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Artikel „Roemer, Friedrich Adolph“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 120–122, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Roemer,_Friedrich_Adolf&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 09:47 Uhr UTC)
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Band 29 (1889), S. 120–122 (Quelle).
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Roemer: Friedrich Adolph R., Vorstand der Bergschule in Clausthal, verdienstvoller Geologe, war am 14. April 1809 in Hildesheim geboren und widmete sich nach dem Besuch des Gymnasiums seiner Vaterstadt auf den Universitäten [121] Göttingen und Berlin dem Studium der Jurisprudenz, beschäftigte sich aber auch aus Liebhaberei eifrig mit Botanik, in der er es zu nicht gewöhnlichen Kenntnissen brachte. Nach bestandenem juristischem Examen erhielt er eine Anstellung als Justizbeamter zuerst in Hildesheim, dann am Amte Bovenden bei Göttingen 1840. Erst seit seiner Anstellung in Hildesheim regte sich in ihm der Drang, auch das Steinreich näher kennen zu lernen und bald stellte er sich, obwol ganz Autodidact auf diesem Gebiete, die für ihn schwierige Aufgabe, die geologischen Verhältnisse der Umgebung seiner Vaterstadt genauer zu erforschen und namentlich den norddeutschen Jura gründlich zu untersuchen. Sein beharrlicher Eifer und ein angeborener Scharfblick förderten seine Studien so erfolgreich, daß er bereits 1836 das umfangreiche Werk: „Die Versteinerungen des norddeutschen Oolith-Gebirges“ mit zahlreichen Tafeln von ihm selbst gezeichneter Abbildungen herausgeben konnte. Damit legte R. den Grund für die Kenntniß der Jurabildungen des N.W. Deutschlands, auf welchen alle späteren Forschungen sich stützen. Besonders wichtig war die Ausscheidung eines bis dahin unbekannten Schichtengliedes, des sog. Hilsthons, über dem Portlandkalk, dessen richtige Zuweisung zur cretacischen Reihe freilich erst später ermittelt wurde. Ein drei Jahre später erschienener Nachtrag gibt Kenntniß von einem neuen Schichtengliede zwischen Portland und Wälderthon, dem sog. Serpulit, den R. mit dem englischen Purbeckkalk in Parallele stellte. Schon nach wenigen Jahren (1841) erschien dann ein weiteres Werk: „Die Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebirges“ mit 16 Tafeln, welches seinem wissenschaftlichen Werthe nach mindestens dem ersteren nicht nachsteht und bei der bis dahin herrschenden Unkenntniß und Verwirrung in Bezug auf diese Kreidebildungen über deren Verhältnisse befriedigende Aufklärung gab. R. wies darin den verschiedenen Schichten im Vergleiche zu England ihre richtige Stellung an und legte damit auch in dieser Richtung den Grund zu weiterer Erforschung der norddeutschen Kreideablagerungen. Die dritte Hauptleistung auf geologischem Gebiet umfaßt die zahlreichen Arbeiten Römer’s, welche sich auf die Untersuchung des Harzes beziehen. Angeregt durch die damals neuen und glänzenden Forschungen Murchison’s und Sedgwick’s im sog. Uebergangsgebirge Englands, machte sich R. nunmehr an die Untersuchung der bei der außergewöhnlichen Armuth an Versteinerungen, der gestörten und verwickelten Lagerung ungemein schwierig zu entwirrenden geologischen Verhältnisse der Harzer Uebergangsgebirgsschichten, in denen er auch nach und nach gegen 500 Arten von organischen Ueberresten entdeckte. Dadurch wurde es ihm möglich, trotz einiger irrthümlicher Annahmen eine gewisse Klarheit in die Erkenntniß des Gebirgsbaues auch dieses Gebiets zu bringen und für spätere Forschungen das Fundament zu legen. Die diesbezüglichen Publicationen begannen 1843 mit der Schrift „Die Versteinerungen des Harzgebirges“, der noch vielfache Fehlgriffe anhaften, welche aber durch ein zweites Werk: „Beiträge zur geologischen Kenntniß des NW. Harzgebirges“, in fünf Abtheilungen von 1850–66 in der Palaeontographica von Dunker und H. v. Meyer erschienen, nach und nach berichtigt worden sind. Außer diesen Hauptarbeiten Römer’s auf geologischem Gebiete liegt noch eine Reihe anderer Publicationen desselben vor, insbesondere eine durch knappe und übersichtliche Behandlung des Stoffs sich auszeichnende „Synopsis der Mineralogie und Geognosie“ als dritte Abtheilung der von Leunis herausgegebenen Synopsis der drei Naturreiche, 1853 und kleinere Aufsätze in Leonhard’s und Bronn’s N. Jahrbuch. Inzwischen war R. (1844) zum Bergamtsassessor und seit 1851 zum Vorstand der Bergschule in Clausthal ernannt worden, an welcher Anstalt er eine 24jährige erfolgreiche Thätigkeit entfaltete und wesentlich zur Blüthe derselben beitrug. Er stellte eine sehr werthvolle Mineraliensammlung an der Bergschule [122] her und legte selbst privatim eine umfangreiche Sammlung an Mineralien und Versteinerungen an, welche er später seiner Vaterstadt zum Geschenk machte. Auch gründete er hier eine reiche Stiftung zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. In den letzten Jahren seines Lebens war seine wissenschaftliche Thätigkeit durch wiederholte Gichtanfälle gestört, denen er am 25. November 1869 in Clausthal erlag.

Nekrolog in der Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. 1870. 96.