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Artikel „Schneeperger, Hans“ von Gustav Roethe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 99, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schneeperger,_Hans&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 07:30 Uhr UTC)
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Schneeperger: Hans S. heißt in der Münchener Handschrift Nr. 5919 der Verfasser eines aus dem 15. Jahrhundert stammenden Gedichts, das einen im Mittelalter sehr beliebten Schwankstoff von dem Beichtvater, der sich sehr wider Willen als Kuppler brauchen läßt, in reizloser Breite behandelt und mit didaktischem Pro- und Epilog versieht. Die Quelle des Dichters war sicher Boccaccio’s Decamerone III, 3, das er aber nicht in der pseudosteinhöwelschen Uebersetzung benutzte: wie bei Boccaccio ist Florenz Ort der Handlung, während sie z. B. Kaufringer nach Augsburg, ein angeblicher Konrad v. Würzburg nach Rom verlegt. Der Dichter wird, wenn uns sein Name richtig erhalten ist, aus einem der zahlreichen fränkischen oder mitteldeutschen Schneeberg stammen. Aber es liegt freilich der Verdacht sehr nahe, daß die Handschrift mit ihrem „hans schneperger“ den bekannten Dichternamen „Hans Schnepperer“ (s. Rosenplüt, A. D. B. XXIX, 222) meint, und dieser Verdacht wird durch den Wortlaut der Schlußformel bestätigt. Damit wäre aber durchaus noch nicht erwiesen oder auch nur wahrscheinlich, daß das Gedicht von Rosenplüt herrührt: „Schnepperer“ war eine namentlich in Nürnberger Handschriften mit Anonymität nahezu gleichbedeutende Unterschrift, und frappante Anklänge an Rosenplüt’s Art fehlen, was sich allerdings auch daraus erklären ließe, daß das Gedicht, wie so viele Novellen Rosenplüt’s, lediglich Ueberarbeitung eines ältern Originals wäre. Wahrscheinlicher ist es mir, daß Schneeperger’s Gedicht denselben Verfasser hat, wie der Spruch „Wie ein Muoter ir Dochter lernet puolen“ im Liederbuch der Hätzlerin (in Haltaus’ Ausgabe S. 305).

Erzählungen aus altdeutschen Handschriften, ges. von Adalb. v. Keller, Stuttgart 1855, S. 242 ff.