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Artikel „Rumpf, Wolfgang Siegmund“ von Felix Stieve in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 668–669, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rumpf,_Wolfgang_Siegmund&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 00:08 Uhr UTC)
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Rumpf: Wolfgang Siegmund R. zum Wülroß. Geburtsjahr unbekannt, † 1606. Er stammte aus Kärnten. 1420 war Achaz R. Stadtrichter in der dem Erzbisthum Salzburg gehörigen Stadt Friesach. Dort dürfte die Familie heimisch geblieben sein, bis Moriz R. 1516 sein in der Stadt gelegenes Haus verkaufte. 1458 erscheinen die Brüder Ruprecht und Wilhelm R. als Pfleger in Salzburger Diensten. 1480 führt Wilhelm den Titel „vom Wullroß“, einem Schlosse, dessen Namen noch jetzt ein Dörfchen des Bezirksamtes Gurk im Wirmitzthal bewahrt. Er verkaufte es damals, doch muß es in seinen Besitz zurückgekehrt sein, da wie er 1489 so auch seine Nachkommen wieder den Titel davon führen. 1496–1530 erscheint in Urkunden der oben erwähnte Moriz R. v. W. Er führt den Titel „Ritter“ und wird 1497 als Pfleger zu Niederkreig, 1506, wo auch seine Frau Anna, eine Tochter des Hans v. Herberstein, genannt wird, als Herr zu Keutschach bezeichnet. 1519 wird er dem Ständeausschuß Kärntens beigeordnet; seit 1520 erscheint er wiederholt als Gewaltträger des Siegmund v. Dietrichstein. Er war vermuthlich der Großvater Wolfgang’s. Dessen Oheim dürfte ein anderer Moriz R. zum W. gewesen sein, welchen Erzherzog Karl von Innerösterreich vergeblich in seine Dienste zu ziehen suchte. Die Angabe, daß dieser Moriz sich 1554 mit Anna v. Herberstein vermählt habe, beruht wol auf einer Verwechslung mit dem älteren Moriz. Wolfgang’s Vater war Ritter Wilhelm R. vom Wullroß, welcher 1530 und 1533 als Truchseß König Ferdinand’s I. erscheint und sich mit Barbara von Keutschach verheirathete. In welchem Verhältnisse Ludwig R. zum W., welcher 1578 in Diensten des Erzherzogs Matthias und 1580 als Rittmeister erwähnt wird, zu Wolfgang stand. ist nicht bekannt. W. befand sich als Kämmerer im Gefolge der Erzherzoge Rudolf und Ernst, während sie 1563–1571 in Spanien erzogen wurden. 1574 schickte ihn Kaiser Maximilian II. als Gesandten nach Spanien und Portugal. Nachdem Rudolf II. den Thron bestiegen hatte, ernannte er ihn sofort zum Oberstkämmerer und Geheimrath. 1580 schenkte er ihm die Herrschaft Weitra mit Nachlaß von 40 000 Gulden Gnadengeldern, die darauf verschrieben waren, und ernannte ihn zum Freiherrn von Weitra. Außerdem erwarb R. nach und nach die Herrschaften Hirschberg, Haßlau, Gräfenschlag und Kaltenbach. 1589 verlieh ihm König Philipp II. von Spanien mit Genehmigung Rudolf’s die Großcommende Paracuellos des St. Jagoordens. 1591 übertrug ihm der Kaiser neben seinem Oberstkämmereramte auch die Verwaltung des Obersthofmeisteramtes und nachdem dieselbe bald darauf an einen andern übergegangen und nach kurzer Zeit wieder an R. zurückgekehrt war, erhielt dieser 1594 das Amt mit 4000 Gulden Gehalt endgültig. Als Oberstkämmerer hatte R. den Dienst für die Person des Kaisers zu beaufsichtigen, dessen Privatangelegenheiten und Sammlungen zu verwalten, die Gnaden-, Titel- und Adelsverleihungen zu besorgen und alle Audienzen zu vermitteln, während er selbst stets unangemeldet Zutritt hatte. Als Obersthofmeister stand er an der Spitze