Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Pustet, Friedrich“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 735–736, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pustet,_Friedrich&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 09:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 26 (1888), S. 735–736 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Pustet (1798–1882) in der Wikipedia
Friedrich Pustet in Wikidata
GND-Nummer 121114341
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|26|735|736|Pustet, Friedrich|J. Braun|ADB:Pustet, Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=121114341}}    

Pustet: Friedrich P. wurde am 24. Februar 1798 in dem kleinen Marktflecken Hals bei Passau geboren, als Sohn eines Buchbinders, der mit seiner zahlreichen Familie in den ärmlichsten Verhältnissen lebte. Während des Krieges wurde das elterliche Anwesen von den Franzosen niedergebrannt, der Vater starb, und die bedrängte Mutter schickte den kaum Elfjährigen fort, damit er sich sein Brot selbst verdiene. Nach vielfachem vergeblichem Bemühen fand er dann 1809 bei dem Buchbinder Eggensberger in Stadtamhof bei Regensburg als Lehrling Aufnahme. Doch auch hier war seines Bleibens nicht lange, denn schon wenige Monate später wurde auch das Haus seines Lehrherrn in Brand geschossen und der junge P. kehrte nun wieder nach der Vaterstadt zurück. Mehrere Jahre brachte er nun zu Hause als Buchbinder zu, endlich aber gelang es ihm, in Passau eine kleine Leihbibliothek zu begründen, der später eine Buchhandlung angefügt wurde. Im J. 1819 legte er durch Anschaffung einer Handpresse [736] den Grund zu einer Druckerei. Obgleich das Geschäft mehr und mehr aufzublühen begann, sah er sich doch 1826 durch Familienverhältnisse genöthigt, dasselbe zu verlassen. Er errichtete nun in Regensburg eine bescheidene Buchhandlung, die ihm so viel einbrachte, daß er schon ein Jahr später an die Gründung einer eigenen Druckerei denken konnte. Von nun ab gediehen seine Geschäfte in der glücklichsten Weise; Buchhandlung und Druckerei wurden vergrößert, dazu 1833 ein eigenes Gebäude erworben, bald darauf die erste Schnellpresse aufgestellt, und bei dem immer größer werdenden Bedarf an Papier der schon länger gehegte Plan einer eigenen Papiermühle 1836 in Allinz, nahe bei Regensburg, zur Ausführung gebracht. Durch eisernen Fleiß und unentwegtes Streben gelang es P., sowol Druckerei und Buchhandlung, als auch das Verlagsgeschäft, in welchem vorzugsweise die katholisch-religiöse Litteratur gepflegt wurde, zur bewunderungswürdigsten Höhe zu bringen. Besonders die seit 1859 als Specialität von der Firma betriebene liturgische Abtheilung des Verlages erlangte mit der Zeit eine Bedeutung, die von der ganzen katholischen Welt anerkannt ward, und die ihm den Titel eines „Typographen des heil. Apostol. Stuhles und der Congregationen der heil. Riten und Indulgenzen“ einbrachte. Im J. 1854 erwarb P. die durch ihren Kalenderverlag bekannte J. E. v. Seidel’sche Buchhandlung in Sulzbach, und trat dann 1860 seine Besitzungen in Regensburg seinen drei Söhnen ab. Als ihm die Geschäftsverhältnisse in Sulzbach zu kleinlich wurden, übernahm er 1864 den königl. baier. Central-Schulbücherverlag in München, den er während der folgenden zehn Jahre in der ersprießlichsten Weise betrieb, auch durch eine große Druckerei erweiterte. Nachdem er sich auf Andrängen seiner Familie 1874 endlich ins Privatleben zurückgezogen hatte, starb er am 6. März 1882 im Alter von 84 Jahren. Das von ihm begründete Geschäft, eines der ersten auf dem von ihm gepflegten Gebiete, wird unter seinem Namen von den Söhnen weitergeführt.