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Artikel „Steinacker, Gustav“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 675–676, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Steinacker,_Gustav&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 07:48 Uhr UTC)
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Band 35 (1893), S. 675–676 (Quelle).
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Steinacker: Gustav St., theolog. und belletristischer Schriftsteller, wurde am 1. März 1809 zu Wien geboren. Da er frühzeitig nach Ungarn kam, erhielt er daselbst und zwar in Preßburg und Käsmark die erste Ausbildung, worauf er sich dem Studium der Theologie zuwendete und daneben auch die Litteratur Ungarns eifrig verfolgend, an den Universitäten zu Wien und Halle seine Studien beendete. Zunächst war St. auf pädagogischem Gebiete thätig und leitete die deutsche Töchterschule in Debreczin, später wurde er Pfarrer zu Göllnitz (Preußen), von 1846 an Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Triest, wo er eine Schrift über „Das Presbyterial- und Synodalwesen der evangel. Kirche“ 1848 veröffentlichte, infolge seiner politisch-religiösen Haltung in demselben Jahre jedoch sein Amt verlor. Eine Wahl zum Prediger in Hannover wurde vom Consistorium nicht bestätigt. St. lebte von 1854 an in Weimar, von wo aus er drei Jahre später endlich wieder eine feste Anstellung erreichte, indem er zum Pfarrer in dem nahen Buttstädt ernannt wurde, dort wirkte er mit theologischen, pädagogischen und belletristisch-litterarischen Arbeiten und hauptsächlich mit Studien auf dem Gebiete der Litteratur Ungarns beschäftigt nahezu 20 Jahre, bis ihn am 7. Juni 1877 ebendaselbst der Tod ereilte. – Als theologischer Schriftsteller trat St. außer der oben genannten Schrift mit mehreren Sammlungen von Predigten (1839, 1848, 1857) sowie mit einigen einzeln erschienenen Kanzelreden auf, auch verfaßte er mehrere polemische Schriften über die Synodal- und Bekenntnißfrage der Protestanten und gab „Predigten und Amtsreden namhafter Kanzelredner“ (1865 ff.) heraus. Auf pädagogischem Gebiete sind seine „Bilder, Studien und Klänge aus dem Bereiche des Elternhauses und Kindergartens“ (Halle 1868) beachtenswerth, auch hatte er schon 1842 eine „Weibliche Berufs- und Umgangslehre“ edirt. Im J. 1847 erschienen „Herzensklänge“, eine Auswahl eigener Dichtungen in hübscher Form und von warmer Empfindung. Eine Erinnerungsgabe an die hundertjährige Geburtstagsfeier Karl August’s bildet die Schrift: „Weimars Genius“ (1857). – Die meiste Aufmerksamkeit in weiteren litterarischen Kreisen jedoch erregten Steinacker’s Uebersetzungen aus dem Ungarischen, durch welche er zunächst auf den reichen Schatz von Poesie der ungarischen Dichter aufmerksam machte, welcher damals für das deutsche Publicum noch schwer zugänglich erschien. So bot er schon 1835 die Anthologie „Harfentöne aus dem Ungarlande“, im J. 1840 die Blumenlese auf dem Felde der neueren magyarischen Lyrik: „Pannonia“, wobei er sich als gewandter und geschmackvoller Uebersetzer erwies. Er übertrug aus dem Ungarischen ferner Nic. Jósika’s: „Abafi“ (1838) sowie dessen „Zrinyi der Dichter“ (1844). Besonders verdient machte sich St. durch seine Uebertragung von Franz Toldy’s vortrefflichem Werke: „Geschichte der ungarischen Dichtung von den ältesten Zeiten bis [676] auf A. Kisfaludy“, welche 1863 erschien und der gewissermaßen als Ergänzung die ebenfalls mit litterarhistorischen Noten und Anmerkungen reich versehene Zusammenstellung und Uebertragung der „Ungarischen Lyriker von A. Kisfaludy bis auf die neueste Zeit“ (1875) folgte. Manche seiner Uebersetzungen sind unter dem Pseudonym G. Treumund erschienen.

Wurzbach, Biogr. Lexikon XXXVIII. – Brümmer, Lexikon d. deutschen Dichter u. Prosaisten d. 19. Jahrh.