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Artikel „Zeltner, Gustav Georg“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 52–53, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zeltner,_Gustav_Georg&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 08:52 Uhr UTC)
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Zeltner: Gustav Georg Z., lutherischer Theologe, † 1738. Unter den Altdorfschen Theologen ist Z. bekannt als Litterarhistoriker seiner dortigen Fachgenossen. Er stammte selbst aus dem Nürnbergischen, wo er am 16. September 1672 zu Poppenreuth als der Sohn des dortigen Predigers geboren wurde. Auf dem Gymnasium zu Nürnberg vorgebildet, zog er 1689 auf die Universität Jena. Hier studirte er Philosophie und Theologie und vertheidigte 1693 seine Abhandlung „de juramentis veterum Hebraeorum“. 1694 ging er als Magister über Hamburg nach Kiel, wo er weitere Studien machte. 1695 finden wir ihn als Inspector der Alumnen in Altdorf; drei Jahre später folgte er einem Rufe als Professor der Metaphysik an das Aegidianum zu Nürnberg und als Vicar des Kirchenministeriums daselbst. 1700 wurde er Diakonus an der St. Sebald- und bald darauf an der St. Jakobskirche. Entscheidend für sein Leben wurde aber erst seine im J. 1706 erfolgte Berufung in eine Professur der Theologie und der orientalischen Sprachen nach Altdorf, womit er zugleich das Amt eines Diakonus an der dortigen Stadtkirche, später das des Archidiakonus und 1717 das des Pastors erhielt. In dem Jahre seiner Berufung in die theologische Professur (1706) hatte er den Grad eines Doctors der Theologie erlangt. Als Docent, Schriftsteller und Prediger rastlos thätig, litt er bei schwächlicher Gesundheit an manchen Uebeln, besonders der Hypochondrie. Dies veranlaßte ihn 1730, seine Altdorfer Aemter niederzulegen und die unweit Nürnberg gelegene Landpfarrei Poppenreuth zu übernehmen, wo er in ländlichtr Stille sich erholen und doch weiter amtlich und litterarisch thätig sein konnte. Hier starb er am Schlagfluß am 10. Juli 1738. – In der Zeit heißer theologischer Kämpfe ein friedfertiger Mann hat er sich die Bekehrung der Juden angelegen sein lassen, wobei ihm seine große Kenntniß des Talmuds und der Rabbinen wesentliche Dienste leistete. Human verfuhr er aber auch hierbei, indem er im Einverständniß mit Spener weder die Schriften der Juden verbrannt, noch ihre Kinder wider den Willen der Eltern zur Taufe geschleppt wissen wollte, was dem Naturrechte widerspreche und dem Worte Christi, das Heilige nicht vor die Hunde zu werfen (Frank, s. unten). Bleibenden Werth haben noch heute einige seiner geschichtlichen Schriften, so die „Historia Socianismi Altorfinae … Academiae infesti“ (1729), besonders aber seine Biographien der Altdorfschen Theologen („Vitae Theologorum Alt.“, s. u.).

