ADB:Stein, Georg Wilhelm (Mediziner)

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Artikel „Stein, Georg Wilhelm“ von Franz von Winckel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 613, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stein,_Georg_Wilhelm_(Mediziner)&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 19:55 Uhr UTC)
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Stein: Georg Wilhelm St., der ältere, wurde am 3. April 1737 in Kassel geboren, besuchte das Collegium Carolinum in seiner Vaterstadt und bezog 1756 die Universität Göttingen, wo ihn besonders Röderer zum Studium der Geburtshülfe anregte. Er promovirte am 29. März 1760 auf Grund seiner Inaugural-Dissertation: „De signorum graviditatis aestimatione“, und ging dann über Straßburg, wo er bei Fried d. ält. einen Monat blieb, nach Paris. Hier wurde Levret sein Lehrer. 1761 kehrte er nach Kassel zurück und erwarb sich sehr bald eine ausgedehnte Praxis. 1763 schrieb er ein Programm über die Indicationen und Bedeutung der Wendung und wurde noch in demselben Jahre zum Director der in Kassel neu errichteten Entbindungsanstalt ernannt, welche für den Unterricht der Schüler des Collegium Carolinum und der Hebammen bestimmt war. 1764 wurde er Mitglied des Medicinalcollegiums, 1766 Hofmedicus; 1767 schrieb er ein zweites Programm, dieses Mal über die Bedeutung und den Werth der Zange, dem er 1771 noch ein weiteres über dasselbe Thema folgen ließ. 1770 erschien sein „Lehrbuch der Geburtshülfe“, welches bis 1808 sieben Auflagen erlebte. Er erfand den ersten deutschen Beckenmesser 1772, construirte auch einen neuen Geburtsstuhl, gab ein neues Perforatorium an und machte zwischen 1772 und 1780 drei Mal den Kaiserschnitt, darunter ein Mal bei einer Osteomalacischen. Er präcisirte die Indicationen für diese Operation auf Grund der genauesten Beckenmessung. 1780 publicirte er die ersten Resultate über die bis dahin ausgeführten Fälle von Synchondrotomie in dem medicin. Wochenblatt von Reichardt, Bd. I, S. 141. 1792 wurde die Kasseler Entbindungsanstalt nach Marburg verlegt und der inzwischen zum Oberhofrath ernannte St. zugleich Director derselben und ordentl. Professor der Geburtshülfe in Marburg. Ursprünglich den Lehren Levret’s folgend, hat er sich doch bald von denselben theilweise emancipirt und mancherlei Neuerungen und Verbesserungen in seinem Fache, allerdings hauptsächlich in dem operativen Theil desselben, herbeigeführt. F. B. Osiander nannte ihn mit Enthusiasmus seinen geliebten Lehrer; außerdem sind unter seinen Schülern noch Ed. v. Siebold und sein Neffe und Nachfolger G. W. St. (s. S. 614) zu nennen. Er starb am 24. Septbr. 1803.

F. B. Osiander, Litter. pragmat. Gesch. der Entbindungskunst S. 352. – Ed. v. Siebold, Versuch einer Gesch. der Geburtshülfe II, 451–460. – Gurlt-Hirsch’s Biograph. Lexikon V, 521.