des gesammten Hofwesens und der gesammten Regierung. Zu dem Einflusse seiner Aemter aber gesellte sich auch der, welchen ihm die besondere Gunst des Kaisers eröffnete. Wenn dieser von stärkeren Anfällen seiner Geisteskrankheit heimgesucht wurde, durfte ihm niemand als R. nahen und schon lange bevor dieser amtlich die Leitung der Staatsgeschäfte übernahm, gingen sie thatsächlich vorzugsweise durch seine Hände und war er der mächtigste Mann am Hofe. Der Besitz der spanischen Commende brachte ihn in den Ruf, daß er spanisch gesinnt sei. Das erscheint jedoch nicht als begründet und es liegt kein Beweis vor, daß er anderen Interessen als denen seines Herrn und des österreichischen Hauses zu dienen suchte. Daß er jedoch nach der Gewohnheit seiner Zeit des Kaisers Gunst und seine Stellung nebenher auch zu seinem Vortheil [669] benutzte, darf wol aus dem großen Reichthum, den er sich erwarb, geschlossen werden. Er galt als gut katholisch gesinnt, doch war er kein Fanatiker der Restaurationspartei; seine Klugheit und sein Scharfblick werden gerühmt; des näheren sind wir über seine Persönlichkeit, sowie seine politische Richtung und Wirksamkeit nicht unterrichtet; am Hofe war er mehr geachtet als geliebt. Mit der Zeit verlor er auch die Gunst des Kaisers, indem sich dessen krankhaftes Mißtrauen auch gegen ihn richtete. Schon 1596 wird berichtet, daß jener ihm seit lange nicht mehr geneigt sei und ihm seinen Unwillen häufig durch Mienen und Worte kundgebe. Nachdem dann Rudolf’s Geisteskrankheit seit Ende 1598 zu voller Entfaltung gediehen war, steigerte sich seine Gereiztheit gegen R., doch konnte er sich in seiner Scheu vor jeder Veränderung noch immer nicht entschließen, den Minister, an den er gewöhnt war, zu entlassen. Erst nachdem R. im März und im April 1599 selbst um seine Entlassung angehalten hatte, enthob ihn der Kaiser des Oberstkämmereramtes. Eine Besserung im Befinden desselben gestaltete noch einmal Rumpf’s Lage günstiger. Am 26. September 1600 aber enthob ihn Rudolf, nachdem er ihn schon vorher wieder mehrfach mit heftigen Vorwürfen überhäuft hatte, in einem Krankheitsanfall plötzlich all seiner Aemter, und als R. zwei Tage später die Gnade des Kaisers wieder zu erlangen suchte, erhielt er die Weisung, Prag auf der Stelle zu verlassen. Damit war seine politische Laufbahn abgeschlossen, obschon der Kaiser bald lebhafte Reue zu empfinden schien und sich ihm nicht nur freundlich erwies, sondern ihn auch noch einige Male zu Rathe zog. Im J. 1606 starb R. Er hatte sich im October 1579 zum ersten, im J. 1601 mit einer Gräfin Arco zum zweiten Male verheirathet. Wahrscheinlich hinterließ er jedoch keine Kinder, denn die Herrschaft Weitra ging mit der Hand seiner Witwe an den Obersthofmeister Grafen Friedrich von Fürstenberg über.

Khevenhiller, Conterfet-Kupferstich II, 66 Anm. d und Annales Ferdinandei I–IV. – Hurter, Ferdinand II., III., 32; – Chmel, Die Handschriften der Hofbibliothek zu Wien I und II (wo im Register mehrfach unser Wolfgang mit Ludwig R. verwechselt ist). – Gauhe, Adelslexikon I, 1452. – Stieve, Die Verhandlungen über die Nachfolge Kaiser Rudolf’s II. in den Abhandl. d. k. baier. Akad. d. W. III, Cl. XV und Briefe und Acten z. Gesch. d. dreißigj. Krieges IV und V. Einen großen Theil der Angaben über Rumpf’s Familie verdanke ich Herrn Archivar A. v. Jaksch zu Klagenfurt und Herrn Prof. Dr. H. v. Zwiedineck in Graz.