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Artikel „Sofer, Moses“ von Adolf Brüll in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 541, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sofer,_Moses&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:03 Uhr UTC)
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Sofer: Moses S. (Schreiber), Rabbiner und theologischer Schriftsteller, geboren zu Frankfurt a. M. 1761, † zu Preßburg am 3. October 1837. S. zeigte schon als Kind große Geistesanlagen, zu denen sich ein seltenes Gedächtniß gesellte. Zehn Jahre alt, wurde er schon den Schülern des Rabbi Nathan Adler eingereiht, der seine Talente erkannte. Er ging dann später unter die Schüler des Rabbiners Tewele Scheyer in Mainz, um bald wieder zu seinem früheren Lehrer Nathan Adler nach Frankfurt a. M. zurückzukehren, dem er auch, als dieser einen Ruf als Rabbiner nach Boskowitz in Mähren erhielt, dahin gefolgt war. Von dort kam S. nach Proßnitz. Er heirathete daselbst die Witwe Sarah Jerwitz und lag mit staunenswerthem Fleiße dem Studium des Talmud ob. Er hatte, da es ihm an dem nöthigen Einkommen fehlte und er der Armuth preisgegeben war, die ihm von der Gemeinde Straßnitz angebotene Rabbinerstelle angenommen, von wo aus er einem Rufe als Rabbiner nach Mattersdorf folgte. Auf der Höhe seines geistigen Schaffens befand er sich als Oberrabbiner von Preßburg, in Nachfolge des weitbekannten Rabbi Meschull am Tustmenitz, woselbst er 33 Jahre wirkte. Daselbst heirathete er, nachdem seine Frau gestorben war, die verwittwete Tochter des Rabbi Akiba Eger aus Posen.

S. war eine bedeutende Capacität, der den Talmud in allen seinen Theilen beherrschte und einer der letzten Vertreter des altrabbinischen Judenthums. Er ging von der Ansicht aus, daß das Judenthum den frischen Luftzug der freien Forschung nicht vertragen und nur im Abschlusse von und nicht im Anschlusse an die Cultur und Bildung der Zeit erhalten werden könne. Wenn er auch diesen seinen Standpunkt einseitig und oft fanatisch, besonders den Reformbestrebungen innerhalb des Judenthums gegenüber vertrat, so blieb ihm doch, weil man davon durchdrungen war, daß dies seine ehrliche, consequent durchgeführte Ueberzeugung sei, auch die Hochachtung derer, die nicht seine Gesinnungsgenossen waren, gesichert, zumal da ein seltener Adel des Herzens ihn auszeichnete. Von den entlegensten Ländern und Gegenden wurde sein wissenschaftlicher Rath und seine Entscheidung in Gegenständen des Gesetzes nachgesucht und konnte er diesen an ihn gestellten Anforderungen nur durch einen Aufwand ungeheueren Fleißes gerecht werden. Zudem stand S. einer der bedeutendsten theologischen Lehranstalten (Jeschibah) vor und hatte dadurch auf die heranwachsende Rabbinergeneration einen bedeutenden Einfluß gewonnen, aus deren Mitte einige Theologen das bei ihm erworbene talmudische Wissen doch auch in den Dienst der Zeit und der modernen jüdischen Wissenschaft mit Erfolg gestellt haben. Von seinen Werken ist seine Gutachtensammlung „Chatam Sofer“ besonders hervorzuheben, ein Denkmal seiner immensen Gelehrsamkeit auf dem Gebiete des Talmud und seines ungeheueren Fleißes. Ein Zeichen der dauernden Verehrung seitens seiner Gemeinde ist es, daß ihm Sohn und Enkel im Rabbinate Preßburg folgten.

Biographie des weltberühmten Mannes und Zierde seines Stammes Rabbi Moses Sofer von L. Landsberg 1876 (hebräisch). – Biographie des Rabbi Moses Sofer aus Frankfurt a. M., weiland Großrabbiners von Preßburg von M. Herzfeld. Wien 1879.