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Artikel „Rosembach, Johann“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 190–192, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rosembach,_Johann&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 21:36 Uhr UTC)
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Rosembach: Johann R., ein Buchdrucker aus dem Ende des 15. und den ersten Decennien des 16. Jahrhunderts, der an verschiedenen Orten Spaniens als solcher thätig war. Würde er sich nicht in den Schlußschriften mehrerer seiner Drucke d’Heidelberg (oder de Heydelberch) nennen, so wüßte man über seine persönlichen Verhältnisse lediglich nichts. Aber auch diese nähere Bezeichnung führt nicht über das hinaus, was sie unmittelbar über des Mannes Herkunft sagt. Insbesondere kommt des Letzteren Name nicht in der Matrikel der Universität Heidelberg vor und da wir ihn auch in einer Reihe anderer Universitäts-Matrikeln vergebens gesucht haben, so ist er vermuthlich nicht zu den gelehrten Vertretern der Buchdruckerkunst zu zählen. Zum ersten Mal taucht R. im J. 1492 in Barcelona auf und diese Stadt bleibt in der Hauptsache der Schauplatz seiner Thätigkeit bis zu dem Jahr, aus welchem wir die letzte Spur d. h. den letzten bis jetzt bekannten Druck von ihm haben, bis zum Jahr 1530. Dazwischen hinein aber hat er vorübergehend an anderen Orten seine Presse aufgeschlagen. So finden wir ihn im J. 1499 in Tarragona, 1500 bis jedenfalls 1502 in der damals zum Königreich Aragonien gehörigen Stadt Perpignan und von 1518 ab bis etwa 1525 in dem nicht weit von Barcelona gelegenen Benedictinerkloster Montserrat. Barcelona hatte schon vor seiner Ankunft, jedenfalls seit 1480, Vertreter von Gutenberg’s Kunst in seinen Mauern gesehen. Von Perpignan dagegen ist R. der Prototypograph geworden und auch hinsichtlich [191] Tarragona’s hat er lange als solcher gegolten, bis in neuerer Zeit von Volger (s. u.) ein Druck aus dieser Stadt gefunden worden ist, der schon in das Jahr 1484 fällt und der Presse des Nic. Spindeler, eines der Prototypographen von Barcelona, angehört. Auch im Kloster Montserrat hatte R. einen Vorgänger gehabt und zwar in der Person seines Landsmanns Joh. Luschner von Lichtenberg, der 1498 von dem Abt des Klosters aus Barcelona berufen worden war, um Breviere, Missale, Regeln und andere für den mönchischen Bedarf nothwendige Bücher zu drucken. Aber obwohl Luschner in den Jahren 1499 und 1500 nicht weniger als 7691 Exemplare genannter Bücher druckte, so war doch dieser Vorrath, da er auch für andere Benedictinerklöster verwendet wurde, bis 1518 auf die Neige gegangen und es wurde, da Luschner vielleicht inzwischen gestorben war, in genanntem Jahr R. berufen, um die Lücken wieder zu ergänzen. Er kam, indem er einen Theil seiner Officin in Barcelona zurück- und in Thätigkeit ließ, mit einem Personal von sieben bis acht Gehilfen, unter welchen sich auch einige Deutsche befanden, und druckte nach den wenigstens im vorigen Jahrhundert im Kloster noch vorhandenen Rechnungen, Actenstücken u. s. w. (die uns über die Thätigkeit dieser beiden Pressen von Montserrat ein Detail geben, wie wir es von wenig anderen besitzen) zunächst 500 Missale, 701 Breviere, 800 Diurnalien und 1000 Horen (Horae virginis Mariae), außerdem eine große Zahl von Indulgenzbullen und einige tausend Heiligenbilder u. dgl. Später schlossen sich noch manche andere Drucke an, Lectionarien (1523, 24), ein vom Bischof von Vich für seine Diöcese bestelltes Brevier, Werke von Antonius de Nebrixa u. s. w. Wenden wir unsern Blick auf Rosembach’s Thätigkeit in den genannten Städten zurück, so hat Barcelona nach den bisherigen Bibliographien von ihm 9 datirte Drucke aus dem 15., 4 aus dem 16. Jahrhundert aufzuweisen, während man aus Tarragona nur einen, aus Perpignan nur zwei Drucke von ihm kennt. Diese Zahlen dürften sich aber bedeutend erhöhen, wenn einmal die spanischen Incunabeln ihren Panzer oder Hain gefunden haben werden. Ueber die Qualität der Leistungen dieses Meisters können wir kein Urtheil fällen, da es uns nicht gelungen ist, auch nur einen seiner Drucke zu Gesicht zu bekommen. Dagegen hat uns Mendez seine beiden Druckerzeichen zur Anschauung gebracht, indem er in dem unten anzuführenden Werke S. 60 u. 177 Abbildungen davon gegeben hat. Sehr schön nimmt sich das ältere aus: eine schwarze Tafel, darauf ein schief gestelltes Kreuz mit zwei Querbalken und mit Haken oben und unten, an welches sich nach rechts die Initialen des Druckers nebst einem Stern anschließen. Dagegen ist das spätere ein sehr roher Holzschnitt. In der Mitte zeigt es einen Schild mit drei Sternen und einem Sparren, an einem Baume hängend und von zwei Hirschen gehalten, dazwischen der Name J. ROSEMBACH, und um das Ganze die Unterschrift: Cor mvndvm crea in me etc. Aus der Verschiedenheit dieser Druckerzeichen darf man nicht, wie Mendez zu thun geneigt ist, auf zwei verschiedene Meister des Namens J. R. (etwa Vater und Sohn) schließen. Die Vertauschung eines Signets mit einem anderen kommt auch sonst bei einem und demselben Drucker vor.

Daß zwischen dem ersten der genannten Druckerzeichen und demjenigen des Joh. Parix in Toulouse eine merkwürdige Aehnlichkeit besteht, die auf ein näheres Verhältniß zwischen diesen beiden Heidelbergern (am Ende gar auf Identität?) hinweist, ist schon bei Parix (s. A. D. B. XXV, 175) angedeutet worden. Da wir aber keinen Druck von R. aufzutreiben vermocht haben, so ist es uns auch inzwischen nicht gelungen, jenes Verhältniß aufzuhellen. (Auch eine directe Anfrage in Barcelona hat keinen Erfolg gehabt.)

Vgl. Fr. Mendez, Tipografia española, 2. ed. por Dion. Hidalgo 1861, p. 51 (der dort unter No. 21 verzeichnete Druck gehört R. zu) – 60. [192] 175–179. 265. 330 (Joh. Rosembach heißt in diesem Werk immer fälschlicher Weise J. de R.) – E. Volger. Die ältesten Drucker und Druckorte der Pyrenäischen Halbinsel, im neuen Lausitzischen Magazin Bd. XLIX, 1, 1872, S. 88 fgg., bes. S. 97. 109 fg. 111. 116.