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Artikel „Söffing, Justus“ von Bernhard Anemüller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 542–543, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:S%C3%B6ffing,_Justus&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 14:20 Uhr UTC)
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Söffing: Justus S., Dr. theol., geboren am 21. Novbr. 1624 in Teichröda, einem schwarzburg. Dorfe, † als Generalsuperintendent in Rudolstadt am 30. April 1695. Seine frommen und rechtschaffenen Eltern ließen ihn frühzeitig die Schule seines Wohnortes besuchen und daneben ihm noch Privatunterricht von dem dasigen Pfarrer, dem um die schwarzb. Geschichte verdienten Samuel Walther, ertheilen, bis er als tüchtig in die Schule zu Rudolstadt eingeführt werden konnte. Von hier besuchte er 1640 noch das Gymnasium in Gotha und begab sich 1643 auf die Universität Jena. Hier hörte er die theologischen Vorträge von Horst, Zeisold, Musäus, Major u. a. und zeichnete sich bald so sehr aus, daß er schon im zweiten Jahre seines akademischen Lebens die Magisterwürde mit ungetheiltem Beifall erhielt. Die damaligen Kriegsunruhen nöthigten ihn jedoch, von Jena nach Wittenberg sich zu begeben, wo er nicht nur theologische und philologische Vorlesungen besuchte, sondern selbst Mathematik und Ethik las und den Cornelius Nepos und Curtius öffentlich erklärte. Im J. 1649 berief man ihn nach Jena zurück, aber schon im nächsten Jahre erhielt er von der Behörde in Rudolstadt, welche wegen seiner seltenen Leistungen auf ihn aufmerksam gemacht worden war, den Ruf zu einem Diakonat in Rudolstadt, um die amtlichen Geschäfte des kranken Generalsuperintendenten Rothmaler vollständig zu übernehmen. 1651 trat er dessen Stelle als Generalsuperintendent und Consistorialassessor an. In demselben Jahre wurde ihm durch Vertheidigung einer Disputation – „Novus homo – in disputatione inaugurali descriptus, Praes. Joh. Musaeo – pro licentia assumendi gradum Doctoris in Theologia publice – propositus a. M. Justo Söffing, ecclesiae Rudolst. pastore, Superintendente et Consistorii assessore.“ Jenae 1651. 4°, die theologische Doctorwürde verliehen. Seine volle ungetheilte Thätigkeit wandte er nun der Heranbildung der Schule und der Vorbereitung ihrer Zöglinge ebenso, wie dem geistl. Hirtenamte zu. S. fing an, den Zöglingen der 1. Ordnung Vorlesungen über Theologie und Kirchengeschichte zu halten, hauptsächlich mit Rücksicht auf das Exegetische und Historische. Die Reformationsgeschichte des 16. Jahrhunderts verband er synchronistisch mit der politischen Geschichte, dabei stets auf das Wichtigste der schwarzburg. Geschichte Rücksicht nehmend. Die deshalb von ihm herausgegebenen und von einem Gymnasiasten vertheidigten 6 Abhandlungen führten zu der Schrift: „Res in ecclesia et politia christiana gestae ab a. 1500–1600 in schola provinciali Rudolstadio-Schwarzburgica propositae.“ Rud. 1670. 8°. 1671 lehrte er die Kirchengeschichte des N. T. vom 1–15. Jahrh. Ums J. 1680 hielt er histor.-theologische Vorlesungen über die Augsburg. Confession. Aus allen Vorlesungen hob er das Wichtigste heraus, schrieb kleinere Abhandlungen darüber, ließ sie drucken und darüber im Gymnasium von seinen Zuhörern disputiren. Dergleichen Disputationsübungen fanden jährlich stets 6–10, bisweilen sogar 2 monatlich statt. Daneben wurde auf seinen Vorschlag die von der Behörde gebilligte heilsame Anordnung der geistlichen Synoden gegründet. Diese wurden jährlich zweimal gehalten und auf ihnen disputirten unter Söffing’s Vorsitz die Geistlichen über die symbolischen Bücher, namentlich über das Augsburger Glaubensbekenntniß und sonst noch über die von S. zu diesem Zwecke herausgegebenen Aphorismen. Auch wurde in diesen Synoden über die Sorge für Witwen und Waisen und deren standesmäßige Versorgung verhandelt, wodurch viele später sich entwickelnde, segensreiche Einrichtungen angebahnt wurden. Die Bibel ließ S. in starker Auflage drucken und wohlfeil unter dem Volke verkaufen, um dadurch zur Verbreitung der Religionskenntnisse mitzuwirken. Söffing’s Ruf drang bald über die engeren Grenzen des Vaterlandes hinaus, so daß er selbst von theologischen Facultäten in verschiedenen Fragen um seine Meinung ersucht wurde. Neben mehreren Schriften sind von ihm noch eine ziemliche Anzahl [543] von Predigten gedruckt worden und aufgenommen in: „Gottesbau von Kirchen, Regiments- und Wohnhäusern in etlichen Kirch-, Einweih-, Vermähl-, Dank-, Trauer-, Tauf- und Einsegnungspredigten.“ Rudolstadt 1669, 4°. Außerdem sind von ihm Leichenpredigten, besonders gedruckt, vorhanden auf mehrere Gräfinnen v. Schwarzburg, wie auf die berühmten Kanzler Lenz, Heher u. a. S. starb allgemein betrauert am 30. April 1695.

Vgl. Hörnleins Leichenpredigt auf Just. S.; acta historico-eccles. XIII.; L. S. Hesse; Verzeichniß geborener Schwarzburger etc. etc. 15. St. Rudolstadt 1824 4° als Einladungsschrift zu öffentlicher Schulprüfung etc.