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Artikel „Sascerides, Johannes“ von Daniel Jacoby in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 396–397, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sascerides,_Johann&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 02:45 Uhr UTC)
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Sascerides: Johannes, auch Jan Sasgers oder Sasgert, lateinischer Dichter und Theolog des 16. Jahrhunderts, wurde geboren am 24. Juni 1526 in Warmenhausen in Nordholland. Zu Utrecht genoß er 5 Jahre lang den Unterricht des damals berühmten Georg Macropedius (s. A. D. B. XX, 19), der ein guter Katholik, aber jedem Fanatismus abhold war. Auf der Universität zu Löwen las S. die Schriften der protestantischen Theologen und befreundete sich mit ihren Lehren. Als Priester zu Haring Karspel wurde er durch seine Predigten so anstößig, daß er sein Amt nicht viel länger als ein Jahr behauptete: ein unruhiges, mühevolles Leben zog er der Verleugnung seiner Ueberzeugungen vor. Er ging nach England, dann aber nach Wittenberg, wohin ihn der Ruf der bedeutenden Männer zog und das Verlangen, sich in den alten Sprachen und in der Theologie noch gründlichere Kenntnisse zu erwerben. Von der Vorliebe für diese Stadt zeugt seine nach Horaz I, 7 gedichtete Ode „Vitebergae laus“: Parva situ, sagt er, non parva tamen, si munera spectes … Florent verae artes, fervetque Pelasgica lingua, Sacraque vox Hebraica claret. An Melanchthon, den er in einem Gedicht auf Anna von Bruchofen „suaviloquus Philippus“ nennt, schloß er sich näher an. Drei Jahre blieb er in Wittenberg; auch der dichterische Wetteifer daselbst regte ihn an: mireris in uno Oppidulo tot psallere vates. Im Jahre 1557 erschien zu Basel eine Sammlung seiner lateinischen Gedichte, Christian III. von Dänemark (s. A. D. B. IV, 184 f.), dem eifrigen Freunde der Reformation, gewidmet: Odarum, siue carminum sacrorum libri IX. Quinque priores Dauidicorum. Sextus Biblicorum. Reliqui tres recentium. Autore Johanne Sasceride Vuermenhusano. Ejusdem carmen seculare pro Ecclesia. Basileae 1557, 8, 483 S. Die 150 Psalmen Davids hat er in den Metren des Horaz bearbeitet; im 6. Buch Gesänge aus dem alten und neuen Testament, z. B. (canticum Moysis, Deborae, Tobiae, Sarae, Ezechiae, Pauli u. s. w. In den 3 letzten Büchern carmina recentia, z. B. Canticum Noae cum suis in arca: „Obrutas transit levis arca terras Nosque conservat tumidis ab undis, Nos deo charos madidosque solos Orbe relictos“ … Querela Lothi; Ecclesia exemplum est Lazari mendici; De cruce. Auch Lieder weltlichen Inhalts darunter, z. B. das Lob Wittenbergs; der hebräischen Sprache; der Ehe; an einen toten Freund, u. s. w. Den Schluß bildet das carmen seculare pro ecclesia, das der gelehrte Theolog Salomon van Til ins Holländische übersetzt hat.

Melanchthon, der viel beim Könige Christian vermochte, empfahl ihm den bescheidenen S. dringend in einem Briefe an dessen Landsmann Heinrich v. Bruchofen, der in Wittenberg gelebt hatte und 1552 oder 1553, offenbar durch Melanchthon’s Lob, Hofprediger in Kopenhagen geworden war. In diesem Briefe vom 22. Mai 1557 kennzeichnet Melanchthon S.: vir valde eruditus in latina, graeca, ebraea lingua, et adeo modestus, ut velim, si possim, ei addere [397] aliquid alacritatis … Oro te propter Deum et propter studia doctrinae et propter exulis pii aerumnas, ut inclyto Regi et laborem huius Magistri Johannis commendes, et ipsum qua poteris ratione adjuves. Quia ideo in nostris Ecclesiis duriter vivere mavult, ut absit ab idolis, quam inter Pontificios esse, ubi in deliciis esse posset.“In demselben Jahre schon erhielt S., 31 Jahre alt, eine Professur des hebräischen in Kopenhagen; Niels Hemmingsen (Nicolaus Hemmingius A. D. B. XI, 724 f.), der berühmte Anhänger Melanchthon’s in Dänemark, machte ihn 1558 zum Baccalaureus der Theologie. S. stand auf seiner Seite, als die theologischen Zänkereien ihm später das Leben verbitterten. Nach dem Tode des Königs Christian, 1. Januar 1559 – ein Trauergedicht auf ihn von S. erschien 1559. Hafniae 4° –, war dessen Nachfolger Friedrich II. S. freundlich gesinnt; an den König hat er Gelegenheitsgedichte gerichtet. 1562 machte S. eine Reise nach den Niederlanden mit einem königlichen Empfehlungsbrief an den Grafen Egmont. Zweimal war S. Rector der Universität: nach Binding 1570 und 1592. In diesem Jahre erkrankte er am Fieber, erholte sich dann zwar, aber starb am 27. Februar 1594. Neben seiner Gattin Elisabeth Gellius, mit der er in glücklicher Ehe gelebt und die ihm 14 Jahre vorher im Tode vorangegangen war, wurde er beerdigt. Seine Schriften theologischen Inhalts am genauesten bei Rördam. Die Abhandlung „De agni seu Christi victoria contra Gogum et Magogum libri quatuor“ Hafn. 1577, 8°, ist Wilhelm von Oranien gewidmet.

Elf Gedichte des Sascerides finden sich Delit. poet. germanor. pars V, Francof. 1612, p. 1182–99. – Paquot, mém. litt. XVIII, 179 f. – Vindingius, Regia acad. Hauniensis, Hauniae 1665 p. 104. – In der Dän. Bibliothek Kop. u. Leipz. 1743, 4 St. S. 175 der Brief Melanchthon’s, vgl. S. 163. – Holger Rørdam, Kjøbenhavns Univ. Historie i kong Frederik II Tid. Kjøbenh. 1872 S. 495 f. – Freundliche Hilfe verdanke ich Herrn Dr. Bruun in Kopenhagen und Herrn Dr. L. Sieber in Basel.