Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ungnad, Hanns von“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 306–308, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ungnad,_Hanns_von&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 12:08 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 39 (1895), S. 306–308 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2019, suchen)
Hanns von Ungnad in Wikidata
GND-Nummer 139112405
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|306|308|Ungnad, Hanns von|Franz von Krones|ADB:Ungnad, Hanns von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=139112405}}    

Ungnad: Hanns v. U., inneroe. Landstand und Regierungsmann (1429–1468). Das Adelsgeschlecht der U., dem man gemeinhin die Prädicate v. Weissenwolf und Sonneck beilegt, läßt sich urkundlich bis ins 13. Jahrhundert hinauf verfolgen. Hanns v. U. war der älteste von den fünf Söhnen Wülfing’s (Wolfhard’s), des Bruders Pancrazens v. U., dessen Reichthum und Kinderlosigkeit den Brudersöhnen zu Gute kommen sollte. Die Ueberlieferung des Hauses läßt ihn im J. 1429 mit dem Junggrafen Ulrich II. v. Cilli eine „Ritterfahrt“ durch Frankreich, England, Savoyen und Arragon „bis in die Heidenschaft zum dürren Baum“ (Algarbien?) unternehmen, wo sie den Ritterschlag empfangen haben sollen. Diese Angabe bezeichnet ihn bereits als „Hofmarschall“. Urkundlich erscheint er 1435 als „Diener“ d. i. Hofbediensteter des jungen Landesfürsten Innerösterreichs Herzog Friedrich V., aber im gleichen Jahre (Nov.) thatsächlich als „Rath“ des Herzogs neben Walther Zebinger, seinem Amtsgenossen. In dieser Eigenschaft gab Hanns v. U. seinem fürstlichen Herrn 1436 im Hochsommer das Geleite auf der Pilgerfahrt von Triest nach Jerusalem, wo sich der friedsame Sohn Herzog Ernst’s des Eisernen den Ritterschlag ertheilen ließ. Am 7. März 1437 bestellte Pancraz v. U. seinen letzten Willen und sicherte darin seinen Neffen eine reiche Erbschaft, die er noch geraume Zeit zu mehren Gelegenheit fand. Seit 1439 darf man Hanns v. U. mit Sicherheit als „Hofmarschall“ des seit 1436 der vormundschaftlichen Gewalt seines Tiroler Oheims Friedrich IV. enthobenen Habsburgers ansehen. Er stand bei Friedrich V., seit 1440 erwähltem röm.-deutschen Könige (Friedrich III.) in voller Gunst und gab ihm auch zur lang verzögerten Krönung in Aachen (17. Juni 1442) das Geleite. Sicher fällt schon in dieses Jahr die Belehnung mit der Kärtner Herrschaft Sonneck (einer Pfandschaft Parzival’s von Rabenstein), welche wir seither als Besitzprädicat der U. vorfinden, da die bezügliche Verleihungsurkunde [307] K. Friedrich’s III. als Datum 9. October „im dritten Jahre unsers Reiches“ trägt. Bald darauf vermählte sich Hanns mit Richarda, Tochter Wilhelm’s v. Steier-Perneck. Aeneas Silvius, der als Schützling des Kanzlers Kaspar Schlick Gelegenheit fand, die Verhältnisse des kgl. Hofes als feiner Beobachter zu durchdringen, nennt Hanns v. U., Hannes v. Neitperg und Walther Zebinger die Vertrauensmänner des Habsburgers, die den Einfluß eines Schlick weit überboten, sie die Verkörperung der „steiermärkischen Weisheit“ (sapientia styriaca), wie er ironisch hinzufügt. 1447 (1. Sept.) wurde Hanns v. U. „Kämmerer“ mit dem Seckauer Bischof, dem Kanzler Kaspar Schlick, Aeneas Silvius als Triester Bischof, Pancraz Rindscheidt und dem k. Leibarzte Jakob de Castro novo nach Oberitalien entsendet, um hier die deutsch-kaiserlichen Hoheitsrechte wieder aufzufrischen.

Als in Oesterreich 1451 die Bewegungspartei unter Eiczinger’s Führung (s. A. D. B. V, 778) die Lösung der vormundschaftlichen Gewalt K. Friedrich’s III. über Ladislaus Posthumus und den Abfall von Friedrich plante, richteten sich die Anklagen Eiczinger’s gegen jene drei Vertrauensmänner Friedrich’s, vor allem aber gegen U., dem Eiczinger anläßlich der vom Landesfürsten eingeleiteten Ablösung der Herrschaften Forchtenstein und Kobelsdorf im ungarischen Grenzgemärke aus dem Pfandbesitze Eiczinger’s die Ablegung eines falschen Zeugnisses vorwarf, Aeneas Silvius fügt die bezeichnende Glosse hinzu: „Landesüblich wäre bei solcher Sachlage der ritterliche Brauch des Zweikampfes. Aber dieses Ritterpaar halte sich weit mehr für Rathsgeschäfte als für den Gebrauch der Waffen geeignet und Keinem fiel es ein, diese Art des Beweises anzuwenden.“

U. und seine beiden Amtsgenossen riethen ihrem kgl. Herrn angesichts der durch das Maitberger Bündniß der Partei Eiczinger’s geschaffenen Sachlage entschieden ab, die geplante Romfahrt zu unternehmen. Doch beharrte Friedrich dabei und so finden wir dann auch U. im Gefolge des Habsburgers bei seiner Vermählung und Kaiserkrönung und unter den bevorzugten Vertrauensmännern seines Herrn. So wohnten nach der Angabe des Cardinalbischofs von Siena, Aeneas Silvius, der Besprechung Friedrich’s mit dem Papste außer dem Gewährsmanne nur Hanns U., Ulrich Sunnenberger und Ulrich Rieder bei.

