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Artikel „Schandein, Ludwig“ von Pius Wittmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 731–732, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schandein,_Ludwig&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 11:32 Uhr UTC)
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Band 53 (1907), S. 731–732 (Quelle).
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Schandein: Ludwig Sch., † am 25. October 1893 zu Speyer, war ein Sohn der fröhlichen Pfalz, der er mit Leib und Seele stets treu ergeben blieb. Geboren am 27. Juni 1813 zu Kaiserslautern, genoß er den ersten Unterricht an der Elementarschule und dem Progymnasium seiner Vaterstadt und wandte sich dann dem Schulfache zu. Im J. 1839 zum definitiven Lehrer ernannt, benutzte er jede freie Stunde zur Erweiterung seines Wissens und unterzog sich 1848 am Gymnasium in Speyer mit bestem Erfolge der Maturitätsprüfung. An der Universität München hörte er philosophische und juristische Vorlesungen. Auch betrieb er unter Leitung des berühmten Sprachforschers Schmeller (s. A. D. B. XXXI, 786) germanistische und diplomatisch-paläographische Studien. So vorbereitet, trat er am 5. Februar 1852 als Praktikant am kgl. bairischen Reichsarchiv ein. Unterm 21. April 1862 erfolgte seine Ernennung zum „Reichsarchivkanzelisten“ (= Staatsarchivar II. Cl.). Am 8. October 1868 wurde er zum Vorstand des Kreisarchivs der Rheinpfalz („Archiv-Conservator“, = Staatsarchivar I. Cl.) befördert. In dieser Eigenschaft hat Sch. amtlich wie außeramtlich eine überaus rege Wirksamkeit entfaltet. Er begnügte sich nicht damit, in die chaotischen Zustände des ihm anvertrauten Archivs lichtvolle Ordnung zu bringen und die darin verborgenen geschichtlichen Schätze durch Anlage guter Repertorien den Historikern zugänglich zu machen, sondern er betheiligte sich auch eifrigst an den Arbeiten des „Historischen Vereins der Pfalz“, der ihn unter seine „Neugründer“ rechnet (Mitth. d. Hist. Ver. d. Pfalz XVIII, S. 172) und dem er bis zum 11. April. 1883 als I. Secretär werthvolle Dienste widmete. – Nebenbei war er auch litterarisch thätig, lieferte Beiträge zu dem großartigen Nationalwerk „Bavaria“ (Rheinpfälzische Mundarten, 1865) und ließ bei Cotta (Stuttgart) „Gedichte in Westricher Mundart“ erscheinen, die zwei Auflagen erlebten. Manche derselben sind inhaltlich wie in ihrem technischen Aufbau wohl gelungen und stehen hinter den Dialektpoesien Stieler’s oder Kobell’s nur wenig zurück. – Mit Rücksicht auf seine vielseitigen Verdienste wurde Sch. unterm 16. Juni 1883 (zu seinem 70. Geburtstage) durch Verleihung von Titel und Rang [732] eines „Reichsarchivraths“ (= Geheimer Staatsarchivar) ausgezeichnet. Bereits zwei Jahre früher hatte der Großherzog von Baden seine Brust durch das Ritterkreuz I. Cl. des Ordens vom Zähringer Löwen geschmückt.

Im hohen Alter von 76 Jahren sah sich der unermüdliche Beamte gezwungen, um seine Quiescirung nachzusuchen. Die letzten Tage brachte er in der pfälzischen Kreishauptstadt zu, auf deren Friedhofe er auch seine Ruhestätte gefunden hat.

Sch. war unverheirathet. Seine überaus bescheidene Lebensführung setzte ihn in den Stand, sich eine gediegene Bibliothek zu schaffen und im Stillen manche Thräne zu trocknen. Er genoß in hohem Grade die Achtung und Liebe seiner Collegen und Vorgesetzten, besonders des Reichsarchivdirectors Geheimen Raths v. Löher (s. A. D. B. LII, 56), sowie aller derjenigen, welche Gelegenheit fanden, dem unterrichteten und hülfsbereiten Manne näher zu treten. Verschiedene Pfälzer Blätter und Zeitschriften (so Mitth. d. Hist. Ver. d. Pfalz XVIII, 172, und Pfälzer Museum XI, 47) haben ihm anerkennende Nachrufe gewidmet.

Eigene Erinnerung, Mittheilung von Zeitgenossen, Personalacten des kgl. bair. allgemeinen Reichsarchivs, Mittheilungen des kgl. Kr.-Archivs Speyer. – Kgl. Hof- und Staatsbibliothek zu München.