Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stoke, Melis“ von Ernst Martin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 323–324, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stoke,_Melis&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 20:34 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Stöhrer, Emil
Nächster>>>
Stokhem, Joannes
Band 36 (1893), S. 323–324 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Melis Stoke in der Wikipedia
Melis Stoke in Wikidata
GND-Nummer 118938460
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|323|324|Stoke, Melis|Ernst Martin|ADB:Stoke, Melis}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118938460}}    

Stoke: Melis St., holländischer Dichter. In seiner Reimchronik von Holland nennt er sich in der Zueignung am Schlusse des X. Buchs den armen clerc des Grafen Wilhelm III.; der Eingang des I. Buches wendet sich an Graf Florens V. Durch das ganze Werk zieht sich die innige Verehrung des Grafengeschlechtes, doch nicht ohne ein freies Urtheil über die Thaten der Einzelnen. Die ersten Theile, welche bis ins III. Buch hinein auf der Egmonder Chronik[WS 1] beruhen, dann aber sehr flüchtig über die Ereignisse hingehn, sind etwa 1284 bis 1286 verfaßt; die letzten, welche bis 1305 reichen, erzählen auf Grund eigner Erinnerung, und hier erhält die Chronik den Werth einer Originalquelle. Uebereinstimmungen mit Maerlant’s Spieghel historial sind so zu erklären, daß dieser St. benutzte. Doch kannte St. seinerseits Maerlant’s ältere, romanhafte Gedichte von Alexander, Merlin und wohl auch seinen Trojanerkrieg; er entlehnte ihnen manche Wendung, manchen Reim. Er selbst erzählt im ganzen einfach und trocken, doch nicht ohne Antheil, z. B. wo er von der Ermordung Florens’ V. (1296) spricht. Gelegentlich wirft er auch einen Blick auf die deutsche Reichsgeschichte, wozu beim König Wilhelm von Holland besondere Veranlassung war. Seine historische Bedeutung zog ihm früh die Aufmerksamkeit der Herausgeber zu: 1591 erschien ein Druck in Folio zu Amsterdam, von H. L. Spieghel veranstaltet, von Janus Dousa bevorwortet; von den späteren Ausgaben hat die von Balth. Huydecoper, Leiden 1772, 3 Bände 8°, durch den sprachlichen Commentar sich ein vorzügliches Verdienst um die Kenntniß des Mittelniederländischen erworben. 1885 hat W. G. Brill in den Werken van het hist. Genootschap eine neue Ausgabe besorgt, nachdem er bereits früher auf historische Irrthümer des Chronisten hingewiesen hatte.

[324] Litterarhistorische Würdigung am besten in W. J. A. Jonckbloet, Geschiedenis der nederlandsche Letterkunde, 3. uitg. Groningen 1885 2, 153 fg. – Vgl. Louis D. Petit, Bibliographie der middelnederlandsche Taal-en Letterkunde, Leiden 1888, Nr. 544.


Anmerkungen (Wikisource)