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Artikel „Rossem, Martin von“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 257–258, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rossem,_Martin_von&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 02:45 Uhr UTC)
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Rossem: Martin v. R. oder Rossum, Herr von Pouderoyen, geldrischer Feldhauptmann, wurde 1478 in Bommel geboren aus einem angesehenen Adelsgeschlecht. Von seiner Jugend an betheiligte er sich an den Kämpfen des Herzogs Karl von Geldern gegen die österreichische Macht und stieg bald bis zu [258] den höchsten Würden auf. Schon 1518 vertrat er seinen Herrn als Statthalter von Friesland, dann trat er als Marschall an die Spitze seiner Armee. Seinen Ruf erwarb er sich für immer in den Jahren 1527–34, als er erst Utrecht überraschte und es aller Anstrengungen der Gegner unerachtet besetzt hielt und dazu das ganze Stift jämmerlich verheerte, dann den Sitz der holländischen Regierung, das unbefestigte Haag überfiel und gänzlich ausplünderte, und nachher Overyssel und Ostfriesland theilweise für seinen Herrn in seine Gewalt brachte, theilweise auch vollkommen wüst legte. Selbst in jenen Jahren der rohesten Landsknechtskriegführung hießen die von ihm angeordneten Verheerungen barbarisch, dabei wurden dieselben mit einer zur Vermessenheit sich steigernden Kühnheit ausgeführt, welche nur ein Führer, dem seine Soldaten blindlings folgten, sich erlauben konnte. Diesen sah er alles nach, wenn sie ihm nur gehorchten; er kannte weder Scheu noch Furcht, noch Gnade, weder religiöse noch politische Rücksichten; er liebte den Kampf um des Kampfes willen, ihm war alle Beute recht, woher sie auch stammen mochte, wie er auch vor keiner Unternehmung, die ihm lohnend schien, zurückscheute. Das zeigte sich namentlich, als er nach Karl’s Tod, für dessen Nachfolger Wilhelm von Jülich in die Schranke trat. Fast hätte Löwen, der Sitz der niederländischen Gelehrsamkeit, das Schicksal Haags empfunden, und kaum ward selbst Antwerpen vor ihm gerettet. So sehr beschäftigten jene Unternehmungen, die eine Verbindung mit den Franzosen versuchten, die Gemüther, daß dieselben, von Torrentius und Servatius in lateinischen Werkchen ausführlich beschrieben wurden und daß dieselben selbst ins Italienische übersetzt wurden. Ja selbst Karl V. brachte Rossem’s Raubzüge im Reichstage zur Tafel, ohne jedoch auch da Abhülfe zu finden. Kein Wunder, daß der Kaiser sich beeilte, nach dem Frieden von Venlo, den jetzt zu seinem Unterthan gewordenen Krieger in seinen Dienst hinüberzuziehen und an der Maas gegen dessen alten Verbündeten zu verwenden. Erst der Friede von Crespy machte Rossem’s Wüthen ein Ende. Doch schon 1551 brach der Krieg aufs neue aus und gab ihm Veranlassung zu neuen Zügen, in welchen er bis tief in Frankreich eindrang, selbst in Paris fürchtete man sich vor ihm. Endlich ergriff ihn in Givet eine Seuche und brachte ihm in Antwerpen den Tod, 1555. R. war durch die Kriegsbeute und die ihm zur Belohnung seiner Thaten gemachten Schenkungen sehr reich geworden, wovon das prächtige Haus zeugt, das er sich in Arnheim bauen ließ und das noch jetzt als ein Denkmal der Baukunst der Zeit die Stadt ziert. Er lebte sonst, wenn er nicht im Felde stand, am liebsten auf der Veluwe für die Jagd. Er ist gewiß ein vorzüglicher Virtuose im kleinen Kriege gewesen, wenn auch sein Name mit keinem großen Siege, sondern nur mit glücklichen Ueberfällen u. s. w. verbunden ist und namentlich mit den schonungslosesten Verheerungen. Selbst sein Aeußeres mit dem langen gespaltenen Bart war dazu angethan, Schrecken einzuflößen.

Vgl. Nijhoff, Gedenkwaardigheden uit de geschiedenis van Gelderland, Th. V, Bd. 2, 3. – Pontanus, Historiae Gelricae und dessen Uebersetzer Slichtenhorst. – Pontus Heuterus, Rerum belgicarum libri XV. – Von neueren Wagenaar, Bd. V und Arend, Bd. II, 3. Dazu zahlreiche, meistens in Zeitschriften und Jahrbüchern erschienene Monographien.