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Artikel „Gurlt, Ernst Julius“ von Otto Hildebrand in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 645–646, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gurlt,_Ernst_Julius&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 18:17 Uhr UTC)
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Band 49 (1904), S. 645–646 (Quelle).
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Gurlt: Ernst Julius G. wurde am 13. September 1825 als Sohn des bedeutenden Thierarztes Ernst Friedrich G. in Berlin geboren.[1] Er studirte Medicin und machte nach beendigtem Studium mehrjährige Reisen ins Ausland. Dann wurde er Assistent an der chirurgischen Klinik v. Langenbeck’s und wirkte dort vier Jahre. 1853 habilitirte er sich in Berlin als Privatdocent und wurde 1862 daselbst außerordentlicher Professor der Chirurgie. Besonderes Interesse hatte für G. die ärztliche Thätigkeit im Kriege und er stützt sich in seinen zahlreichen Arbeiten in diesem Gebiet auf reiche persönliche Erfahrung, da er die Feldzüge 1848, 1864, 1866, 1870/71 mitmachte. Seine Vorlesungen veranlaßten ihn zu seinem „Leitfaden f. Operationsübungen am Cadaver“. Sein Hauptinteresse aber war das Gebiet der Krankheiten und Verletzungen der Knochen und Gelenke, über welches er wiederholt bedeutende Arbeiten veröffentlichte. Leider hat er sein großes, allgemein bekanntes „Handbuch der Lehre von den Knochen und Gelenken“ nicht vollendet. – G. war kein praktischer Chirurg, seine Neigungen gingen speciell auf die litterarische Thätigkeit des Mediciners. Er war Mitarbeiter und Mitredacteur vieler medicinischer Zeitschriften, für die er zahlreiche Abhandlungen schrieb.

[646] Zeigen schon die genannten chirurgischen, wissenschaftlichen Arbeiten eine außerordentliche Gründlichkeit in der litterarischen Behandlung des Stoffes, so hat er mit Hülfe dieser Eigenschaft ein ganz grundlegendes Werk geschaffen, wie es einzig in der chirurgischen Litteratur dasteht, seine „Geschichte der Chirurgie und ihrer Ausübung bis zur Renaissance“.

Arbeiten: Diss. Berlin „Die Knochenveränderungen bei Rhachitis“, „Beiträge zur vergleichenden pathol. Anatomie der Gelenkkrankheiten“, Berlin 1853; „Ueber einige durch Erkrankungen der Gelenkverbindungen verursachten Mißstaltungen des menschlichen Beckens“, Berlin 1854; „Ueber die Cystengeschwülste des Halses“, Berlin 1855; „Ueber den Transport Verwundeter und Kranker im Kriege“, Berlin 1859; „Handbuch der Lehre von den Knochenbrüchen“, Bd. 1 und 2, Lieferung 1 und 2, ebd. 1862–1865; „Leitfaden f. Operationsübungen am Cadaver“, ebd. 1862; „Militärchirurgische Fragmente“, ebd. 1864; „Abbildungen zur Krankenpflege im Felde“, ebd. 1868; „Zur Geschichte der internationalen und freiwilligen Krankenpflege im Kriege“, Leipzig 1873; „Die Kriegschirurgie der letzten 150 Jahre in Preußen“, Berlin 1875; „Die Gelenkresektionen nach Schußverletzungen, ihre Geschichte, Statistik und Endresultate“, Berlin 1879; „Geschichte der Chirurgie und ihrer Ausübung–Volkschirurgie–Alterthum–Mittelalter–Renaissance“, 3 Bde., Berlin.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. Gurlt, Ernst Jul. XLIX 645 Z. 16 v. u. l.: † daselbst am 9. Jan. 1899. [Bd. 56, S. 397]