Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schwab, Johann Christoph“ von Wilhelm Heyd in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 157–158, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwab,_Johann_Christoph&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 18:00 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Schwabe, Anton
Band 33 (1891), S. 157–158 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Christoph Schwab in der Wikipedia
Johann Christoph Schwab in Wikidata
GND-Nummer 117326348
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|33|157|158|Schwab, Johann Christoph|Wilhelm Heyd|ADB:Schwab, Johann Christoph}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117326348}}    

Schwab: Johann Christoph S., geboren am 10. December 1743 zu Ilsfeld (Württemberg), wo sein Vater damals eine Rechnungsbeamtenstelle bekleidete, † den 15. April 1821 zu Stuttgart. Nachdem er auf der Universität Tübingen philosophischen und theologischen Studien obgelegen und hierauf 11 Jahre lang unweit des Genfer Sees Hofmeisterstellen versehen hatte, von welchen er eine nicht gewöhnliche Bekanntschaft mit französischer Sprache und Litteratur heimbrachte, fand er im Jahr 1778 eine Anstellung als Professor der Logik und Metaphysik an der Karlsschule, deren Sitz seit 3 Jahren nach Stuttgart verlegt war. Er folgte nicht dem damals neu aufsteigenden Gestirn der kritischen Philosophie. In seinen Vorlesungen ließ er vielmehr Kant ganz bei Seite, in zahlreichen Büchern und Abhandlungen bestritt er die epochemachende Bedeutung des neuen Systems, welches vielmehr nur frühere Standpunkte reproducire, und suchte ihm Inconsequenzen und Widersprüche aller Art nachzuweisen. Er selbst huldigte zeitlebens dem Leibniz-Wolffischen Dogmatismus. Seine Schriften erwarben ihm die Aufnahme in drei gelehrte Gesellschaften des Auslands, zwei Preise für gelöste Aufgaben holte er sich in Holland, drei bei der Berliner Akademie der Wissenschaften (1784. 1788. 1795), deren damalige Zusammensetzung einem Gegner Kant’s den Sieg bloß erleichtern konnte. An der ersten dieser Preisarbeiten für Berlin, deren Thema freilich ausnahmsweise nicht philosophischer Natur war, fand Friedrich der Große, der begeisterte Verehrer französischer Litteratur, viel Gefallen; denn S. entwickelte darin mit Verstand und Geschmack die „Ursachen der Allgemeinheit der französischen Sprache und der [158] wahrscheinlichen Dauer ihrer Herrschaft“ (Stuttgart 1785). Der König berief in Folge dessen S. nach Berlin, wo er Akademiker und Professor an der Kriegsschule werden sollte; aber Herzog Karl Eugen hielt den tüchtigen Lehrer fest dadurch, daß er ihm als Nebenamt die Stelle eines geheimen Secretärs im Staatsministerium übertrug. Karl Eugen’s Nachfolger Ludwig Eugen, welcher S. in der französischen Schweiz kennen gelernt hatte, zog S. als geheimen Hofrath in seine unmittelbare Umgebung. Das Publicum sah hierin eine gute Vorbedeutung, da nunmehr die Philosophie das Scepter führen werde. Aber die freilich nur kurze Regierung dieses Herzogs (Oct. 1793 bis Mai 1795) entsprach den Erwartungen nicht, gab vielmehr zu zahlreichen Anklagen Anlaß, welchen S. in warmer Hingebung an seinen persönlich höchst achtungswerthen Gönner durch eine anonym erschienene Vertheidigungsschrift (1798) zu begegnen suchte. Wenn S. in dieser Schrift unter Anderem die Aufhebung der schwer aufrecht zu haltenden Karlsschule ungefähr mit denselben Gründen rechtfertigt, welche in der That auch nach den Acten für die Regierung maßgebend waren, so ergibt sich ziemlich zweifellos, daß sein beim Herzog Alles geltender Rath diejenige Anstalt selber dem Untergang preisgab, an welcher S. 15 Jahre lang gelehrt hatte. Unter den folgenden Regierungen war S. wieder an seinem früheren Posten als Ministerialsecretär thätig, bis ihn König Wilhelm 1816 zum Mitglied des Oberstudienraths ernannte. Als philosophischer Schriftsteller war er bis zum Jahr 1813 thätig. Noch in seiner letzten Schrift „Von den dunkeln Vorstellungen“ wandte er die Leibnizische Methode an und brachte eine Leibnizische Lehre zu weiterer Ausführung, war sich aber dabei seines Alleinstehens unter den Fachgenossen vollkommen bewußt.

Klüpfel, Gustav Schwabs (des Sohnes von Johann Christoph) Leben und Wirken (1858). – Christoph Heinr. Pfaff, Lebenserinnerungen (1854), S. 32. – Wagner, Gesch. der hohen Karlsschule (1856–8). – Bartholmess, Hist. philosophique de l’Académie de Prusse T. 2 (1851), p. 276. 414–417.Zeller, Geschichte der deutschen Philosophie. – Gradmann, das gelehrte Schwaben, S. 600 ff. – Krug, Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften 3, 613 f. – Württembergische Adreßkalender.