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Artikel „Weber, Therese“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 355–356, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weber,_Therese&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 20:46 Uhr UTC)
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Weber: Therese W., Malerin, geboren 1813 zu Nymphenburg, als die Tochter des Forstmeisters Friedrich Max W. Nach dem Verluste des Vaters adoptirte sie ihr Oheim General Freiherr v. Weber, welcher seine Nichte, da sie besondere Freude an der Malerei zeigte, durch die damals namhaftesten Meister wie Karl Rottmann, Chr. Morgenstern, Albrecht Adam in der Landschaft und im Thierstück ausbilden ließ. Trotz der Subvention ihres Oheim war ihre Jugend keine ganz sorglose, da sie aus Zartgefühl die Güte desselben nicht zu sehr in Anspruch nehmen wollte und deshalb neben dem fleißigsten eigenen Studium noch Privatunterricht bei Damen ertheilte. Sie pflegte übrigens nicht nur die Kunst, sondern auch die Wissenschaft, insbesondere Geschichte und Litteratur, auch beherrschte sie fast alle modernen Sprachen. So vereinte sich in ihr ein schönes Wissen mit gediegenem Können, auch bewies sie immer einen edlen Charakter, vereint mit wahrer Bescheidenheit. Für ihre Familie war sie ein Stolz, ihrer Mutter eine Stütze und ihrem Oheim eine dankbare Nichte und Tochter. Dreißig Jahre opferte sie ihm fast ausschließlich, begleitete ihn jährlich nach seinem Gute Rappoltsweiler im Elsaß; dort und in Lothringen entstanden viele schöne Studien und Bilder, meist Landschaften mit Thier-Staffagen, auch Scenen aus dem Innthale, eine Ansicht des Traunfalls u. dgl. Den Sommer verlebte sie meist im bairischen Gebirge, besonders zu Tegernsee. Hier wurde sie mit dem Botaniker Dr. Einsele bekannt, der sie auf die wunderbare Schönheit der Pflanzenwelt, insbesondere der Alpenflora aufmerksam machte. Nun begann sie unter seiner Leitung ein Herbarium zu malen, das später die ganze europäische Flora wissenschaftlich, botanisch und künstlerisch zugleich umfaßte. Durch die ihr eigene [356] sinnvolle poetische Gruppirung, durch ihre Wahrheit und Schönheit erwarb sie einen geachteten Namen als Künstlerin; W. Kaulbach nannte Therese W. die erste Blumenmalerin der Welt. Sie studirte die Natur der Blumen und Pflanzen in ihren kleinsten, tiefsten Geheimnissen, die Käfer und Schmetterlinge, ebenso die Gräser und Moose und reproducirte selbe voll Wahrheit und Frische. Unermüdlich sammelte sie neues Material, namentlich im Süden, wohin sie ihrer Gesundheit wegen beinahe alljährlich reiste. Sehr beliebt wurden ihre Fächermalereien auf weißer Seide, die in keinem feinen Damensalon fehlten und mit eminentem Geschmack und lebendiger Phantasie und geschmackvollstem Wechsel im Arrangement gemacht waren. Als „Vorlagen für Blumenmalerei“, insbesondere als Muster zum Bemalen von Fächern, Tellern, Kästchen veröffentlichte sie mehrere Hefte mit „Garten-, Feld- und Waldblumen“ und „Alpenflora“. Von ihren Reisen brachte sie stets eine reiche Ausbeute landschaftlicher Studien mit in ihren Skizzenbüchern und Zeichnungen, die in ihrer großartigen Auffassung lebhaft an Rottmann’s Poesie erinnerten. Außer ihm verkehrte sie mit Willers, Neureuther, Fischbach, Voltz, Steffan und Seitz, die an bestimmten Abenden ihre gerne gesehenen Gäste waren. Auch hatte sie immer einen Kreis von Schülerinnen um sich, denen sie eine unübertreffliche Lehrerin und Freundin blieb. Ihre einfachen, natürlichen Umgangsformen bei ihrer feinen, schöngeistigen Bildung, machten sie zum Liebling Aller die sie kannten, sie gewannen ihr die achtungsvollste Freundschaft sowohl in den höchsten Kreisen, wie bei den ärmsten Bewohnern der Berge, wo sie so gerne weilte. Sie war nicht nur Künstlerin, sondern in allen Dingen human und edel. Aus dem bairischen Gebirge nahm sie eine arme Waise zu sich, die sie wie eine Mutter erzog; begleitet von diesem Mädchen machte sie jährlich Reisen nach Italien, Frankreich, in die Schweiz, Reisen und Malen war ihr höchstes Vergnügen; in schönen Gegenden, in einsamen Wäldern und am Meeresstrande ganz der Kunst und ihren Studien obliegen zu können. Sie starb nach fünftägiger Krankheit an der Diphterie, am 30. December 1875 und wurde am ersten Tage des Jahres 1876 begraben.

Vgl. Nagler 1851, XXI, 190. – Kunstvereinsbericht f. 1875, S. 68.