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Artikel „Seeger, Josef“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 572, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seeger,_Josef&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 22:52 Uhr UTC)
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Seeger: Josef S., auch Seegert, Seegr und Zegert geschrieben, einer der bedeutendsten Orgelspieler seiner Zeit; am 21. März 1716 zu Repin bei Melnik geboren, zeichnete er sich schon als Knabe als vorzüglicher Sopransänger aus, kam nach Prag auf die niedere Schule und wurde Schüler des Componisten Czernohorsky, der ihn praktisch wie theoretisch zu einem tüchtigen Musiker ausbildete. Alle Zeitgenossen waren darin einig, daß er ein Orgelspieler von außergewöhnlicher Begabung und Fertigkeit sei. Er erhielt den Organistenposten bei den Kreuzherren in Prag, wie Burney mittheilt, dann an der Martinskirche und der Teynkirche. Sein Ruf als Orgelspieler und Componist zog bald viele Schüler nach Prag und man sagt sogar, daß Seb. Bach in den letzten Tagen seines Lebens den späteren Kirchencomponisten Soyka, der sich als Schüler bei Bach meldete, an Seeger als den geeignetsten Lehrer empfohlen habe. Wenn dies auf Wahrheit beruht, so gäbe es den besten Beweis, welches Ansehens sich der erst vierunddreißigjährige S. zu erfreuen hatte. Er starb am 22. April 1782 zu Prag. Zu seinen hervorragendsten Schülern gehörte W. Praupner, W. Kuchar und Kozeluch, dagegen weist Dr. F. P. Laurencin in der Neuen Zeitschrift für Musik, Leipzig 1864 Nr. 14, nach, daß die Componisten Brixi, Dussek und Wittassek fälschlich von Schilling als seine Schüler bezeichnet werden. Von Seeger’s Kirchencompositionen scheint sich nichts erhalten zu haben und selbst die Prager Kirchenbibliotheken besitzen nichts mehr, wie Laurencin behauptet, dagegen kennt man eine Anzahl Orgelstücke, von denen einige bereits in mehrfachen Auflagen neu erschienen sind. Schon 1793 gab Türk bei Breitkopf in Leipzig 8 Toccaten und Fugen mit einer Vorrede heraus, dann erschienen in dem Sammelwerke „Museum für Orgelspieler“ in Prag bei Max Berra zahlreiche Orgelcompositionen von ihm. Neuerdings hat Ernst v. Werra wieder 5 Stücke in seinem „Orgelbuch“, 1887 bei Pustet in Regensburg, herausgegeben, die aus Präludien und Fugen bestehen und der bereits selten gewordenen Türk’schen Ausgabe entlehnt sind. Diese Werra’sche Ausgabe liegt mir vor und es läßt sich wohl annehmen, daß das Beste aus der Türk’schen Ausgabe gewählt ist. Man muß seine Ansprüche an ein Kunstwerk sehr herabstimmen und der damaligen Versumpfung der ernsten Kunst sehr Rechnung tragen, wenn man den Seeger’schen Orgelcompositionen irgend eine hervorragende Bedeutung zugestehen will. Das Beste sind die Themen, jedoch die Bearbeitung zeigt nirgends einen Meister des Contrapunkts. Am meisten befriedigt das 20 Tacte lange Sätzchen mit Fughette und von Werra mit „Nach Jos. Seegr“ überschrieben (Nr. 29). Hier ist eine sich steigernde Entwickelung und eine gewisse Wärme in der Empfindung sichtbar, doch bei der Kürze des Satzes kann man eigentlich kaum von einer Entwickelung sprechen, denn nach dem einmaligen Einsetzen der vier Stimmen schließt auch schon der Satz. Die königl. Bibliothek in Berlin besitzt übrigens handschr. in den Manuscripten 125, 190 und 23520 eine Anzahl Präludien und Fugen, sowie sich in der Privatbibliothek des geh. Raths R. Wagener in Marburg drei handschr. Bde. zu 48, 104 u. 73 Bl. befinden, die eine reiche Auswahl von Orgelstücken enthalten.