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Artikel „Soest, Albert van“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 537–538, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Soest,_Albert_van&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 20:13 Uhr UTC)
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Soest: Albert van Soest, vaen Soestte, „Bildersnider“, ist der ausgezeichnete Meister der Holzschnitzarbeiten der Rathsstube im Rathhause von Lüneburg. Sein Meisterzeichen ist ein Monogramm aus A, V und S, daher „van Soest“ wohl Eigenname ist; an den Karyatiden des genannten Saales nennt er sich Albertus Suzatianus, was früher als Bezeichnung seines Geburtsortes [538] angesehen ist. Nur daraus schloß man, er möge ein Schüler oder gar – was nicht möglich ist - ein Sohn des Soester Meisters Heinrich Aldegrever sein. Die Schnitzarbeiten aus schwerstem Eichenholze sind vielleicht die kunstvollsten Leistungen ihrer Art, namentlich die völlig durchbrochenen Säulen an der östlichen Eingangsthür. Die übrigen sind in Basrelief, aber auch in runden Statuetten: Moses, Aaron, Josua, Mucius Scävola, St. Georg, Marcus Curtius. Die Reliefs befinden sich an den Schranken des Rathssitzes, aber besonders an den Wandtäfelungen in großartigem Maßstabe, das jüngste Gericht namentlich von einem unglaublichen Figurenreichthum; Scipio’s Enthaltsamkeit, Regulus’ Treue, Manlius Torquatus’ Hinrichtung seines Sohnes vermöge eines Vorbildes der Guillotine. Albert hat 1568–1583 an diesen großen Bildwerken gearbeitet, für Rechnung der Lüneburger Kämmerei aber erst seit 1572. Sie zahlte ihm in diesen Jahren „up reckenunge des Snittwerkes“ 308 M. (lüb.) und 24 „dicke daller“ bar, gewiß hat er aber noch andere Leistungen empfangen. Seine Arbeiten zeigen den ausgebildeten Renaissancestil, und sein Monogramm weist ihm auch das im gleichen Stil gearbeitete schöne Sandsteindenkmal des Kriegshauptmanns Fabian Lüdich und seiner Gattin Gertrud Wilde in der St. Johanniskirche zu Lüneburg zu, und ebenso das Epitaph des Canonicus Jakob Schomaker, Propstes zu St. Johann in Lüneburg, † 1563 (A. D. B. XXXII, 233), im Dome zu Bardowieck, das 1579 vollendet wurde. Sein Monogramm hat auch in der großherzoglichen Gemäldegallerie zu Schwerin zwei Kunstwerke von ihm erkennen lassen: ein Bildniß Luther’s in bemaltem Holzrelief mit der Unterschrift viva imago Doctoris Martini Lutheri und ein etwas kleineres, sonst gleich gearbeitetes Bild Melanchthon’s.

Mithoff, Kunstdenkmäler d. Alterth. IV, 21 ff. – Mithoff, Mittelalt. Künstler und Werkmeister 3. (2.) Aufl., S. 7 f. – W. Volger, Führer durch Lüneburg (1875) S. 18 f. – Schlie, Großherzogl. Gem.-Samml. – Die Schnitzarbeiten des Lüneb. Rathhauses hat Raphael Peters (damals in Lüneburg, jetzt in Rostock) 1883 in 20 Blättern vorzüglich aufgenommen.