ADB:Walther, Michael (Professor der Mathematik und Theologie in Wittenberg)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Walther, Michael jun.“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 120–121, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Walther,_Michael_(Professor_der_Mathematik_und_Theologie_in_Wittenberg)&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 04:37 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Walther, Philipp
Band 41 (1896), S. 120–121 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Michael Walther der Jüngere in der Wikipedia
Michael Walther der Jüngere in Wikidata
GND-Nummer 117132217
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|120|121|Walther, Michael jun.|Paul Tschackert|ADB:Walther, Michael (Professor der Mathematik und Theologie in Wittenberg)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117132217}}    

Walther: Michael W. jun., Mathematiker und lutherischer Theologe, † 1692. Als Sohn des (zu Celle 1662 verstorbenen) Lüneburgischen Generalsuperintendenten W. (s. o.) ist Mich. W. am 3. März 1638 in Aurich in Ostfriesland geboren. Im Alter von 16 Jahren bezog er die Universität in Helmstedt, drei Jahre darauf die in Wittenberg. Hier wurde er 1659 Magister der freien Künste, widmete sich aber zunächst der mathematischen Lehrthätigkeit und erhielt 1666 eine Professur der Mathematik daselbst. Nach dem Tode des Führers der damaligen Wittenbergischen Theologen, Abraham Calov’s, trat W. 1687 in die dortige theologische Facultät als vierter ordentlicher Professor ein und verblieb in dieser Stellung bis an seinen Tod 1692, am 21. Januar; er starb, noch nicht 54 Jahre alt. Vier Mal ist er verheirathet gewesen. Unter seinen Kindern gelangte ein aus dritter Ehe stammender Sohn Augustin Friedrich († 1746) als Professor der Medicin in Leipzig zu ansehnlicher Bedeutung. Als Theologe vertrat W. den Standpunkt der damaligen lutherischen Scholastik, als dessen charakteristischer Vertreter sein eigener Schwiegervater Deutschmann bekannt ist, in der Zeit nach Calov unter den Epigonen theologisch einer der engherzigsten.

Schriften Walther’s: Mathematische Disputationen: „Analecta mathematica“; „Diss. de Eclypsibus“; „De cometis“; „De longitudine geographica“; „De zona torrida“; „De aureo numero“; „De via sabbathi“. – Theologische Disputationen: „De fidei Nicenae veritate, antiquitate et necessitate“; „De iustitia inhaerente“, „Quid circa clavem ligantem liceat“; „De fide baptizatorum infantium“; „De Jesu ante Mariam“; „De catechizatione Veterum“; „De concursu Dei“; „De satisfactionis Christi certitudine ex Es. LIII, 5, 6, I. Tim. II, 5, 6 imprimis contra Socinianos“; „De ϑείας ϰοινωνία ϕύσεως ex 2. Petr. 1, 4“; „De abusu distinctionis inter praesentiam intimam et extimam“; „De disputationibus academicis“; „De dissimilitudine ortus nostri et Christi hominis“; „De Christi hominis ἀναμαρτησίᾳ“; „De novo legislatore Christo contra Socinianos et Arminianos“ und andere mehr. – Die von W. hinterlassenen Manuscripte anderer Werke sind von seinem Sohne, dem oben genannten Leipziger Professor Augustin Friedrich W., der dortigen Universitätsbibliothek geschenkt worden. Sie führen folgende Titel: „Universa philosophia, thetice, qua partem theoreticam methodo synthetica, qua partem practicam methodo analytica pertractata“; „Metaphysica didactico-polemica“; „Elementa arithmeticae et geometriae“; „Varia de cometis“; „Ἐγϰύϰλιος ἀγωγὴ εἰς τὰ μαϑήματα“; „Geographia mathematica“; „Dictata in Calovii theologiam positivam“; „Consideratio syncretismi quem Heideggerus molitur“; „De libris symbolicis ecclesiarum nostrarum“; „Brevis et hoc tempore necessaria admonitio“; „Institutiones Hebraeae“; „Collegium exegeticum in IV Evangelistas“; „Collegium exegeticum in loca biblica“; „Collegium Theologiae theticae“; „Isagoge in systema controversiarum anti-calvinisticarum“; „Systema controversiarum anti-calvinisticarum“; „Theologia polemica, ordine Koenigiano tractata“.

Vgl. Pipping, Memoriae Theologorum.Zedler, Universallexikon, [121] 52. Bd. (1747), Sp. 1857–1861. – Zur Charakteristik der geistigen Atmosphäre Walther’s: Aug. Tholuck, Der Geist der lutherischen Theologen Wittenbergs im Verlaufe des 17. Jahrhunderts (1852), S. 161–284, besonders die Schilderung Deutschmann’s S. 221 ff., aber auch die Abschnitte über die lutherische Scholastik, über die Verblendung der Wittenberger Theologen gegen die kirchlichen Mißstände, über ihre Streitsucht und Unduldsamkeit.