Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schneider, Julius“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 132–133, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schneider,_Julius&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schneider, Joseph
Band 32 (1891), S. 132–133 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Julius Schneider in Wikidata
GND-Nummer 116829338
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|32|132|133|Schneider, Julius|Franz Brümmer|ADB:Schneider, Julius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116829338}}    

Schneider: Johann Julius S., Componist und Musiklehrer, wurde am 6. Juli 1805 zu Berlin als der Sohn des akademischen Künstlers und Pianofortefabrikanten Johann S. geboren und von letzterem zum einstigen Nachfolger in der Fortführung seiner Fabrik bestimmt. Weil dazu auch eine gewisse musikalische Technik nothwendig war, so erhielt der Sohn schon seit dem siebenten Lebensjahre Unterricht im Clavierspiel, erst bei dem bekannten Organisten A. W. Bach, dann bei Thürrschmidt, und er zeigte darin solchen Eifer, daß der Vater endlich darein willigte, der Sohn möge sich ausschließlich dem Studium der Musik widmen. Nachdem dieser seine allgemeine Schulbildung theils in Berliner Privatschulen, theils auf dem Joachimsthal’schen Gymnasium erhalten hatte, ging er 1819 zu seinem Fachstudium über. L. Berger wurde sein Lehrer für das Clavierspiel, Bernhard Klein für Composition, Organist Hansmann[WS 1] für die Orgel, Kammermusikus Hansmann für das Violoncell und noch andere für Violine, Horn, Gesang und italienische Sprache. Einige Jahre eifrigen Studiums führten ihn dahin, daß er mehrfach öffentlich Clavierconcerte von Dussek, Field, Hummel und Kalkbrenner spielte und neben vielem anderen zwei Gelegenheitsopern von ziemlichem Umfange componirte. Im Hansmann’schen Gesangsinstitut hatte er Gelegenheit, sich als Gesangsleiter auszubilden, da er seit 1822 den Dirigenten in der Direction unterstützte und 1829 zum 25jährigen Bestehen des Vereins die Cantate „Die Würde der Töne“ componirte, welche mit vollem Orchester in der Garnisonkirche zur Aufführung gelangte. Der Beifall, den diese Composition erntete, bestimmte S., die ursprünglich vorgesteckte Laufbahn eines Claviervirtuosen aufzugeben und sich der Gesangscomposition und der Pflege classischer Vocalmusik zuzuwenden. Noch in demselben Jahre (1829) gründete er den „Liederverein“, dessen Leitung ihm Gelegenheit bot, mehr denn 150 Gesänge [133] für den Männerchor zu componiren, die zum größten Theil auch durch den Stich veröffentlicht sind. Im J. 1836 rief er nach Auflösung des Hansmann’schen Gesangsinstituts ein ähnliches unter seiner Direction ins Leben, mit dessen Unterstützung er alljährlich großartig besetzte Aufführungen, besonders in der Garnisonkirche, bewirkte, deren reicher Ertrag den Armen zufloß. In demselben Jahre wurde er auch Musikdirigent der Gr. Loge Royal-York[1]; von 1844–47 dirigirte er den Verein für classische Musik in Potsdam; 1846 errichtete er ein Institut für Operngesang und 1852 einen liturgischen Chor für die Werder’sche Kirche, an der er schon seit 1830 das Amt eines Organisten versah; eine große Anzahl von Cantaten, Motetten und liturgischen Psalmen wurden componirt und zur Aufführung gebracht, und S. hatte sich durch solche Wirksamkeit eine sehr einflußreiche Stellung in dem Kunstleben Berlins erworben. Die Anerkennung dafür blieb auch nicht aus. Schon 1831 hatte er die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft erhalten; 1837 wurde ihm das Prädicat eines königl. Musikdirectors verliehen; 1849 erlangte er die Aufnahme unter die ordentlichen Mitglieder der Akademie der Künste, und 1854 wurde er vom Ministerium zum Lehrer am königl. Institut für Kirchenmusik berufen. An demselben hat er 30 Jahre lang durch seinen Unterricht in der Theorie der Musik und im Orgelspiel an der Ausbildung junger Männer zu Cantoren, Organisten, Gesanglehrern an Seminarien und Gymnasien erfolgreich gewirkt. Mit Uebernahme dieser Stellung wurde seine Thätigkeit als Componist in neue Bahnen gelenkt, insofern er für seine Schüler eine große Zahl instructiver Arbeiten schrieb, und seine Orgelstücke, Pedalübungen, Bearbeitungen von Chorälen etc. sind für den Unterricht äußerst werthvoll. Von Schneider’s sonstigen Compositionen seien hervorgehoben seine Cantate „Deutschlands Befreiung“ und die „Cantate zur Huldigung Sr. Majestät Friedrich Wilhelms IV.“ (beide 1840), die romantisch-komische Oper „Orlando“ (1847), die Oratorien „Luther“ (1854) und „Die heilige Nacht“ und das Liederspiel „Jery und Bätely“. Im J. 1866 war S. zum Professor ernannt worden; 1884 trat er in den Ruhestand, und am 3. April 1885 starb er in Berlin, fast 80 Jahre alt.

Selbstbericht in Heindl’s Galerie berühmter Pädagogen II, 345. – Fr. Bremer, Handlexikon der Musik, S. 637.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Otto Friedrich Gustav Hansmann (* 30. Mai 1769 in Berlin; † 4. Mai 1836 ebenda) war Chordirektor
  1. siehe den Artikel Große Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft in der Wikipedia