ADB:Rukavina von Widovgrad, Georg Freiherr von

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Artikel „Rukavina v. Widovgrad, Georg Freiherr“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 631–632, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rukavina_von_Widovgrad,_Georg_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 14:25 Uhr UTC)
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Rukavina: Georg Freiherr R. v. Widovgrad, k. k. Feldzeugmeister, commandirender General im Banate, Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens, als unbezwungener Vertheidiger der Festung Temesvár bleibender Erinnerung sicher, wurde am 21. März 1777 zu Tarnovacz im Liccaner Grenzregimentsbezirke geboren und starb am 9. September 1849 zu Temesvár. Er war der Sohn des für besondere Tapferkeit im J. 1800 mit dem Prädicate v. Widovgrad geadelten k. k. Oberlieutenants Dujo (Dominik) R., und erhielt in der Regimentsschule zu Gospič eine einfache, militärische, namentlich auf Mannhaftigkeit hinstrebende Erziehung und Ausbildung. Schon im J. 1791 soll R. die Stelle eines Regimentsfouriers versehen haben, worauf er sich als k. k. Cadet des Oguliner-Grenzregiments bei der Erstürmung der Höhen von San Giacomo im Genuesischen am 16. Juli 1795 das höchste Ehrenzeichen der Mannschaft, die goldene Tapferkeitsmedaille erwarb. Ehrenvoll war ferner sein Verhalten am 6. November 1796 bei Caliano in Südtirol, wo er als Fähnrich des Gyulai’schen Freicorps mit zwei Compagnieen, deren Officiere kampfunfähig geworden, eine Kanone nahm und 200 Gefangene machte; hervorragende Thatkraft und Verwendbarkeit bewies er dann 1809 bei Landshut am 16. April und bei Aspern am 21. und 22. Mai, in welch’ letzterem Kampfe er als Hauptmann des St. Georger 6. Grenzregiments schwer verwundet wurde; in nennenswerther Weise betheiligte er sich weiterhin 1813 und 1814 als Major und später Oberstlieutenant an der Wiederberufung waffenfähiger Grenzer zu den Fahnen des Kaisers und an den kriegerischen Unternehmungen dieser Jahre zunächst Mantua. Daß jedoch auch seine Friedensthätigkeit eine jederzeit beachtenswerthe gewesen, zeigen seine Ernennung 1818 zum Obersten, 1829 zum Generalmajor, 1834 zum Vicelandcapitän der Königreiche Dalmatien, Croatien und Slavonien, 1836 zum Feldmarschalllieutenant und Inhaber des Infanterieregiments Nr. 61, ferner die 1835 erfolgte Erhebung zum Ritter des Leopoldordens, 1841 zum österreichischen Freiherrn. Alle diese Anerkennungen, sie galten vorwiegend Rukavina’s günstiger Einflußnahme auf die Truppen und die [632] Grenzbevölkerung, theils der geschickten Regelung von Organisationsangelegenheiten in der Militärgrenze, sowie den mit Klugheit und Energie durchgeführten Repressaliengefechten gegen die bosnischen Uebergriffe 1835, bei Vacup am 10. Juni und Weliki-Kladuš am 17. October. Im J. 1844 übernahm R. endlich das Commando der Festung Temesvár, an welches sich für ihn 1849 ein nie erlöschendes, ruhmvolles Andenken knüpft. Denn wenngleich schon im 72. Lebensjahre stehend, wußte R. dennoch während 107 Tagen (25. April bis 9. August) mit unbeugsamer Ausdauer die durch feindliche Geschosse, aufreibende Kämpfe, körperliche Anstrengungen, Proviantmangel, Cholera, Typhus und andere Krankheiten auf die Hälfte reducirte, sieche Garnison selbst dann kampfbereit zu halten, als der mit überlegenen Mitteln die Festung umschließende tapfere Gegner solche Fortschritte machte, die ihn binnen kurzem auf den Kamm des Glacis gebracht hätten. Diesem heldenmüthigen Festhalten von Temesvár bis zu dem kaum mehr zu hoffenden Entsatze war es aber auch zu danken, daß die letzten Vorgänge des Krieges bei Temesvár und Arad den gewünschten Erfolg fanden. Und so hat denn R. sowohl Kaiser und Reich unvergeßliche Dienste geleistet, als auch seine im October 1848 gegebene Erklärung, die Festung nur auf ausdrücklichen Befehl Seiner Majestät des rechtmäßigen Kaisers in die Hände seiner Truppen zu überliefern mit den schwersten Opfern zur Wahrheit gemacht. Dagegen blieb es dem mit der Feldzeugmeisterwürde und dem Militär-Maria-Theresien-Orden ausgezeichneten Helden versagt, für die Linderung der Nachwehen des blutigen Kampfes zu sorgen. Er starb genau einen Monat nach dem Entsatze der Festung an der Cholera – das Beispiel, welches R. in Erfüllung von Pflichttreue, Opferwilligkeit und Vaterlandsliebe gegeben, wird ihn aber für alle Zeiten überleben.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich, 27. Th., Wien 1879. – Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresien-Orden u. s. w., Wien 1857. – Strack, Die Generale der österr. Armee, Wien 1850. – Weingärtner, Heldenbuch, Tetschen 1882. – Schweigerd, Oesterreichs Helden u. s. w., 3. Bd., Wien 1854. – (Ramming), Der Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen im Sommer 1849, Pest 1850. – Temesvár im J. 1849, Wien 1850 – Weymann, Tagebuch der Belagerung von Temesvár 1849 (Man.).