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Artikel „Ritter, Christoph“ von Paul Johannes Rée in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 672–673, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ritter,_Christoph&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 10:14 Uhr UTC)
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Ritter: Christoph R., Goldschmied und Bildhauer in Nürnberg, geboren am 16. März 1610, wird als Zeichner, Erfinder und Modelleur gerühmt, der in Metall getriebene, sowie in Eisen und Speckstein geschnittene Arbeiten lieferte und fördernd auf viele Künstler seiner Vaterstadt einwirkte. 1644 wurde er von Kaiser Ferdinand III. berufen, doch lebte er später dauernd in Nürnberg. Von seine Goldschmiedearbeiten erwähnt Sandrart, welcher bemerkt, daß R. gewöhnlich als Goldschmied bezeichnet würde, in Wahrheit aber ein Bildhauer sei, als berühmtes Werk ein großes Lampet (d. i. Waschbecken), in dessen Mitte, in getriebener Arbeit ausgeführt, die mit ihrem Gefolge mit reicher Beute von der Jagd heimkehrende Diana erschien, und welches in Amsterdam auf 1200 fl. geschätzt worden sei. Sein Hauptwerk war das im J. 1650 in Wachs ausgeführte Modell zu dem sogen. Peuntbrunnen, dessen elf Figuren in den Jahren 1652 bis 1660 von seinem Schüler Georg Schweigger in Ueberlebensgröße modellirt und dann von dem Glocken- und Geschützgießer Wolfgang Herold in Bronce gegossen wurden. Bei den Ciselirarbeiten war ein anderer Schüler Ritter’s, der Regensburger Johann Jacob Wolrab drei Jahre lang betheiligt. Ritter’s Modell hat sich nicht erhalten, ein Bild desselben geben uns die Stiche Joh. Ad. Delsenbach’s und Michael Rößler’s (letzterer bei Doppelmayr). Da der für den Marktplatz bestimmte Brunnen aus uns unbekannten Gründen nicht errichtet wurde, so brachte man die vollständig fertiggestellten Broncefiguren in einem Stadel des Peunthofes unter, bis Kaiser Paul I. von Rußland dieselben im J. 1797 um 66 000 fl. erwarb und in etwas veränderter Weise im großen Bassin des kaiserlichen Schloßparkes zu Peterhof aufstellen ließ. (Abgeb. in den Mittheil. s. Gesch. d. Stadt Nürnberg III, 1881.)

1658 entwarf er Wappenbilder und figürlichen Schmuck für die zum Empfange Kaiser Leopold I. errichtete Triumphpforte, an deren Ausschmückung sich auch die Bildhauer Georg Schweigger und Georg Pfründ betheiligten. – Es sollen Schaumünzen von ihm mit dem Monogramm CR vorkommen. Von seinen kleinen geschnittenen Arbeiten blieben viele unvollendet, da er, vom Schlage gerührt, in den letzten Jahren seines Lebens zu keiner rechten Arbeit fähig war. Er starb am 15. November 1676 und liegt mit seiner Ehefrau Barbara auf dem Johannisfriedhofe in Nürnberg begraben. Sein Bildniß weisen zwei Stiche auf, einer ohne Schrift, der andere mit der Unterschrift Georg Bachmann pinxt. in 4.

Außer Schweigger und Wolrab finden wir als seinen Schüler seinen Sohn Paul Hieronymus, der am 26. September 1654 geboren, sich auf das fleißigste bemühte, es seinem Vater gleich zu thun und es im Zeichen, Modelliren und Treiben auch bald so weit brachte, daß er zunächst in Wien und dann in Venedig mit mancherlei Aufträgen bedacht wurde. Für den Gesandten Foscarini führte er in getriebenem Silber einen großen mit Putten und Laubwerk verzierten Spiegelrahmen sowie zwei Tische mit Sesseln so meisterhaft aus, daß jener beschloß, ihn mit sich nach Spanien zu nehmen. Aber ein Brustgeschwür zwang ihn, in Venedig zu bleiben und machte hier bald seinem jungen Leben ein Ende. Er starb im J. 1679 im Alter von 25 Jahren und wurde mit vielen Ehrenbezeugungen in der Kirche S. Eustachio begraben.

[673] Des Andr. Gulden Fortsetzung von Neudörfer’s Nachr. um 1660, herausgg. von Dr. G. W. K. Lochner, 1875. – Joach. v. Sandart, Teutsche Academie. 1675. – Joh. Gab. Doppelmayr, Histor. Nachr. von den Nürnb. Mathematicis und Künstlern etc., 1730. – C. G. v. Murr, Beschreib. d. schönen zu einer Fontaine auf d. Marktplatz bestimmten Figuren von Bronce etc., 1797. – G. K. Nagler, Die Monogrammisten, 1860. – F. Wanderer, Die Gesch. d. Nürnb. Peuntbrunnen, in den Mittheil. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg III (1881).