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Artikel „Stuntz, Johann Baptist“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 758–759, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stuntz,_Johann_Baptist&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 17:20 Uhr UTC)
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Stuntz: Johann Baptist St., Landschaftsmaler und Lithograph, geboren 1753 zu Arlesheim im Bisthum Basel. kam, da sich sein ungewöhnliches Talent zur Landschaftsmalerei offenbarte, frühzeitig zur Kunst. Mit dem Maler Johann Hartmann zu Biel edirte St. eine Reihe Schweizeransichten in Gouache, worunter die Ansicht der St. Petersinsel im Bielersee vielen Beifall fand. Auch 18 Ansichten des englischen Gartens zu Arlesheim, die ebenfalls colorirt erschienen, errangen Theilnahme und Lob. Leider unterbrach die französische Revolution diese erfreuliche Thätigkeit, und St. mußte noch als Mann in den Dreißigern einige Jahre in den Reihen der fränkischen Armee dienen. Im J. 1802 beschloß er zu Straßburg eine Folge von malerischen Rheinansichten herauszugeben, wovon jedoch nur zwei Blätter durch Stich vervielfältigt wurden; auch betrieb er bis 1808 einen kleinen Kunsthandel. Um diese Zeit verließ er Straßburg und zog mit seiner Familie nach München, wo sein am 23. Juli [759] 1792 zu Basel geborner Sohn, der nachmals als Componist und Capellmeister berühmte Joseph Hartmann St., durch König Maximilian eine Stelle erhielt, während die Schwester Elektrine St. (s. A. D. B. VII, 364) unter der Leitung des Vaters sich der Kunst widmete. Vater und Tochter bethätigten sich an der damals rasch aufblühenden Erfindung der Lithographie. Elektrine zeichnete an 100 Blätter, alle nach eigener Erfindung, auf Stein (vgl. Ferchl, Geschichte der ersten lithogr. Kunstanstalt, 1862, S. 69), welche durch die von ihrem Vater errichtete Presse in den Handel kamen. St. druckte auch einen Theil der sog. „Oeuvres lithographiques“, welche Strixner und Piloty nach den alten Handzeichnungen des Kupferstichcabinets herausgaben. St. wurde sogar einer der Theilnehmer dieses Geschäfts, trat aber aus der Gesellschaft, als Chr. v. Mannlich (nach dem Abgange des Baron v. Aretin) die Leitung übernahm. St. besorgte auch eine neue Ausgabe von Dürer’s Handzeichnungen zu Kaiser Maximilian’s sog. Gebetbuch, und fügte das polyglotte Vater Unser bei (unter dem Titel: „Oratio Dominica Polyglotta“, auch mit englischem Titel, London 1817); St. hatte jedoch nicht Dürer’s Originale vor sich, sondern copirte nur Strixner’s Platten, wozu seine Tochter Elektrine viele Blätter auf Stein umzeichnete (vgl. über den ganzen weitverzweigten Handel die interessante Beleuchtung in Nagler’s Lexikon XVII, 487 und 522) und einige derselben auch mit ihrem Namen bezeichnete. St. malte noch einige Landschaften in Oel, fertigte allerlei Ansichten in Aquatinta und Gouache, blieb dann aber als Künstler unthätig. In seinem am sog. Anger gelegenen Hause trieb er viele Liebhabereien und cultivirte z. B. großartige „Krippenbauten“ zur Weihnachtszeit, eine damals schon gerne betriebene Kleinkunst, welche auch heute noch stark florirt. Seine Tochter Elektrine erwarb als Malerin einen geachteten Namen und wurde 1823 die Gattin des königl. Kämmerers und Vice-Oberststallmeisters Wilhelm Freiherrn v. Freyberg-Eisenberg; sie starb am 2. Januar 1847 auf ihrem Landgut in Thalkirchen bei München, woselbst 1836 ihr Vater sein hochbetagtes Alter beschlossen hatte.

Vgl. Nagler’s Lexikon 1847, XVII, 522 und die Erinnerungen der Malerin Louise Seidler, herausgegeben von H. Uhde, S. 200 ff. Leipzig 1874.