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Artikel „Stögmann, Karl“ von Franz Ilwof in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 542–543, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:St%C3%B6gmann,_Karl&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:00 Uhr UTC)
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Stögmann: Karl St., Historiker, geboren 1834 in Wien, studirte an der Universität daselbst und war 1855–1857 einer der ersten Zöglinge des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. Im Herbst 1856 arbeitete er im k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv an einer Biographie des Cardinals Cles, Bischofs von Trient. Dies mag ihn veranlaßt haben, sich um eine im Archiv freigewordene Officialstelle zu bewerben. In Anbetracht seiner bereits ansehnlichen historischen Kenntnisse und auf Empfehlung seines Lehrers, des verdienstvollen Historikers Universitätsprofessor Dr. Albert Jäger, wurde ihm unter dem 8. August 1857 eine Conceptsofficialstelle im k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv verliehen.

An historischen Arbeiten waren aus seiner Feder bereits erschienen: eine Untersuchung „Johannes Victoriensis und Peter von Königsaal, zwei Geschichtsschreiber des XIV. Jahrhunderts. Historische Studie“ (in den Oesterreichischen Blättern für Literatur und Kunst, Beilage der Wiener Zeitung 1856, Nr. 13, 14), eine auführliche Besprechung der Correspondenzen und Actenstücke zur Geschichte der politischen Verhältnisse der Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern zu König Johann in Ungarn, herausgegeben in [543] den „Quellen zur deutschen und bayerischen Geschichte von Karl Muffat“ (in denselben Oesterreich. Blättern 1857, Nr. 32, 34, 36); eine Anzeige der Abhandlung über das Leben und Wirken des Geographen Georg Matthäus Vischer von Josef Feil, in den Berichten des Wiener Alterthumsvereins, 2. Bd. (in denselben Oesterr. Blättern 1857, Nr. 42); sodann: „Dr. Wilhelm Wattenbach’s Annales Austriae im elften Bande der Pertz’schen Monumenta in ihrem Verhältnisse zu den früheren Ausgaben von Pez und Rauch übersichtlich zusammengestellt“ (im Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen, herausgegeben von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien XIX, 117–143); eine historische Abhandlung: „Ueber die Vereinigung Kärntens mit Oesterreich“ (in den Sitzungsberichten der philos.-histor. Classe d. Akademie d. Wissenschaften in Wien, 1856. XIX, 187–261), eine gründliche Untersuchung über die Frage, ob Kärnten infolge eines von Rudolf von Habsburg bei der Abtretung Kärntens an den Grafen Meinhard von Tirol gemachten Vorbehaltes oder durch freie Verleihung von Seite Ludwigs des Baiern im J. 1335 an Oesterreich kam. St. bewies die freie Verleihung, Chmel trat ihm entgegen, obwohl er für den Vorbehalt keinen Beweis aufzubringen im Stande war; endlich: „Ueber die Briefe des Andrea da Burgo, Gesandten König Ferdinand’s an den Cardinal und Bischof von Trient Bernhard Cles“ (in den obengenannten Sitzungsberichten XXIV, 159–252), wohl Stögmann’s beste Leistung, an der man den Scharfsinn und die methodische Gewandtheit des jugendlichen Verfassers bewundern kann.

St. besaß reine Begeisterung für die Wissenschaft, großen unermüdlichen Eifer und eine nicht gewöhnliche Anlage zu schöner Darstellung; seinen Lehrern und Collegen war er ebenso werth gewesen wie jenen, mit denen er in schriftstellerischen Verkehr trat. Er berechtigte zu den schönsten Hoffnungen, doch, erst 23 Jahre alt, wurde St., von dem noch bedeutende Leistungen zu erwarten waren, am 16. November 1857 durch Typhus, der damals in Wien epidemisch auftrat, diesem Leben entrissen.

Briefliche Mittheilungen von der Direction des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien, für welche hier Dank ausgesprochen wird. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst, Beilage der Wiener Zeitung, 21. November 1857, Nr. 47, S. 372. – Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 1858, S. 76. – Ottenthal, Das k. k. Institut für österreichische Geschichtsforschung. Wien 1904, S. 60. – Jäger, Graf Leo Thun und das Institut für österreichische Geschichtsforschung (Oesterreichisch-ungarische Revue, N. F. VIII. Wien 1889/90, S. 21).