Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stöhrer, Emil“ von Robert Knott in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 322–323, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:St%C3%B6hrer,_Emil&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 17:22 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Stoke, Melis
Band 36 (1893), S. 322–323 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Emil Stöhrer in der Wikipedia
Emil Stöhrer in Wikidata
GND-Nummer 117265101
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|322|323|Stöhrer, Emil|Robert Knott|ADB:Stöhrer, Emil}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117265101}}    

Stöhrer: Emil St., geboren am 25. September 1813 zu Delitzsch bei Leipzig, Provinz Sachsen, als Sohn eines Arztes, † am 25. August 1890. St. besuchte die Landesschule in Pforta und trat nach abgelegtem Abiturientenexamen bei dem namhaften Leipziger Mechaniker Johann Gottlieb Wießner in die Lehre, dessen wissenschaftliche Instrumente großen Ruf genossen. Nach erfolgter technischer Ausbildung ging er auf die Wanderschaft; Paris vollendete seine praktische Bildung. Er kehrte sodann nach Leipzig zurück, wo er eine Tochter Wießner’s als Gattin heimführte und in das Geschäft seines Schwiegervaters eintrat, das er nach des letzteren Tode (20. December 1842) allein übernahm. 1863 übergab er dieses seinem Sohne Emil (geboren am 1. März 1840 in Leipzig). Er selbst gründete in Dresden ein zweites Geschäft, speciell für elektrotherapeutische Apparate, das er 1880 ebenfalls seinem Sohne übergab. Nach dem Tode des letzteren (26. December 1882) mußte er beide Geschäfte wieder übernehmen. Im J. 1859 hatte ihm die Universität Jena honoris causa die Doctorwürde verliehen.

St. construirte weit verbreitete Batterien und Inductionsapparate. Den Elektro-Magnetismus verwendete er praktisch, indem er sich eine Maschine baute, auf der er nach Connewitz fuhr. 1844 vervollkommnete er die magneto-elektrischen Maschinen, indem er mehrere sogenannte magnetische Magazine, meist [323] drei oder vier, in einen Kreis aufstellte und diesen ebenso viele Elektromagnete gegenüberbrachte, die an eine gemeinschaftliche Achse befestigt, mit derselben drehbar waren. Diese Stöhrer’sche Maschine ist in Deutschland lange für die geeignetste zur Erzeugung starker Ströme angesehen worden und hat für die aufgehende Sonne im „Propheten“ auf deutschen Bühnen vorzugsweise die Kraft geliefert. 1846 construirte er den ersten mit Wechselströmen eines Magnetinductors betriebenen Zeigertelegraphen, auch einen elektrochemischen und elektromagnetischen Doppelschreiber. In seinen Mußestunden beschäftigte sich St. gern mit Musik und mit dem Bau musikalischer Instrumente; in dieser Beziehung ist besonders hervorzuheben ein Pianino mit Harmonium und ein höchst originelles Saiteninstrument in Pianinoform mit Klaviatur; dasselbe ersetzte ein vollständiges Streichorchester und wurde von verschiedenen Besuchern der Ausstellungen in Paris und Wien als das Vollkommenste seiner Art gerühmt.

In der letzten Zeit seines Lebens war Stöhrer’s Geist umnachtet. Er starb am 25. August 1890. Abhandlungen in Poggendorff’s Annalen der Physik und Chemie LXI, 1844: „Einige Bemerkungen über die Construction magneto-elektrischer Maschinen, und Beschreibung der zusammengesetzten magneto-elektrischen Maschine“; ibid. LXIX, 1846: „Einige Versuche, diejenige Kraft, welche die elektrische Spirale auf einen in derselben befindlichen Magnet ausübt, zu rotirender Bewegung anzuwenden“; ibid. LXXVII, 1849: „Beiträge zur Vervollkommnung des magneto-elektrischen Rotations-Apparates; mit Bezug auf ähnliche Beiträge des Hrn. Dr. Sinsteden“ (vgl. hierzu Band 76, S. 29 u. 195); „Ueber Anwendung der magneto-elektrischen Maschinen und constanten Säulen zur Elektrotelegraphie“; ibid. XCVIII, 1856: „Ueber einen verbesserten Induktionsapparat.“

Poggendorff, Biographisch-litterarisches Handwörterbuch. – Rosenberger, Geschichte der Physik. – Orig.-Mittheilung.