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Artikel „Rosefeldt, Jacob“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 187–188, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rosefeldt,_Jacob&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 08:44 Uhr UTC)
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Rosefeldt: Jacob R., lateinischer Dichter zu Ende des 16. Jahrhunderts. Geboren um 1575 als der Sohn des evangelischen Pfarrers Johann Rosenfelder (angestellt 1566, † 1606) zu Scherneck bei Coburg, bezog er im Sommer 1594 die Universität Jena und gesellte sich dem Dichterkreise bei, welcher hier nach dem Vorbilde der Professoren Nic. Reusner (s. A. D. B. XXVIII, 299) und Laur. Rhodomannus (s. A. D. B. XXVIII, 393) die Anfertigung griechischer und lateinischer Verse betrieb. Nachdem er 1597 eine Sammlung anagrammatischer Spielereien (Lusus poetici) veröffentlicht und die Würde eines Poeta laureatus errungen hatte, wandte er sich gleich seinen Freunden Michael Pharetratus und Michael Virdung der dramatischen Dichtung zu. Zuerst machte er sich an einen biblischen Stoff. In der comoedia sacra Chamus (1599) stellte er den Weinbau Noah’s, die Trunkenheit desselben, den Frevel Ham’s und den von Ham und Nimrod begonnenen Thurmbau zu Babel mit sehr charakteristischen Zügen dar; bei der Sprachenverwirrung beginnen die Handwerker in allen möglichen Zungen, italienisch, [188] englisch, böhmisch, niederdeutsch zu reden. – Die im selben Jahre entstandene Comödie Moschus ist ein für eine Hochzeit in Jena gedichtetes modernes Lustspiel; sie verwerthet die kurz zuvor in Shakespeare’s Kaufmann von Venedig behandelte Fabel vom Fleischpfande. Doch nicht um dem Freunde zu helfen, leiht der Kaufmann von dem Juden Moschus (= Moses) Geld, sondern um selbst eine gewagte Speculation zu machen; und nicht eine verkleidete Porzia rettet ihn vor dem Tode, sondern der Scharfsinn des eigenen Bruders, der, irdischen Gewinn gering achtend, sich den Wünschen der Familie zuwider ganz den Wissenschaften geweiht hatte. R. scheint das Meisterlied „Von Kaiser Karls Recht“ als Quelle benutzt zu haben; in der großen Gerichtsscene aber berührt er sich mehrfach mit Shakespeare, so daß man wohl an den Einfluß englischer Komödianten denken darf, auf welche auch der aus Marlowe’s Juden von Malta bekannte Name Barrabas hindeutet. – Gleichfalls eine Gelegenheitsdichtung ist die im Stile einer italienischen Novelle gehaltene Comödie Carabonna (1600), welche 1603 nochmals zu Schmalkalden vor Landgraf Moritz von Hessen aufgeführt wurde: Prinzessin Carabonna liebt den Fremdling Floridus; der Intrigant Crinitus beredet den König, ihn hinrichten zu lassen, und versuchts, als Carabonna diesen Befehl hintertreibt, mit Gift. Zufällig trinkt die Prinzessin dasselbe; aber sie wird durch ein wunderbares Heilmittel des Floridus gerettet, der sich zum Schlusse als ein armenischer Prinz entpuppt und eine fröhliche Hochzeit feiert. – In allen drei Stücken entwickelt R. eine bemerkenswerthe Gewandtheit in der Handhabung der Sprache und des Metrums. Er hat die neulateinischen Dramatiker nicht minder studirt als Plautus und Terenz, baut gereimte Chorlieder wie Daniel Cramer und entlehnt unbedenklich mehrere Scenen aus Reuchlin’s Scenica progymnasmata fast wörtlich. Eine wirkliche Virtuosität zeigt er in Wortspielen, in der Häufung überraschender Schimpfworte, in der Bildung neuer halbdeutscher Ausdrücke. Wirksame Situationen und burleske Züge hat er theils seinen Vorgängern abgelernt, theils auch selbst geschaffen. In der Carabonna (III, 3) copirt er, Zachariä’s Renommisten vorauseilend, die Jenaer Studenten, welche Nachts brüllend und die Degen auf den Steinen wetzend durch die Straßen ziehen. Gut gelingt ihm der rasche Dialog in mehreren Trinkscenen und in der Gerichtsverhandlung. Aber oft überwuchern die possenhaften Elemente in den flüchtig hingeworfenen Gelegenheitsstücken die ernsthafte Handlung zu sehr, und die Composition läßt zu wünschen übrig. Nur um das Publicum zu erheitern, verkleidet sich Floridus als Theriakkrämer und verkauft den Bauern seine Waaren, statt zu seiner im Sterben liegenden Geliebten zu eilen. Wo die komische Muse den Dichter verläßt, wird er leicht schwerfällig, wie die von gelehrten Citaten strotzende Berathung der Richter im Moschus zeigt, oder verfällt in die Sucht, Beispiele aus der antiken Geschichte und Mythologie aufzuzählen. Trotzdem ist es bedauerlich, daß sein Talent nicht weitere Ausbildung fand. 1602 ließ R. eine Sammlung hebräischer Gelegenheitsgedichte (Hebraeis) erscheinen, eine Frucht seiner unter der Leitung des Professors Petrus Piscator betriebenen hebräischen Studien, von denen schon der Chamus und der Moschus Zeugniß ablegten. Von seinen ferneren Lebensschicksalen fehlt uns die Kunde. Sein Bruder Johannes Rosefeldt, welcher 1597 in Jena immatriculirt wurde, war, wie J. M. Groß, Lexicon ev. Jubelpriester 2, 172 f. (1732) berichtet, 1615 Diakonus zu Römhild, später Pfarrer zu Bedheim.

J. Bolte im Jahrbuch der deutschen Shakespearegesellschaft 21, 187–210. 22, 265 f.