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Artikel „Schoreel, Jan“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 377–378, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schoreel,_Jan&oldid=- (Version vom 2. Dezember 2024, 07:08 Uhr UTC)
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Schoreel: Jan S., Maler und Ingenieur, geboren am 1. August 1495 in dem kleinen Dorfe Schoorl bei Alkmar. Sein Name wird verschieden geschrieben, wie Schorel, Schoorl, Scorel. Er verlor frühzeitig seine Eltern und da die Verwandten sahen, daß er Lust und Anlagen zur Kunst habe, gaben sie ihn zum Maler Cornelis von Harlem auf drei Jahre in die Lehre (1509), wo der Schüler unter der Rohheit und Trunksucht seines Meisters viel zu leiden hatte. Im J. 1512 ging er nach Amsterdam, wo er in die Werkstätte des Malers Jacob Cornelis eintrat. Indessen scheint S. ein unruhiger Geist gewesen zu sein; er wollte die Welt sehen und lernen. Italien war das Ziel seiner Wünsche. Vorerst hielt er sich eine Zeit bei Jan Mabuse in Utrecht auf, dann ging er über Köln und Speyer nach Nürnberg, um Dürer persönlich kennen zu lernen. Darauf kam er nach Steiermark und Kärnten. Das Altarbild mit zwei Flügeln, 1520 gemalt, in Obervellach, bekundet seinen Aufenthalt in Kärnten. Nach dieser Arbeit gelangte er nach Venedig. Wie auf der ganzen Reise, zeichnete er auch hier viel nach der Natur. Eines Tages traf er im Hafen viele Pilger, die nach dem heiligen Land zogen, darunter befand sich ein Mönch aus Gouda, Namens Beggynen, also ein Landsmann, der ihn überredete, sich der Wallfahrt anzuschließen. Im heiligen Lande und in Jerusalem zeichnete er unermüdet Land und Leute, was er später bei seinen Bildern benützte. Auch eine ausgeführte Zeichnung des heiligen Grabes entstand, die er bei einem Gemälde verwerthete, darauf er mehrere Pilger, darunter auch sich selbst portraitirte. Das Bild kam in ein Kloster in Harlem, ist aber verschwunden. In Jerusalem suchte ihn der Prior des Sionklosters wenigstens auf ein Jahr zurückzuhalten, aber S.. wollte nicht bleiben. Während der Rückfahrt malte er auf dem Schiffe ein Bild aus, wie Thomas die Wundmale Christi berührt, und schickte es, um den Prior zu trösten, an diesen ab. Nach einem kurzen Aufenthalt auf Rhodus und Malta erreichte er glücklich Venedig wieder und zog nun durch Italien nach Rom, wo ihn die antiken Denkmäler wie die großen Meister der Malerei zum Studium [378] antrieben. Hier war 1522 ein Landsmann von ihm aus Utrecht Papst, der einzige Holländer, der die Tiara trug, Adrian VI. Mit diesem kam S. in Berührung, er malte dessen Bildniß, das er dann der Universität von Löwen zum Geschenke machte und wurde von demselben mit der Aufsicht über das Belvedere betraut. Da aber der Papst im nächsten Jahre starb, hatte auch unseres Künstlers Aufenthalt in Rom ein Ende. Auch sehnte er sich nach seinem Vaterlande und so kam er nach Utrecht, wo ihn der Kunstfreund Lockhorst in sein Haus aufnahm. Für diesen malte er mehrere Bilder, darunter den Einzug Christi in Jerusalem. Für die Marienkirche der Stadt malte er einen großen Flügelaltar, den Philipp II. der Kirche 1549 abkaufte und nach Spanien nahm. Ausgebrochene Unruhen in Utrecht bewogen ihn 1527 nach Harlem zu übersiedeln, wo er gleich allgemeine Anerkennung fand und mit Aufträgen überhäuft wurde. Das Jahr darauf wurde er zum Canonicus des Domes in Utrecht ernannt. S. malte oft die Kreuzigung; eine solche befand sich in der Oude-Kerk in Amsterdam und eine Wiederholung in Harlem. Jetzt sind seine Bilder sehr selten geworden, da der Bildersturm 1560 die meisten vernichtet hat. In der Dionyskirche zu Lüttich ist eine Kreuzabnahme und in Brügge ein Tod der Maria; ersteres entstand noch vor seiner Reise, also noch ohne italienischen Einfluß. Im Belvedere zu Wien befinden sich zwei Portraitstücke, Mann und Frau, die man als Bildnisse des Meisters und seiner Frau ansehen wollte, aber der Künstler war nie verheirathet gewesen. Den Dichter Joh. Secundus, seinen Freund, hat er auch (1511) portraitirt. Im Stadthause zu Utrecht ist ein schönes Bild von ihm, Maria mit dem Kinde in einer Landschaft sitzend, vor der der Donator kniet. Die Madonna erinnert an Raphael und so wird das Bild seiner späteren Zeit angehören. Er war der erste, der den Einfluß italienischer Kunst nach Holland verpflanzte. Die Echtheit mancher Bilder, die sich in Sammlungen befinden, wird von der Kritik angezweifelt. Der Künstler starb am 6. December 1562. Als Künstler besaß er ein prächtiges Colorit, seine Zeichnung war verständig, der Ausdruck ungezwungen und treffend. Auch werden seine sonstigen Kenntnisse, seine Sprachkenntniß insbesondere, sowie angenehmen Umgangsformen an ihm gerühmt. Er hatte eben nicht vergebens weite Reisen gemacht.

s. Kramm. – A. Michiels, V. – Galeriekataloge.