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Artikel „Schack, Wilhelm von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 491–492, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schack,_Wilhelm_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 09:54 Uhr UTC)
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Schack: Wilhelm Karl v. S., preußischer Generalmajor, wurde im Februar 1786 geboren. Die Dienstpapiere nennen Magdeburg als seine Heimath. Sein Vater, damals Compagniechef im Berliner Cadettencorps, ward 1793 Commandeur des neuerrichteten Cadettenhauses zu Kalisch und 1798 Gouverneur des Prinzen Wilhelm von Preußen (Bruder König Friedrich Wilhelm III.). S. kam am 29. November 1796 aus Kalisch in das Berliner Cadettenhaus und aus diesem am 28. März 1802 als Fähnrich zu dem in Stettin garnisonirenden Infanterieregiment von Owstien Nr. 7; am 2. Mai 1805 wurde er in diesem Secondlieutenant. Als solcher nahm er am Kriege von 1806/7 theil; nach Beendigung desselben kam er wie sein Bruder Hans (S. 489) zum Infanterie-Bataillon Schill und mit diesem zum Leibregiment. Am 2. Nov. 1811 ward er Adjutant des General v. Yorck, bald darauf Capitän und Anfang 1812 in den Generalstab versetzt. Als Generalstabscapitän machte er unter Yorck den Feldzug in Rußland mit; für Auszeichnung im Gefecht bei Garossenkrug (1. Octbr. 1812) erhielt er den Orden pour le Mérite. Daß Major v. Seydlitz, der vertraute und höchst einflußreiche Adjutant des General Yorck, Schack’s Schwager (Gemahl seiner Schwester) war, bereitete letzterem von vornherein eine günstigere Aufnahme als den meisten in des Generals Umgebung berufenen Persönlichkeiten zu theil wurde. Er rechtfertigte diesen Vorzug durch sein Verhalten und durch seine Leistungen, so daß Yorck ihn bereits mit besonderen Aufträgen beehrte. Als des Letzten Stellung zu Macdonald schwierig wurde und er gebeten hatte, den Befehl der preußischen Truppen einstweilen niederlegen zu dürfen, sandte er S. nach Berlin, um seine Bitte eingehender zu begründen. S. blieb damals, anscheinend durch Krankheit gefesselt, längere Zeit in Berlin. Am 30. November 1812 angekommen, reiste er erst am 5. Januar 1813 wieder ab, um aus Yorck’s Hauptquartier sofort dorthin zurückzukehren. Dieses Mal hatte er über den Stand der Dinge in Ostpreußen Bericht zu erstatten. Am 6. Februar wurde er aus Berlin zum Kaiser Alexander geschickt, um Knesebeck’s Sendung vorzubereiten. Als zum Feldzuge des Jahres 1813 Yorck’s Hauptquartier zu dessen großem Aerger und Verdruß anders zusammengesetzt wurde, war S. der einzige von denen, auf die er Werth legte, welcher ihm belassen wurde. Es knüpfte das Band zwischen Beiden um so fester. S. verblieb die ganze Zeit des Krieges hindurch bei Yorck; zuletzt, als Valentini am 23. Februar 1814 verwundet war, als Chef des Generalstabes. Seit dem 25. Juni 1813 war er Major, seit dem 31. Mai 1814 Oberstlieutenant. Mit seinem General verließ er am 8. Juli 1814 zu Arlon die Armee, als diesem das Generalcommando in Schlesien übertragen war. Auf der Durchreise blieb er in Berlin zurück und bald meldete er von dort an Yorck, [492] daß er zum Adjutanten des Kronprinzen ernannt sei und nicht nach Schlesien kommen werde. Das nahm Yorck gewaltig übel. Er empfand es als eine Rücksichtslosigkeit und Kränkung. „Sie haben Unrecht gethan“, schrieb er ihm, „indem Sie eine andere Anstellung in einem Zeitpunkt annahmen, wo Sie wußten, daß ich Niemand von meiner früheren Umgebung um mich habe“; er bekannte, daß er ihn „in Verdacht einer feinen Politique habe; Eitelkeit sei der Beweggrund seines Handelns“. Er hatte in mancher Hinsicht nicht Unrecht. S. gesteht, „daß er den Posten in Berlin dem Zusammenleben mit dem mürrischen mißtrauischen, mit aller Welt verfeindeten Yorck, trotz der Verehrung, welche er ihm zolle, und der Dankbarkeit, welche er ihm schuldig sei“ vorzöge. Auch die Aussichten bei einem neuen Kriege, welche er in seiner gegenwärtigen Stellung hätte, seien ihm lieber, als die, welche bei Yorck seiner warteten. Sie blieben aber gute Freunde und S. arbeitete nach dem Kriege das Tagebuch des Yorck’schen Corps aus den Feldzügen von 1813/14 aus, wie Seydlitz das von 1812 verfaßte; das S.’sche ist indessen bis jetzt ungedruckt geblieben. Als der Kronprinz das Commando des 2. Armeecorps übernommen hatte, ward S., der am 3. Octbr. 1815 zum Oberst befördert war, sein Generalstabschef und am 30. März 1823 Generalmajor; aber zunehmende Kränklichkeit nöthigte ihn 1824 zurückzutreten. Schon Ende 1823 hatten die Aerzte erklärt, daß sein Leiden unheilbar sei; eine Krankheit, welche aus dem Jahre 1812 stammte, drohte seinem Leben ein Ende zu machen. Vergebens suchte er im Süden Heilung. Er erblindete, mußte 1829 den Abschied nehmen und starb am 6. December 1831 zu Berlin. S. war, wie erwähnt, einer von den Wenigen, welche Yorck nahe standen und welche der „Essigblicker“ seines Vertrauens würdigte. Yorck’s Biograph Droysen (s. unten, II, 154) schreibt, als er erwähnt, daß der General durch die Zusammensetzung seines Hauptquartiers für den Krieg von 1813 schwer verletzt worden sei: „Vor allem es blieb S., des treuen Seydlitz Schwager, bald die Seele des Hauptquartiers und der Liebling Yorck’s. In der vollen Kraft der Jahre, voll edlem Ehrgeiz, geschaffen für die großen Geschäfte, wuchs er mit der Größe der Aufgabe; in seiner Art war von Kleinlichem, Mißmüthigem, Unsicherem keine Spur; mit Vorliebe alles Detail umfassend, war er stets auf das Ganze gewandt und dessen gewiß; das Verworrenste wurde vor seinem Blicke klar, einfach zum Zwecke geordnet, und erläuternd oder anweisend wußte er mit schlichten Worten zu überzeugen; in plötzlicher Entschließung traf er sofort das Rechte, das Entscheidende, und er führte es mit solcher Sicherheit und Freudigkeit hinaus, daß das Gelingen sich von selbst zu verstehen schien. In ihm und Graf Brandenburg sah Yorck die künftigen Feldherren Preußens.“

Archiv der Geheimen Kriegs-Kanzlei zu Berlin. – Das Leben des Feldmarschalls Grafen Yorck von J. G. Droysen, Berlin 1851–52, II, 154; III, 414, 449, 454 ff.