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Artikel „Sillem, Jerôme“ von Wilhelm Sillem in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 328–329, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sillem,_Jer%C3%B4me&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:40 Uhr UTC)
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Sillem: Jerôme (richtig: Hieronymus) S., Kaufmann, geboren in Hamburg am 27. Juli 1768, † in Amsterdam am 19. April 1833, hat in der kaufmännischen Welt eine hervorragende Stellung eingenommen. Bei der Kränklichkeit seines Vaters und den häufigen Reisen seines Oheims J. C. Matthiessen, leitete S. bereits mit 19 Jahren das bedeutende väterliche Geschäft und trat bald in nähere Verbindung mit dem Hause Hope & Co. in Amsterdam, an dessen Spitze damals P. C. Labouchère stand. Dies Haus hatte nämlich nach Pichegru’s Einmarsch in Holland seine großen Waarenvorräthe aus allen holländischen Colonieen nach Hamburg zum Verkauf gesandt und S. hatte einen Theil derselben zur besonderen Zufriedenheit von Hopes realisirt. So gewann S. einen Einblick in die großartigsten Handelsbeziehungen und der Norweger Heinrich Steffens, der sich 1803 in Hamburg aufhielt, schrieb: „Die Gespräche mit S., der die Handelsverhältnisse der Welt im großartigsten Sinne übersah und sich gern mittheilte, ließen mich einen Blick in das Innere des Welthandels werfen. Ich mußte es bewundern, mit welcher Leichtigkeit dieser gebildete Mann es verstand, sich über verwickelte Handelsverhältnisse dem Unkundigen klar und verständlich zu äußern.“ Hamburgs Einverleibung in das französische Kaiserreich und die Continentalsperre bewogen endlich S., die Vaterstadt zu verlassen, was er längst geplant, aber um derselben willen stets verschoben hatte. S. siedelte mit seiner Familie nach St. Petersburg über (1812). Schon früher „mit dem russischen Hof durch bedeutende Finanzangelegenheiten verbunden“ (Steffens), vertrat er hier Hope & Co. und betrieb für sie die Capitalisirung der in den Kriegsjahren rückständig gebliebenen Zinsen der von Hopes früher geschlossenen russischen Anleihen. Nach Beendigung der französischen Kriege ward S. unter glänzenden Bedingungen, besonders von den Londoner Barings, die die Hauptgesellschafter von Hopes waren – Labouchère war ein Schwiegersohn von Sir Francis Baring „the prince of merchants“ – der Eintritt in das Hope’sche Haus angetragen. Im J. 1815 zog S. mit seiner zahlreichen Familie nach Amsterdam, während seinem Hamburger Hause C. D. Benecke († 1851, ein Bruder des Göttinger Professors, s. A. D. B. II, 322), der nachmalige (und letzte kaufmännische) Bürgermeister Hamburgs, vorstand. S. erhielt bald die Leitung des [329] Hauses Hope, das sich in großartiger Weise zusammen mit Barings in London und Hottinguer in Paris an den Staatsanleihen betheiligte. Seine Thätigkeit wurde von Alexander Baring, dem spätern und ersten Lord Ashburton, gewiß einem competenten Beurtheiler, charakterisirt, indem er S. den besten Kaufmann nannte, den er gekannt habe, weil er Vorsicht in der Ausführung mit Kühnheit des Entwurfs verbinde. Da S. das Hope’sche Haus zu repräsentiren hatte, so sah er auf seinem Landsitze Sparenhove bei Haarlem oftmals Fremde von Bedeutung bei sich, wiewohl ihm die Vielseitigkeit, die einst das Haus seines Freundes G. H. Sieveking in Neumühlen ausgezeichnet hatte, fehlte. Diesem Kreise hatte er, wenn auch nicht durch litterarische Interessen, so doch durch seine Heirath (1795) mit einer Tochter des Professors J. G. Büsch nahe gestanden. Für die Vaterstadt hatte er stets die wärmste Anhänglichkeit bewahrt und als Hamburger Bürger noch in Amsterdam Auszeichnungen durch Orden und Titel stets abgelehnt.

Steffens, Was ich erlebte V, 74, 325; VI, 97. – M. G. W. Brandt, Leben der Luise Reichardt. Basel. 3. Aufl. S. 35, 128. – V. Nolte, Funfzig Jahre in beiden Hemisphären. 2. Aufl. I, 33, 43, 292 ff. Hamburg 1854 (mit Vorsicht zu benutzen). – G. Poel, Bilder aus vergangener Zeit. 2. Th.: Bilder aus Karl Sievekings Leben II, 91, 92. – Familienerinnerungen. – Mittheil. des Vereins für Hamb. Geschichte. 14. Jahrg. S. 303–325.