ADB:Schreckenfuchs, Erasmus Oswald

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Artikel „Schreckenfuchs, Erasmus Oswald“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 467–468, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schreckenfuchs,_Erasmus_Oswald&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 10:15 Uhr UTC)
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Schreckenfuchs: Erasmus Oswald S., Astronom, geboren im J. 1511 zu Merckenstein (Oesterreich), † im J. 1579 zu Freiburg i. B. Von der Jugendzeit des Mannes wissen wir nichts näheres; wir wissen nur, daß er in Wien, Ingolstadt und Tübingen studirte und frühzeitig an dieser letzteren Universität mit dem Lehramte der hebräischen Sprache betraut wurde. Von hier scheint er in gleicher Eigenschaft nach Basel übergesiedelt zu sein, wo er sich aufs engste an Sebastian Münster (s. d. Art.) anschloß und neben dem Hebräischen auch Mathematik, Astronomie und Rhetorik lehrte. Unter seinen Schülern befand sich u. a. der später als Botaniker berühmt gewordene Kaspar Bauhin. Nicht ganz klargestellt ist das Verhältniß, in welchem S. zur benachbarten Hochschule Freiburg i. B. stand; er scheint nämlich an dieser zum öfteren akademische Gastrollen gegeben, seinen Wohnsitz in Basel jedoch beibehalten zu haben, bis er später, vielleicht infolge der religiösen Wirren, welche auch Glarean’s Wegzug veranlasst hatten, sich dauernd in Freiburg niederließ. Um die Astronomie hat sich S. dadurch verdient gemacht, daß er von sämmtlichen Werken des Ptolemaeus, die einzige Geographie ausgenommen, brauchbare Ausgaben veranstaltete; ebenso ließ er 1556 die Planetentheorik Peurbach’s, in Verbindung mit einem Commentar, erscheinen. Viel selbständiges enthält der 1569 veröffentlichte Commentar zur „Sphaera materialis“ des Sacrobosco, worin insbesondere eine ganz praktische Abänderung des damals beliebtesten Meßinstrumentes, des Jakobsstabes, unsere Aufmerksamkeit erregt. Eine für ihre Zeit sehr achtungswerthe Leistung stellt ferner das „Primum mobile“ (Basel 1567) dar, welches man heutzutage, da jene Bezeichnung der Fixsternkugel entspricht, ein Lehrbuch der sphärischen Astronomie, die geographische Ortsbestimmung mit eingeschlossen, nennen würde. Auch mit Chronologie hat sich S. eingehend beschäftigt, doch ist sein großes derselben gewidmetes Werk („De ratione annorum antiquarum gentium“), in welchem er die Zeitrechnung sämmtlicher alter Culturvölker behandelte, erst von seinem Sohne Lorenz S. herausgegeben worden. Endlich hat S. auch seine Kenntnisse in den [468] orientalischen Sprachen zu Gunsten seiner Hauptwissenschaft zu verwerthen gesucht; unter der Leitung seines Freundes Münster bearbeitete er hebräische mathematische Texte (Sphaera mundi autore Rabbi Abrahamo Hispano filio R. Haijae. Arithmetica secundum omnes species suas autore Rabbi Elija Orientali. Quos libros Oswaldus Schreckenfuchsius vertit in linguam latinam, Sebastianus vero Munsterus illustravit annotationibus. Basel 1546), und auch vom Hohenliede hat er (Basel 1553) eine lateinische Auflage veranstaltet. Als Münster am 23. Mai 1552 das Zeitliche gesegnet hatte, wurde ihm von S., als von seinem vertrautesten Freunde, eine hebräische Gedächtnißrede gehalten.

M. Adam, Vitae philosophorum Germanorum. Frankfurt a. M. 1615, S. 299. – Weidler, Historia astronomiae. Wittenberg 1741, S. 366 – R. Wolf, Biographien zur Culturgeschichte der Schweiz. Zürich 1858-62, 2. Cyclus, S. 5, 11, 18, 26.