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Artikel „Sartorius, Balthasar“ von Georg Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 379–380, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sartorius,_Balthasar&oldid=- (Version vom 15. Oktober 2024, 16:56 Uhr UTC)
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Sartorius: Balthasar S., kursächsischer lutherischer Theolog, bei den kryptocalvinistischen Streitigkeiten betheiligt. Geboren 1534 zu Oschatz, kam er, durch seine musikalische Begabung empfohlen, in seinem 14. Jahre als Capellknabe an den Hof des Kurfürsten Moritz und bezog später die Universität Wittenberg, wo er sich eng an Melanchthon anschloß, während er bei dem darauf folgenden Leipziger Studium besonders Joachim Camerarius hörte. An der letztgenannten Universität erwarb er sich 1559 die Würde eines Magisters, 1568 die eines Baccalaureus, 1572 die eines Licentiaten, im Jahre darauf die eines Doctors der Theologie. 1559 wurde er Pastor und Collega an der Fürstenschule zu Pforta, von wo aus er 1569 als Sonnabendsprediger an die Thomaskirche in Leipzig, 1570 als Superintendent nach Grimma berufen wurde. Dreizehn Jahre später finden wir ihn in Weimar als Hofmeister und Hofprediger der Prinzen. Aber bereits 1575 siedelte er als Professor der Theologie nach Jena über. Als unter Kurfürst Christian I. die kryptocalvinistische Partei mächtiger wurde. erhielt S., wohl auf Veranlassung seines Schwagers, des Hofpredigers Johann Salmuth, 1588 einen Ruf als Superintendent und Consistorialassessor nach Meißen. Hier war er für die Abschaffung des Exorcismus eifrig thätig, wiewohl er dabei in den erregten Gemeinden seines Sprengels auf lebhaften Widerspruch stieß. Der [380] Volksmund sagte von ihm: „Der Superintendent von Meißen ist ein Calvinist und böser Christ“. Nach Kurfürst Christian’s Tode und dem damit zusammenhängenden Falle Krell’s und Joh. Salmuth’s wurde auch seine Stellung schwankend. Als ihn im Anfange des Jahres 1592 das Consistorium mit der Einweisung des neuen Superintendenten in Dresden beauftragt hatte, erhob der Stadtrath dagegen Einspruch mit der Begründung, daß „ermelter Doctor in der lähr des Calvinismi halben etwas vordechtig sein solle, es möchte sein Erscheinen der Gemeinde allerhand Nachdenken machen“. Kurz darauf wurde er seines Amtes enthoben. Er wendete sich nach Leipzig, wo ihm im J. 1597 trotz manches geltend gemachten Verdachtes der Aufenthalt unter Gewährung einer Pension mit der Bedingung gestattet wurde, daß er sich „still, friedlich und eingezogen halte, auch zu unnötigen Disputationen und andern Ungelegenheiten nicht Ursache gebe“. Seine Bitte um Uebertragung einer Professur wurde zu gleicher Zeit abschläglich beschieden, soll ihm aber noch durch das Wohlwollen seines ehemaligen Schülers, des Administrators Herzog Friedrich Wilhelm, gewährt worden sein. Er starb 1609. Seine Ehe mit Elisabeth Salmuth, der ältesten Tochter des Leipziger Superintendenten Heinrich Salmuth, entstammten 9 Kinder, von denen ihn 2 Söhne und 2 Töchter überlebten. Seine Schriften sind theils Disputationen („Narratio actionis solennis“, Lipsiae 1568; „De iustitia fidei“, Lipsiae 1572; „De ecclesia Christi in his terris“, Jenae 1573; „De praecipuis duobus doctrinae Christianae capitibus, lege et evangelio“, Jenae 1582; „Quaestio, sitne anima hominis, quae speculum dei est, particula aut portio essentiae divinae, an substantia ab illa diversa“, Lipsiae 1582), theils beziehen sie sich auf die theologischen Controversen der Zeit („De sacramentali manducatione corporis Christi et sacramentali potu sanguinis ipsius in sacra coena domini, quae est medium inter corporalem et spiritualem manducationem“; „Der auff das Wittenbergische Notul von dem Consistorio zu Meißen gerichtete Extrakt „De Exorcismo“, 1591), theils gehören sie dem homiletischen Gebiete an („Eine Predigt von der Ehr und Herrlichkeit, in welche Christus durch sein Leiden, Sterben und Aufferstehung eingangen“, Jena 1580; „Leichpredigt, gehalten Hansen von Ponickau auff Pomsen“, Leipzig 1573), theils sind sie Huldigungen an die sächsischen Fürsten. Auch stammt von ihm eine Biographie Johann Pfeffinger’s.

A. H. Kreyßig, Album der ev.-luth. Geistlichen im Kgr. Sachsen, Dresden 1883, S. 326. – E. A. Albrecht, Sächs. ev.-luth. Kirchen- und Predigergeschichte, I, 366. – J. G. Frenckel, Diptycha Ositiensia, Dresden 1722, wo auch die Schriften aufgezählt werden. Die Dissertation De sacramentali manducatione befindet sich in der Leipziger Rathsbibliothek. – Dibelius und Lechler, Beiträge zur Sächs. Kirchengeschichte, 4. Heft (1888), S. 33 ff. – Das Dresdener K. Hauptstaatsarchiv wie Rathsarchiv enthalten Nachrichten über ihn.