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Artikel „Ritter, Jacob“ von Carl Bertheau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 403–404, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ritter,_Jacob&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:30 Uhr UTC)
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Ritter: Jacob R. wurde zu Halle a. d. S. am 29. Mai 1627 geboren. Sein Vater, Samuel R., war Assessor des Schöppenstuhls und Syndikus bei der Magdeburger Regierung in Halle, auch mansfeldischer und anhaltischer Rath. Er studirte in Wittenberg Jurisprudenz und wurde sodann magdeburgischer Secretarius und Justitiarius in Langendorf bei Weißenfels. Hier verheirathete er sich mit einer Tochter des sächsischen Hofpredigers Michaelis in Lichtenberg. Er starb, erst 42 Jahre alt, am 14. August 1669 zu Halle.

R. hat die Schrift des Professors und Doctors der Medicin Daniel [404] Sennert († 1637 zu Wittenberg): „De bene vivendi beateque moriendi ratione“ ins Deutsche übersetzt und unter dem Titel: „Nützliche und heilsame Vorbereitung und Uebung eines christlichen Lebens und seligen Sterbens“ im J. 1666 zu Leipzig bei Lankisch herausgegeben; auf dem beigegebenen Kupferstichtitel wird das Werk „Christliche Lebens- und selige Sterbenskunst“ genannt, weshalb es auch unter diesem Titel mehrfach citirt wird. Auf dem Titel wird nur Sennert genannt; Ritter’s Name findet sich unter der Widmung an die Fürstin Anna Maria, Herzogin zu Sachsen, geborene Herzogin von Mecklenburg. Das Werk zerfällt in 18 Abschnitte; jedem Abschnitt hat R. ein geistliches Lied hinzugefügt. Obschon es nicht besonders ausgesprochen ist, daß R. auch der Dichter dieser Lieder sei, so ist das doch von jeher die allgemeine Annahme und darf auch als sicher gelten, zumal auch, wie Fischer (in den Blättern für Hymnologie 1886, S. 3) mit Recht bemerkt, keins derselben bisher einem anderen Autor hat zugeschrieben werden können. Von diesen 18 Liedern nahm Christian Beer 12 in seinen Seelengarten (1673) auf. Durch das Saubert’sche Gesangbuch, Nürnberg 1676, wurden mehrere dieser Lieder bekannt. In das zweite Freylinghausen’sche Gesangbuch (1714) ward das Lied: „Ein Christ soll nicht der Meinung sein“ aufgenommen und fand von da aus eine größere Verbreitung (abgedruckt bei Rambach und bei Fischer-Bunsen); Diterich überarbeitete es zu dem Liede: „Bewahre mich, Herr, daß der Wahn“ (1787), und in dieser, dem Original allerdings kaum noch ähnlichen Form findet es sich noch in einigen neueren deutschen Gesangbüchern. Besonders zu nennen ist noch das Lied: „Ihr, die ihr euch von Christo nennet“, ein kurzes, kerniges Lied wider das Namenchristenthum (Berliner Liederschatz vom Jahre 1832, Nr. 1085) und das Sterbelied: „Ich fahr und weiß gottlob wohin“, das mitunter irrthümlich dem Johann Gottfried Olearius zugeschrieben ist. Ritter’s Lieder zeichnen sich durch ihren Ernst und das Dringen auf lebendiges Christenthum aus; einige sind auch in der Form knapp und geschickt, während andere etwas Lehrhaftes an sich haben, wie es sonst zu seiner Zeit sich noch nicht findet.

Kirchner-Grischow, Kurzgefaßte Nachricht, Halle 1771, S. 40. – Rambach, Anthologie III, S. 171 ff. – Koch, Geschichte des Kirchenliedes u. s. f. 3. Aufl., Bd. 3, S. 352 f. – Blätter für Hymnologie, Jahrg. 1886, S. 2 ff. – James Mearns in Julian, A dictionary of hymnology, London 1892, S. 966.