Schriften: Döring (s. unten) zählt deren 92 auf. Wir geben aus dessen Liste nur die wichtigsten an. Nach einigen Dissertationen aus den Jahren 1693 bis 1704 (Titel bei Döring) folgte sein „Programma inaug. de piorum desideriorum scriptoribus“ (Altd. 1706); „De corruptelis et medelis theologiae dissertatio“ (Norimb. 1707); „Diss. inaug. de novis Bibliorum versionibus germanicis non temere vulgandis“ (Altd. 1707, ed. II 1710); „Disp. quod in [53] Sacra Coena etiam indigni vere Sacramentum accipiant et participes fiant corp. et sang. Christi“ (Altd. 1708); „Schilo nodus solutus, hoc est, sensus loci classici Genes. 49, 10 restitutus“ (ibid. 1710); „Disp. de initiis Baptismi initiationis Judaeorum“ (ib. 1711); „Lineamenta metaphysices“ (ib. 1713); „De cruce Christi in Vet. Test. praesignificata“ (ib. 1714, ed. II 1725); „Rhetoricae sacrae nucleus“ (ib. 1714); „Mauritii Helingi antist. Norimb. vita, placita et studia“ (ib. 1714); „Disp. de subjectione Christi gloriosa“ (ib. 1715); „De chiliasmo praesenti, in quo Dei gratia vivimus“ (ib. 1715); „Disp. de beneficiorum fundamento in futurum“ (ib. 1716); „De Pauli Lautensack, fanatici Norimb. fatis et placitis schediasma“ (Altd. 1716); „De iustificatione particulari“ (ib. 1718, ed. II 1737); „Breviarium controversiarum cum Remonstrantibus agitatarum, cui praefatio historica est praemissa“ (Norimb. et Altd. 1719); „Disp. qua typus polygamiae in Novo Testamento abolitus delineatur“ (ib. 1719); „Libri normales Norimbergenses“ (Norimb. et Alt. 1721); „Jo. Kaufmanni, pastoris ad S. Spirit. Nor., vita et merita“ (ib. 1722); „Vitae Theologorum, a condita academia, Altorfinorum“ (ib. 1724); ed. nova s. t.: „Vita celebriorum quorundam in Germania Theologorum una cum scriptorum ab ipsis aditorum recensu“ (Francof. et Lips. [Norimb.] 1742); „Summarium theologiae dogmaticae“ (Altd. 1722); „Breviarium theologiae moralis“ (ib. 1723); „Breviarium controversiarum cum enthusiastis et fanaticis agitatarum, praefatione historica instructum“ (Lips. 1724); „Synopsis logomachiarum pietisticarum“ (Francof. 1725); „Kurzgefaßte Historie der gedruckten Bibel-Version und anderer Schriften Luthers in der Betrachtung des Lebens und der Fatorum Hans Lufft’s, berühmten Buchdruckers und Händlers zu Wittenberg etc.“ (Nürnb. u. Altd. 1727); „Historia Crypto-Socianismi Altorfinae quondam Academicae infesti arcana, ex documentis maximam partem manuscr., ita adornata, ut cum historiae illorum hominum illustrandae, tum dogmatibus in universum refellendis inservire possit. Accesserunt praeter alia V. Smalcii diarium vitae ex autographo et M. Ruari epistolarum centuriae duae“ (Lips. 1729); „Biblia d. i. die ganze heilige Schrift, nach der deutschen Uebersetzung D. Luther’s, mit kurzen Erklärungen und Vergleichungen der einander entgegen zu sein scheinenden Stellen etc.“ (Altdorf 1730, 2. Ausg. 1740, 3. Aufl. 1753); „Nachricht von dem alten Lutherischen Aufschlagen der Bibel unter den Predigten“ (ebd. 1731); „Erläuterung der Nürnbergischen Schul- und Reformationsgeschichte“ (ebd. 1732); „De impedimentis et adjumentis conversionis Judäeorum praecipuis“ (Frankf. 1735); „Breviarium controversiarum cum Ecclesia Graeca ac proinde etiam Ruthenica adhuc agitatarum“ (Norimb. 1737); „Kurze Erörterung der Frage: Ob ein getaufter ehemaliger Jude seinem noch jüdischen Weibe mit unverletztem Gewissen einen Scheidebrief geben oder auch ihm solcher auferlegt werden könne?“ (Frankf. u. Leipz. 1737); „Enneas quaestionum philologicarum seu de gravissimis philologiae sacrae capitibus meditationes“ (ib. [Altd.] 1747); „Viermal fünfzig kurze, doch erbauliche Leichenreden“ (Altdorf 1747, 4 Theile). Die Titel der übrigen Schriften bei Döring.

Vgl. Selbstbiographie von Zeltner in seinen Vitae Theologorum Altorfinorum, p. 489 ff. – Jöcher, Gelehrten-Lexikon IV. – (Zedler,) Universallexikon, Bd. 61 s. v. – Heinrich Döring, Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrh., IV. Bd. Neustadt a. d. Orla 1835, S. 774–780. – Gust. Frank, Gesch. d. protest. Theologie, 2. Theil, Leipzig 1865, S. 293.