Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schöpf, Joseph“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 352–354, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6pf,_Joseph&oldid=- (Version vom 10. Oktober 2024, 04:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schoepf, Johann David
Band 32 (1891), S. 352–354 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joseph Schöpf in der Wikipedia
Joseph Schöpf in Wikidata
GND-Nummer 118795368
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|32|352|354|Schöpf, Joseph|Hyacinth Holland|ADB:Schöpf, Joseph}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118795368}}    

Schöpf: Joseph S. zählt nächst Knoller zu den gefeiertsten Historienmalern Tirols. Er war, geboren am 2. Februar 1745, das fünfte Kind seines mit Elisabeth Wackerle verheiratheten Vaters, welcher zu Telfs im Oberinnthale eine Wirthschaft besaß. Einen unauslöschlichen Eindruck machte es auf den fünfjährigen Knaben, daß seine geliebte Mutter durch die Unvorsichtigkeit eines auf dem benachbarten Schießplatz hantierenden Schützen ihren plötzlichen Tod fand. Im benachbarten Cistercienserstifte Stams erhielt S. zuerst Lehre und Unterricht, seine Begabung machte sich frühzeitig geltend, denn als der gelehrte Archivar Primißer nach Stams kam und das urkundliche Material für die Geschichte dieser Abtei sammelte, lieferte der kaum zwölfjährige S. schon die zu dieser Arbeit gehörigen Zeichnungen von Grabmälern, Sigillen, Monogrammen u. dgl. Durch Unterstützung des Stiftes gelangte S. 1756 in die Lehre Philipp [353] Haller’s zu Innsbruck und arbeitete dann seit 1762 bei gewöhnlichen Malern in Salzburg, Passau und Wien. Zu seinen frühesten Bildern zählen die Stationen im Pinzgau und ein Fresko im Pfarrhofe zu Kirchberg (Unterinnthal). Bei Leopold II. Beilager zu Innsbruck stand er als Gehülfe dem Theatermaler Cagliari bei. Nach Stams zurückgekehrt 1767 malte er die vom Abt Vigilius erbaute Capelle des Krankenhauses. Neuen Aufschwung nahm seine Kunst durch die Bekanntschaft mit Martin Knoller, welchem er sieben Jahre lang als unzertrennlicher Gehülfe nach Neresheim, Steinach und Gries folgte; ihm half er auch bei dem Kuppelbilde zu Ettal, im sog. Bürgersaale zu München und im gräflich Taxis’schen Palais zu Innsbruck. Dann ging S. 1776 als kaiserlicher Pensionär nach Rom, wo er jetzt erst Anatomie studirte, nach der Antike zeichnete und Copien nach Raphael und Michelangelo malte; großen Einfluß übte auch das Vorbild und die persönliche Anleitung von Raphael Mengs. Hier fand er sich zurecht und ging fortan seine eigenen Wege. Während S. sein kräftiges und leuchtend wirkendes Colorit vervollkommnete, strebte er in der Composition nach Einheit der Handlung und geschlossener Darstellung. Zahllose Zeichnungen und Studien, welche mit dem gesammten Nachlaß des Künstlers nach Stams gelangten, können als beredte Zeugen gelten, wie sorgfältig S. mit seinen Compositionen und Farbenskizzen verfuhr. Seine Stoffe wählte er aus der Mythologie, der Geschichte und Religion, auch zog er mit großer Vorliebe die Landschaft der Campagna in sein Bereich, ohne von diesen Skizzen einen selbständigen Gebrauch, außer auf den Hintergründen seiner historischen Gemälde, zu machen. Von da erfreute sich S. eines guten Namens und der Achtung seiner deutschen Landsleute, wie Zauner, Nesselthaler, Rechberg und anderer Zeitgenossen, insbesondere Raphael Mengs, der ihn auf jede Weise wie einen Freund auszeichnete und ihm sein eigenes (jetzt im Ferdinandeum zu Innsbruck befindliches) Pastellportrait verehrte. Nun wurden ihm auch Aufträge für italienische Paläste und Kirchen (insbesondere für Genazzano) angeboten und mit hohen Preisen bezahlt. Lord Bristol lud ihn nach England, Graf Deviller wollte den Künstler für Frankreich gewinnen, S. aber ging nach Tirol zurück 1783, wo ihn ein Ruf, die Benedictiner-Kirche Aschbach (bei Landshut in Baiern) auszumalen, erreichte, wodurch sich sein Ruf – vielgerühmt wurde seine „Verklärung Christi“ – in ganz Deutschland verbreitete. Andere Arbeiten folgten in der Kirche zu Ahrn im Pusterthal (Taufe im Jordan und Predigt des Johannes, wozu später auch noch weitere Altarblätter kamen), zu Bruneck (1789), Kaltern (Tod des hl. Vigilius) 1794, in der Johanniskirche zu Innsbruck, Brixen (1796), zu St. Johann im Unterinnthal (1797), Villnöß (1798), in der hl. Blut-Capelle zu Stams (1801), zu Reith und Wattens (1810) u. s. w. Außer diesen Fresken entstanden viele Altarbilder, z. B. nach Klausen, Stanz, Miemingen, Volders, Schwaz, Kaltern, Wattens, auch schuf S. gerne andere Scenen, wie einen lesenden Dichter Horaz (für Lord Bristol), den vom Pfluge als Dictator abberufenen Cincinnatus (Freiherr v. Kressel in Wien), etliche Dianen-, Magdalenen- und Psyche-Figuren. Auch lieferte der Maistro viele Bildnisse, an welchen jedoch der Mangel der Aehnlichkeit beklagt wurde, da S. mehr in einer Welt von Idealen, als der täglichen Natur zu leben gewohnt war. Doch hinderte ihn dieser Umstand nicht, mit seiner Kunst doch ein sehr beträchtliches Vermögen zu erwerben, welches er später großentheils wieder verlor, wodurch seine edle Absicht vereitelt wurde, eine bleibende Stiftung für jüngere Tiroler Künstler zu gründen. Am 22. Juli 1806 schloß S. eine Ehe, welche nicht glücklich zu werden drohte, aber bald durch den im December 1807 erfolgten Tod seiner Gattin gelöst wurde. Das letzte Werk des Unermüdlichen bildeten die Fresken [354] in der Servitenkirche zu Innsbruck (1820). Er starb nach langen Leiden an einer Verengung der Speiseröhre am 15. September 1822 zu Innsbruck, wo in der Johanneskirche eine Marmortafel seinen Ruhm verkündet. Seinen ganzen artistischen Nachlaß erbte das Kloster Stams. Im J. 1875 wurde ihm ein Denkmal zu Telfs errichtet mit einer schönen von Alois Gapp in München gemeißelten Büste.

Vgl. Nagler 1845, XV, 479 ff. – Wurzbach 1876, XXXI, 188 ff. und die kleine Monographie von Balthasar Hunold. Innsbruck 1875.