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Artikel „Sartoris, Johannes“ von Theodor Pyl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 379, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sartoris,_Johannes&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 04:11 Uhr UTC)
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Sartoris: Johannes S., mit seinem deutschen Namen „Schröder“ benannt, war aus Lingen in Westfalen gebürtig, und hatte in seiner Heimath eine tüchtige classische Bildung, sowie den Unterricht der Brüder vom gemeinsamen Leben genossen. Infolge dessen beschäftigte er sich eifrig mit der Lehre des Thomas von Kempen und wandte sich, ähnlich wie der Franciscanerorden, vorzugsweise der realistischen Richtung in der Philosophie und dem praktischen Christenthume zu. Anfangs in Köln thätig, wurde er (1479) mit seinem Landsmann M. Joh. Vust und M. Balthasar Wortwyn aus Distelhusen bei Bischofsheim a. d. Tauber von König Christian I. an die von letzterem neu begründete Universität in Kopenhagen berufen, siedelte aber (1481) mit denselben nach Greifswald über. Hier geriethen die neuen Lehrer, sowie der ihnen befreundete Dr. Heinrich Ter Porten, der auch in der medicinischen Facultät wirkte, sehr bald in heftige Streitigkeiten mit den Vertretern des Nominalismus, namentlich mit Joh. Petri, Gutmund Ugla, Herm. Melberch und Ewald Kleene, welche von dem mit S. befreundeten BM. Nic. Schmiterlow (s. d. A.) unterstützt, Spaltungen der Collegien und eine Doppelwahl des Decans und Rectors zur Folge hatten. Da der Tod des Präpositus Dr. Joh. Parleberg (s. d. A.) und ein unter der Bürgerschaft gegen den Rath ausgebrochner Aufruhr (1483) die Gesetzlosigkeit in der Stadt noch vermehrten, so entfernten sich die Anhänger von S. nach Stralsund, während der BM. Schmiterlow, der mit Hülfe der Franciscaner sich in Sicherheit begeben hatte, die Vermittelung des Herzogs Bogislaw X. anrief. Dieser verglich bei einer Zusammenkunft in Anklam die Parteien, der Bürgermeister wurde restituirt, und S. zum Decan der Artisten gewählt, während die Mehrzahl seiner Gegner die Stadt verließ. Auf diese Art zu größerem Einfluß gelangt, brachte S. die Lehrweise des Thomas v. Kempen (via beati Thome) unter den Professoren zu höherer Geltung und leitete auch einen Umbau der Universitätsgebäude. Seit dem Jahr 1487 trat er in die Juristenfacultät, erwarb in dieser die gelehrten Grade, und erhielt (1490) die Professur für das VI. Buch der Decretalen und die Clementinen, sowie die Domherrnwürde an der Nicolaikirche.

Pyl, Pom. Genealogien II, 274–296; – Gesch. der Greifswalder Kirchen II, 896. – Kosegarten, Gesch. der Universität I, 133, wo „via beati Thome“ auf Thomas v. Aquino bezogen ist, während (I, 144) auf Thomas v. Kempen deutet; II, 229, 240, 242, 249.