften, welche die Schweiz betreffen“, in 6 Bdn., 1780–81 kam sein „Schweizerisches Münz- und Medaillen-Cabinet“ in 2 Theilen heraus; bis zu seinem Tode arbeitete er an dem Hauptwerke, der „Bibliothek der Schweizergeschichte“, eine Frucht dreißigjährigen ganz außerordentlichen Fleißes. In 7 Bänden enthält dieses Werk, eine Umarbeitung [431] des oben schon genannten, eine systematisch geordnete und – mit sehr wenigen Ausnahmen – vollständige Zusammenstellung und zugleich kritische Beurtheilung aller bis 1786 in Druck erschienenen oder als Manuscript vorhandenen Schriften über die Schweiz, ihre Geschichte, Topographie und Natur. Das Schweizerische Münzcabinet und die „Bibliothek der Schweizergeschichte“ sind classische, noch heute unentbehrliche Werke, die bis zur Stunde weder durch bessere ersetzt, noch auch nur in entsprechender Weise fortgesetzt werden konnten.

Bibliothek der Schweizer. Gesch. Einleitung zum VI., nach dem Tode des Verfassers herausgegebenen Bande (von J. J. Stapfer). – Schweizer. Museum, 1786, 33–46. – Lutz, Nekrolog der Deutschen, 202–203. – Conservateur Suisse 1817, T. VIII. 356 ss. – Biographie universelle, 1817, Vol. XIX. p. 337. – Ersch und Gruber’s Encyklopädie, 1827. – Walthard, Description de Berne 1827, S. 226–227. – Tillier, Berner Geschichte, Bd. V. 469. – Monatliche Nachrichten aus der Schweiz, 1783, S. 51–52. – Ueber die Bibl. d. Schw. Gesch. vgl. Göttinger gel. Anzeigen, 1785, S. 1143. – Allg. deutsche Bibliothek, Bd. LXV. – Lengnich, Beiträge zur Kenntniß seltener Bücher und Münzen, 1786, 2. Stück.