Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stiefel, Esaias“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 173–174, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stiefel,_Esaias&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 11:20 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Stiedenroth, Ernst
Nächster>>>
Stieff, Christian
Band 36 (1893), S. 173–174 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Esaias Stiefel in der Wikipedia
Esaias Stiefel in Wikidata
GND-Nummer 118755277
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|173|174|Stiefel, Esaias|Paul Tschackert|ADB:Stiefel, Esaias}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118755277}}    

Stiefel: Esaias St., evangelischer Schwärmer, † 1627. St. war seinem Berufe nach Kaufmann und Weinschenk zu Langensalza in Thüringen, hat sich aber als religiöser Schwärmer einen Namen gemacht. Wie er zu seinen sonderbaren [174] Ansichten gekommen ist, weiß man nicht; aber von 1604 an bis 1625 hat er nicht nur dem Superintendenten Tilesius in Langensalza, sondern auch dem Rathe der Stadt daselbst und den Behörden des Landes durch wiederholte Verhöre viel Noth gemacht; Verwarnungen sind ihm widerfahren; als sie nichts nützten, trafen ihn Geldstrafen und Haft. 1607 war er von Langensalza nach Erfurt, darauf von da nach Gispersleben gezogen, ohne Ruhe zu finden; sechs mal hat er seine Lehren widerrufen, aber sich endlich mit der lutherischen Lehre ausgesöhnt und ist 1627 am 12. August als lutherischer Christ gestorben. Als Genossen seiner Bestrebungen hatte er seinen Neffen Ezechiel Meth gewonnen, der indeß auch davon abkam und 1640 in der lutherischen Kirche gestorben ist. Lehre und Leben beider ist unzertrennlich verbunden gewesen. Die Quellen der Lehre Stiefel’s sind vorzüglich seine „Zehn christliche und gottselige Traktätlein“ (Danzig 1622 in 12°). Die Titel einiger anderen Schriften von St. gibt Arnold (s. unten) S. 49 an (nämlich eine Apologie gegen Weber 1624 und eine gegen Piscator, Prof. in Herborn). St. erkennt nur Christus selbst als das lebendige Wort an; das geschriebene Wort der Bibel wird dagegen von ihm verachtet, demgemäß auch jeder „Dienst am Wort“, Predigt und Predigtamt, und äußere heilige Handlungen, Taufe und Abendmahl – alles wird von ihm verworfen, also der Spiritualismus der Wiedertäufer und Schwenkfeld’s erneuert. Es kommt nach St. alles wahre Christenthum nur aus dem lebendigen Worte Gottes oder dem Geiste; aber der aus dem Geiste wiedergeborene Christ erfüllt nun auch das Gesetz Gottes vollkommen; die Gemeinschaft dieser Christen ist die wahre Kirche; sie sind der Welt bereits abgestorben, genießen das ewige Leben schon jetzt; Auferstehung der Todten und ein jenseitiges ewiges Leben gibt es nicht. „Ein neugeborner Christ ist selbst ein beständiger Gottmensch“, er selbst, St., ein neuer offenbarter Christus; in solchen excentrischen Ausdrücken verherrlichte er sich selbst. (Bei Arnold, s. u., S. 48.)

Zu vgl. Gottfried Arnold, Unpartheiische Kirchen- und Ketzerhistorie III. u. IV. Theil, Frankf. 1729, 4°, S. 32–52; hier werden die Langensalzaer und Erfurter Acten benutzt, sodaß die Excerpte Arnold’s Quellenwerth haben. – C. F. Göschel[WS 1], Chronik der Stadt Langensalza in Thüringen. Bd. II, 1818, S. 310, und desselben Artikel „Meth (Ezechiel)“ in Herzog’s Realencyklopädie, 2. A., Bd. 9 (1881), S. 679 ff. (neben Arnold von mir benutzt). Ausführlicher sind die Artikel „Meth“ und „Stiefel, Esaias“ in der 1. Aufl. der Real-Encykl. Unter seinen Gegnern befand sich auch Jakob Böhme. Excerpte aus ihm inbezug auf Stiefel bei Arnold a. a. O. S. 50.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: L. F. Göschel