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Artikel „Turner, Robert“ von Alois Knöpfler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 24–25, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Turner,_Robert&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:26 Uhr UTC)
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Turner: Robert T., theol. doctor, Professor zu Ingolstadt, wurde geboren zu Barnstaple in der englischen Grafschaft Devonshire, wohin sein Vater von Schottland eingewandert zu sein scheint. Das Jahr seiner Geburt wird zwischen 1530 und 1540 anzusetzen sein. Nach Vollendung der nothwendigen wissenschaftlichen Vorbildung bezog T. die Universität Oxford, wo er sich mehrere Jahre dem Studium der Philosophie und Rhetorik widmete. Infolge der Gewaltthaten Elisabeth’s gegen die katholische Kirche verließ T., ehe er ein bestimmtes Ziel erreicht hatte, die Universität und gleich darauf (1569) sein Vaterland. Er begab sich zunächst nach Douai, wo er in dem erst kürzlich von Allen gegründeten englischen Colleg Rhetorik docirte (ep. 1 u. 78) und zugleich in englisch und lateinisch abgefaßten Schriften für die Rechte der schottischen Königin Maria Stuart eintrat. Hierdurch wurde der gleichfalls verbannte schottische Bischof von Roß, Johannes Leley auf ihn aufmerksam und rief ihn 1574 zu sich nach Paris. Die eben jetzt unter Heinrich III. aufs neue beginnenden Bürgerkriege bestimmten den Bischof 1575 nach Rom zu gehen, wohin er T. als Begleiter mitnahm. Hier setzte letzterer seine Studien fort und entschloß sich nun, Theolog zu werden. Durch Empfehlung des Bischofs Leley und des Cardinals Morone erhielt er Aufnahme ins Collegium Germanicum, wo er unter Leitung der Jesuiten Theologie studirte und dann die Priesterweihe und den theologischen Doctorgrad erhielt. Wol auf Empfehlung der Jesuiten kam T. nun nach Baiern. Mit einer Reiseunterstützung Herzog Wilhelm’s V. reiste er Ende 1579 nach München. Zunächst wurde er durch den Bischof von Eichstätt, Martin von Schaumberg, zum Vorstand des nach tridentinischen Vorschriften neu errichteten Seminars daselbst (Collegium Willibaldinum) bestellt. Im J. 1582 wurde er an die Universität Ingolstadt berufen, wo ihm unter dem 10. März 1582 die „lectio Oratoria et Ethica“ gegen 200 fl. jährliches Einkommen übertragen wurde. Außerdem war ihm am 10. Februar 1582 das Beneficium bei den Schwestern in „S. Johanns Regelhaus“ verliehen und er 1584 zum Regens des Georgianums bestellt worden. In letzterem Jahr war er in die theologische Facultät übergetreten und las nun über die casus conscientiae. Die Zeit Michaeli 1584 bis Georgi 1585 war er zum Rector der Universität erwählt worden („supplaudente potius quam suffragante toto senatu“, Matrik. d. Univ.). [25] Als Regens des Georgianums versuchte er mit größerer Strenge aufzutreten, vermochte sich aber auf die Dauer nicht zu halten. Bei Herzog Wilhelm V., der ihn zu seinem Rath ernannt hatte, stand T. eine Zeit lang in großer Gunst, verlor sie aber bald wieder, ohne daß wir erfahren, warum. Unter dem 14. Febr. 1587 wurde T. seiner Stelle als Universitätsprofessor auf sein Ansuchen enthoben. Er begab sich nun wieder nach Eichstätt zu seinem Gönner, dem Bischof von Schaumberg. Dieser verlieh ihm die Pfarrei Adelslohe zugleich mit Absenzlicenz, damit er in Eichstätt den Studien leben könnte. Nach dem Tode des Bischofs († am 28. Juni 1590), dem er eine stark panegyrische Leichenrede hielt, wollte er auch nicht mehr in Eichstätt bleiben. Mit päpstlicher Genehmigung vertauschte er seine Pfarrei an Friedrich Staphilus gegen ein Breslauer Kanonikat und verließ 1593 Eichstätt für immer. Auch in Breslau verweilte T. nicht lange. Erzherzog Ferdinand von Steiermark, der ihn in Ingolstadt kennen gelernt hatte, ernannte ihn zu seinem lateinischen Secretär. So kam T. nach Graz, wo er am 28. November 1599 starb und auch seine letzte Ruhestätte fand. Seine Bibliothek hatte er vor seinem Weggang von Eichstätt 1592 den Jesuiten in Ingolstadt vermacht, wohin sie nach seinem Tode auch gebracht wurde.

Die litterarische Thätigkeit Turner’s ist nicht von Bedeutung; eigentliche Werke oder auch nur größere Abhandlungen hat er nicht verfaßt. Seine Schreibweise ist überaus schwülstig, manierirt und classisch affectirt. Zu seinen Lebzeiten erschienen im Druck Ingolstadt 1584: XIV orationes verschiedenen Inhalts; drei kleinere Homilien (commentationes); zwei orationes funebres (auf Caspar Frank, Professor in Ingolstadt 1584 und auf Bischof Martin v. Schaumberg, Eystad. 1590); duo panegyrici sermones (auf Gregor v. Nazianz und Triumphus bavaricus); De morte Edmundi Campiani S. J. und Maria Stuarta, Regina Scotiae … martyr ecclesiae, innocens a caede Darleana, Ingolst. 1588. Nach seinem Tode sammelten die Jesuiten in Ingolstadt seinen litterarischen Nachlaß und edirten als Posthuma, Ingolstadt 1602, 17 Reden, 7 Tractate und 200 Briefe.

Johannes Pitheus, De rebus anglicis. T. 1. Parisiis 1619, p. 798. – A. Wood, Athenae Oxon. I, p. 258. – Kobolt, Bayer. Gelehrtenlex. Landshut 1795, S. 700. – A. Strauß, Viri etc., quos Eichstadium vel genuit vel aluit, Eichst. 1799, p. 437. – C. Prantl, Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität etc. München 1872. I. u. II. Bd.