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Artikel „Saubert, Johann“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 415–416, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Saubertus,_Johannes&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 07:45 Uhr UTC)
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Saubert: Johann S., der Jüngere, Theologe, wurde am 1. Februar 1638 zu Nürnberg geboren, wo sein Vater Joh. Saubert der Aeltere Pastor zu St. Sebaldi und der bedeutendste Vertreter des strengen Lutherthums war (s. o.); seine Mutter Ursula, geborene Heinrich, stammte aus Neumarkt in der Oberpfalz, war die zweite Frau Saubert’s und selbst in erster Ehe bereits mit dem Nürnberger Buchhändler Joh. Wagenmann verheirathet gewesen. Der Sohn wurde anfangs durch einen Privatlehrer, dann in der Stadtschule und dem Gymnasium Aegidianum seiner Vaterstadt unterrichtet. Er begann seine theologischen Studien auf der Universität Altorf, wo er bei Professor Felwinger wohnte. Nach einer Reise durch Baiern und Schwaben bezog er Johannis 1657 die Universität Jena. Von dort siedelte er nach einem kurzen Besuche Leipzigs nach Helmstedt über, wo er am 27. October 1659 immatriculirt wurde. Er hatte die Absicht, noch weiter auf Reisen, zunächst nach Holland, zu gehen; doch ließ er sich halten und wurde schon am 24. December 1660, noch nicht 23 Jahre alt, als ordentlicher Professor der orientalischen Sprachen in Helmstedt angestellt. Unterm 10. November 1665 bekam er eine theologische Professur, insonderheit das Lehrfach des alten Testaments, welches seit dem Tode Georg Calixt’s unbesetzt geblieben war; daneben behielt er aber auch noch den Lehrstuhl der hebräischen Sprache in der philosophischen Facultät. Er erfreute sich des besonderen Wohlwollens des gelehrten Herzogs August von Braunschweig-Wolfenbüttel, der seit 1663 in regem Briefwechsel mit ihm stand, ihn zu einer lateinischen Uebersetzung der hebräischen Schrift Jacobi Jehudae Leonis von dem Tempel Jerusalems (Helmst. 1665) anregte und ihm schließlich (1664) auch noch die Ausführung seines lange gehegten Lieblingswunsches übertrug: eine neue sprachlich genaue Uebertragung der Bibel ins Deutsche zu veranstalten. Schon im J. 1638 hatte der Fürst an Saubert’s Vater über [416] die Bibelübersetzung als „ein vorhabendes Werk“ geschrieben und dabei bemerkt, die ‚versio solle nicht mutata vel innovata Lutheri sed plane nova seyn‘. Nur mit Widerstreben übernahm S. diese schwere und verantwortungsvolle Aufgabe, und als der Herzog, der den Fortgang sowie die Drucklegung der Arbeit seines Schwanengesangs, wie er sagte, mit emsiger Sorgfalt überwachte, ein paar Jahr darauf (am 17. September 1666) die Augen schloß, erreichte er es von dem Regierungsnachfolger, daß ihm die Weiterführung des Werkes erlassen wurde. Dasselbe ist bis zum Ende des 17. Capitels des 1. Buches Samuelis gedruckt worden; doch hat man das Buch selbst nie ausgegeben und es ist daher nur in wenigen Exemplaren verbreitet. Die zum Drucke benutzte Handschrift, die nicht weiter als jener reicht, sowie der mit dem Herzoge August geführte umfangreiche Briefwechsel Saubert’s befinden sich in der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel. Die Uebersetzung, die allerdings die geniale Sprachgewalt und die tiefe religiöse Innerlichkeit des großen Reformators stark vermissen läßt, erfuhr von vornherein, ehe sie noch an die Oeffentlichkeit getreten war, von verschiedener Seite die übelste Beurtheilung, gegen welche sich Conring in einer besonderen Schrift („epistula gratulatoria“) wandte, die zum 88. Geburtstage Herzog August’s 1666 erschien. Auch diese Aufnahme des Unternehmens wird S. zur Aufgabe der Arbeit mitbewogen haben. Im Anfange des Jahres 1673 erhielt er unerwartet von seiner Vaterstadt Nürnberg einen Ruf, als erster Professor der Theologie und Superintendent nach Altorf zu kommen. Er war bereit, in Helmstedt, wo er am 14. Januar 1673 zum Doctor der Theologie promovirt wurde, zu bleiben, wenn man ihm die Vereinigung der beiden bis jetzt von ihm versehenen Professuren auf seine Lebenszeit zusagen wollte. Da die Regierung hierauf nicht einging, so zog er nach Altorf, wo er nach längerer Krankheit am 29. April 1688 gestorben ist. Ihn überlebten außer seiner 84jährigen Mutter seine Gattin Anna Maria, eine Tochter des berühmten Helmstedter Professors Hermann Conring, die er am 16. Februar 1664 heimgeführt hatte, und eine Tochter Anna Ursula, die im Jahre vorher einen Juristen Wölffing geheirathet hatte. Ein Sohn war schon bei der Geburt am 15. Januar 1665 gestorben. Seine zahlreichen theologischen Schriften, die zumeist historisch kritischer Art sind, finden sich bei G. G. Zeltner (vitae theol. Altorph. S. 403 ff.) u. a. verzeichnet.

Vgl. außerdem Joh. Fabricius, Leichenpredigt (Altorf 1688). – J. D. Köhler’s hist. Münz-Belustigung, 14. Theil, S. 161 ff. – Jac. Burckhard, Historia biblioth. Augustae Wolffenb. (Lipsiae 1744), Th. II, S. 36 ff. u. a. a. O.