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Artikel „Treuer, Wilhelm“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 583–584, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Treuer,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 21:19 Uhr UTC)
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Treuer: Wilhelm T. (das seinem Taufnamen vorgesetzte „M“ bedeutet: Magister), theologischer und schönwissenschaftlicher Schriftsteller, wurde am 11. Februar 1632 zu Beskow geboren, wo sein Vater Bürgermeister war; seine Stammväter mütterlicherseits aber waren die Spangenberge, Johann und Cyriacus. Im J. 1652 wurde er zum Subconrector und 1653 zum Subrector des Berlinischen Gymnasiums zum grauen Kloster, 1660 zum Diakonus in Beskow ernannt, 1672 aber nach Frankfurt a. O. zum Prediger an der Unterkirche und 1673 als solcher an die Oberkirche berufen, bei welcher er 1676 in das Archidiakonat einrückte und in welchem Amte er am 20. März 1711, im 80. Jahre seines Lebens starb. Nach Wetzel, Historische Lebensbeschreibung der berühmten Liederdichter. Herrnstadt 1724. Th. III, S. 311 war er auch ein „gekrönter teutscher Poet, genannt Kaiserlob“. Sein Bildniß hängt zu Frankfurt a. O. in der Oberkirche unweit des Hochaltars. Unter seinen Schriften, deren größte Zahl Abdankungen und Leichenpredigten sind und in der Bibliothek des grauen Klosters zu Berlin sich befinden, ist für die Geschichte der deutschen Litteratur und speciell für deren Sprüchwörterkunde bemerkenswerth sein „Deutscher Dädalus“, ein poetisches Lexikon mit einer Vorrede von August Buchner. Franckf. a. O. 1660, 2 Bände, und Berlin 1675 (in München), von welchem schon E. Neumeister, De Poët. germ., p. 106 mit Recht sagt: „caute quidem et cum judicio versandum“. Das Buch soll nämlich dem deutschen Poeten aus der Noth helfen, wenn ihm die Gedanken sowohl als auch die Worte fehlen. Darum sind die Wörter, die in einem Gedichte etwa vorkommen mögen, zum Nachschlagen alphabetisch geordnet und bei den Substantiven die wichtigsten Epitheta beigefügt, z. B. daß der Aal „der schlüpferige, gleichgeschlangte, schlangengleiche, walzige, glatte, schuppenlose, schlüpferig-schnelle“ und mit anderen [584] Beiwörtern poetisch bezeichnet werden könne. Dann folgen bei jedem Artikel, um dem Poeten auch Gedanken an die Hand zu geben, Beispiele aus den Werken Opitz’s und den damals beliebten Opitzianern. Aehnliche Hülfsmittel erschienen um dieselbe Zeit von Gottfr. v. Peschwitz, Jüngsterbauter Hochteutscher Parnaß. Jena 1663, und besonders G. Ph. Harsdörffer’s Poetischer Trichter. 3 Bände. Nürnberg 1648–1653. So werthlos allerdings Treuer’s Dädalus an und für sich ist, so werthvoll und reich ist er an seltenen und anderer Orten selten vorkommenden Sprüchwörtern, sprüchwörtlichen Redensarten und Vergleichungen.

Küster, Altes und Neues. Berlin, Thl. I, S. 962. – M. Dieterich, Berlinische Kloster- und Schul-Historie. Berlin 1732, 8°, S. 330. – Jöcher.