Nach der Rückkehr aus Rom, woselbst U. den Ritterschlag von kaiserlicher Hand empfangen, handelte es sich darum ob der Kaiser, angesichts der Rüstungen seiner Gegner, den Weg nach Wien. Neustadt einschlagen, oder dies lieber vermeiden solle. Darüber wurde in Bruck a. d. M. berathen, gerathschlagt. Friedrich begab sich danach nach Wien-Neustadt, und nun machte sich der Groll der Gegner vor allem gegen U. Luft. Auch Graf Ulrich II. von Cilli, mit dem Kaiser zerfallen, gehörte zu Ungnad’s Feinden, da er in ihm die Ursache erblickte, daß seine Forderungen für den Kriegszug von 1448 gegen Pongrácz v. Sz. Miklós vor Holitsch unbefriedigt blieben, indem U. die zum Ersatz vom Cillier verlangte Stadt Bruck a. d. L. von Friedrich als Pfand zugesprochen erhielt. Hanns und sein nächst jüngerer Bruder Wolfgang U. sandten an Eiczinger einen Fehdebrief, den der Führer der Ständepartei mit einem langen Schmähbriefe wider den Kammermeister U. beantwortete. Darin werden dem Manne die schmählichsten Dinge: Herrschsucht, Hoffart eines Emporkömmlings, Habsucht und Käuflichkeit, Lug und Trug, Wollust u. s. w. vorgeworfen. U. begab sich mit diesem Schmähbrief, der gleichwol manches Körnchen Wahrheit enthalten mochte, zum Kaiser. Das Schriftstück wurde im Rathe der Krone verlesen und U. beantwortete es mit einem langen und breiten Gegenschreiben. – Als dann in der zweiten Hälfte des August 1452 das Heer der öster., böhm. und ungar. Ständepartei, welche die Lösung der Vormundschaft K. Friedrich’s III. über Ladislaus Posthumus erzwingen wollte, Wien. Neustadt einschloß, kam es zu einer Berathung der Sachlage [308] in der Hofburg allda (26. August). Hanns U. erklärte sich entschieden gegen die Auslieferung des kaiserl. Mündels und es erfolgte auch 27. August die abschlägige Anwort des Kaisers, worauf am 28. der Sturm der Belagerer auf die Festungsstadt begann. Am 4. September fand sich jedoch K. Friedrich bewogen, sein Mündel an den Grafen Ulrich v. Cilli bedingungsweise auszuliefern. Bemerkenswerth erscheint der Punkt, worin es heißt, Bruck a. d. L. werde Hanns U. ausliefern, sobald das Pfandgeld erlegt sei. Auf dem Wiener Landtage, welcher zwischen den österr. Ständen und dem Kaiser als gewesenem Vormunde des Landesfürsten eine Richtung schaffen sollte, finden wir unter Friedrich’s Sendboten auch U. – Im April 1457, zur Zeit als wegen des Cillier Grafenerbes K. Friedrich an Johann Witowec, dem Söldnerhauptmann und Rathe der Cillier einen ungeahnten Widersacher fand, weilte U. mit dem Kaiser in der Stadt Cilli. Friedrich entging wohl dem Handstreich des Witowec, da er sich auf die Burg O. Cilli begeben, aber seine Räthe, der Gurker Bischof, Hanns U. und dessen Bruder Georg wurden in der Stadt überfallen, festgenommen und dann auf das Schloß Greben gebracht. Sie mußten sich aus der Haft lösen. Zur Zeit der Belagerung K. Friedrich’s in der Wiener Hofburg durch die aufständischen Bürger (Herbst 1462) soll U. zur Befreiung des Kaisers beigetragen haben. Zum gleichen Jahre wird neuerdings seine Belehnung (2. Oct.) als „Kammermeister“ mit der Burgherrschaft Sonneck im Kärntner Jaunthale beurkundet. – Die Angabe, daß er eine zweite Ehe mit der Tochter des Hans von Frauenberg, Herrn zu Haag schloß, dürfte auf einer Verwechslung mit seinem Bruder Christoph beruhen. Sein bedeutendes Vermögen an Gütern und Baarschaft fiel an die Brüder, da ihn kein eigener Leibeserbe überlebte. Sein Tod wird 1468 angesagt. Sicher ist, daß er 1470 nicht mehr am Leben war.

Aen. Sylvius, hist. Friderici und die epp. ad familiares. – Ebendorfer, Chron. austr. – Mathäus Dresser, Ungnadische Chronica, darinnen der Herrn Ungnaden Ankunft, Außbreitung, Reisen und ritterliche Thaten … im Druck gefertiget … Leipzig 1601. – Tangl, Die Herrn von Weissenwolf, Ungnad genannt (Carinthia 1836 Nr. 6–17). – Chmel, Materialien z. österr. Geschichte und Gesch. K. Friedrich’s, I., II. Bd. – Kurz, Gesch. K. Friedrich’s, IV. Bd. – Muchar, Gesch. des Hz. St., VII. Bd. – Hermann, Gesch. Kärntens, I. Bd. – Voigt, Enea Silvio de’ Piccolomini und s. Zeit.