ADB:Walther, Friedrich Andreas

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Artikel „Walther, Friedrich Andreas“ von Ludwig Metz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 102–103, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Walther,_Friedrich_Andreas&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 21:35 Uhr UTC)
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Walther: M. Friedrich Andreas W., lutherischer Superintendent in Hanau, geb. am 26. Septbr. 1727 in Worms[1]; † am 26. (nicht am 16.) März 1769 in Hanau. Er war ein Sohn des D. Heinrich Andreas W. (s. u.), der damals als Prediger in Worms lebte, später aber Senior in Frankfurt wurde. Schon in jungen Jahren verrieth W. eine große Begabung. Erst fünfzehn Jahre alt bezog er bereits die hohe Schule. Zuerst studirte er in Gießen. Hier wurde er 1745 Magister. Ein Jahr später gab der, als ascetischer Schriftsteller bekannte Pastor Joh. Philipp Fresenius zu Frankfurt a. M. eine Sammlung von Gedichten heraus, die den achtzehnjährigen Magister zum Verfasser hatten. Sie trägt den Titel: „M. Fried. Andreas Walther’s Proben poetischer Uebungen in geistlichen und vermischten Gedichten, herausgegeben u. s. w. von Fresenius“. In seinen Begleitworten nennt der Herausgeber diese Proben „wohlgerathen“ und rühmt des Verfassers „schöne Gaben, seine ungeheuchelte Gottesfurcht und seinen unermüdeten Fleiß in den theologischen Wissenschaften“. Auch später ist W. noch auf dem Gebiete der Poesie thätig gewesen. 1748 erschien ein Gedicht von ihm, betitelt „Die Vorzüge der Stadt Frankfurt a. M.“, 1750 gab er seiner Schwester Sophie Eleonore Gedichte in Göttingen heraus und 1766 veröffentlichte er noch eine Sammlung „geistlicher Gedichte“ von sich selber.

Auch als theologischer Schriftsteller trat er früh hervor. Schon seine Gießener Inauguraldissertation (1745) behandelte ein theologisches Thema („De vera origine phrasium sacrarum videre et gustare mortem, ex lapsus historia Gen. II, 16, 17, III, 67 derivata et a diversis objectionibus vindicata, ad varia N. T. loca explicanda“). Ihr sind noch eine ganze Reihe von gelehrten Abhandlungen, theils in lateinischer, theils in deutscher Sprache, gefolgt, die sich auf nahezu alle Gebiete der gesammten Theologie erstrecken und in der That von dem unermüdeten Fleiße Walther’s ein rühmliches Zeugniß ablegen. Neben den wissenschaftlichen Schriften, Dissertationen, Monographieen, größeren Werken, stehen auch solche, deren Titel auf einen mehr praktisch-erbaulichen Inhalt schließen lassen, z. B. die „Kurze Abhandlung von der geistlichen Erfahrung und dem Unterschiede einer bloßen Erweckung und völligen Bekehrung für Anfänger im Christenthume“ [103] (1757). Walther’s hauptsächlicher theologischer Lehrer war L. v. Mosheim. Der Ruf dieses berühmten Theologen zog ihn 1745 nach Helmstedt, und die Gunst und Freundschaft, die der große Gelehrte dem strebsamen Schüler bald schenkte, bewogen diesen, 1747 seinem „Gamaliel“ nach Göttingen zu folgen. Hier blieb er fünf Jahre als Adjunct der philosophischen Facultät. Mit Mosheim aber stand er auch später noch in freundschaftlicher Verbindung; zwei seiner Bücher sind mit einer Vorrede des Kanzlers v. Mosheim erschienen (das eine enthaltend eine „Kurtz gefaßte Erklärung der 1. Epistel des H. Apostels Petri“, 1750, das andere betitelt „Die Forderungen der Vernunft und des Glaubens an das menschliche Geschlecht oder christliche Sittenlehre“, 1753).

1752 ging W., nunmehr fünfundzwanzig Jahre alt, als 0berpfarrer und Hofprediger nach Homburg v. d. H. Zehn Jahre später rief man ihn gleichzeitig nach Wiesbaden und nach Hanau. Den Ruf nach Hanau nahm er an. Er wurde dort zuerst Consistorialrath und Inspector der lutherischen Kirchen und Schulen in der Grafschaft Hanau, sowie erster Stadtprediger der Johanniskirche, zwei Jahre später aber, obwol noch kein Vierziger, Superintendent (1764). Als er dieses Amt fünf Jahre verwaltet hatte, ereilte ihn ein früher Tod (1769). Zu den Veröffentlichungen aus seinen letzten Lebensjahren gehören neben andern Arbeiten zwei Sammlungen von Predigtgrundrissen (über alle Sonn- und Festtags-Evangelien und -Episteln, 1760–1762, und über die gesammte Glaubens- und Sittenlehre der Christen, 1766) und sodann eine „Kurze Erklärung des Catechismi Lutheri zum Gebrauch der hess. hanauischen luth. Kirchen und Schulen mit Landesherrlicher Bewilligung“ (1765).

Nach Strieder’s Grundlage zu einer Hess. Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte, 16. Bd., hrsg. von Wachler, S. 463 ff. Siehe daselbst auch das vollst. Verzeichniß d. Walther’schen Schriften. – Meusel, Lexikon.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 102. Z. 24 v. o. lies: (statt Worms) nach Ausweis des Kirchenbuchs in Gießen, wo sein Vater damals als Magister und Lehrer am Pädagogium lebte. [Bd. 44, S. 573]