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Artikel „Riffel, Kaspar“ von Anton Weis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 606–607, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Riffel,_Kaspar&oldid=- (Version vom 14. Oktober 2024, 18:55 Uhr UTC)
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Riffel: Kaspar R., Dr. der Theologie, Kirchenhistoriker, geboren am 19. Januar 1807 zu Büdesheim in Rheinhessen, † zu Mainz am 15. December 1856; machte seine Gymnasial- und ersten philosophischen und theologischen Studien in dem damals noch in seiner Integrität bestehenden Mainzer Seminare, setzte dieselben im J. 1829 in Tübingen fort, wo damals Möhler lehrte und schloß sie im J. 1830 in Bonn. Im November 1830 im Mainzer Seminar als Repetent und Docent der Kirchengeschichte angestellt, erhielt er am 18. December die Priesterweihe und kam im nächsten Jahre als Caplan an die große [607] Pfarrei Bingen, wo er zugleich an der lateinischen Schule als Lehrer thätig war. Im Sommer 1835 wurde er an Lüft’s Stelle als Professor der Moral und Stadtpfarrer nach Gießen berufen und wirkte nun daselbst mit unermüdlichem Eifer und vielem Beifalle sowohl in der Seelsorge, als auf dem Katheder. Nach Prof. Locherer’s Tode (26. Februar 1837) übernahm er die Professur der Kirchengeschichte, hielt aber auch aus den meisten übrigen theologischen Disciplinen Vorlesungen. Als er im J. 1841 den ersten Band seiner christlichen Kirchengeschichte der neuesten Zeit veröffentlichte, erhob sich gegen ihn eine lebhafte Opposition von protestantischer Seite. Am 19. November 1842 wurde R. (mit vollem Gehalt) pensionirt und so von seinem Lehrstuhle entfernt. Da man diese Maßregel der hessischen Regierung als durch Riffels’s Buch und die Klagen der Protestanten über dasselbe veranlaßt sah (freilich mit Unrecht, s. A. D. B. XVIII, 668), so petitionirte die Geistlichkeit der Diöcese Mainz bei dem Bischof Kaiser um sein Einschreiten zu Gunsten Riffel’s und zugleich um die Wiedereröffnung der theologischen Lehranstalt in Mainz, welche die Brachlegung der Gießener theologischen Facultät zur Folge haben mußte. Der Bischof ging nicht darauf ein. R. zog nun nach Mainz, wo er theils seinen wissenschaftlichen Arbeiten lebte, theils durch historische Vorträge und durch Kanzelreden, besonders zur Zeit des Rongeschwindels nicht wenig zur Weckung und Erhaltung des katholischen Bewußtseins beitrug. Mit Juni des Jahres 1848 trat er auch in die Redaction der Mainzer Zeitschrift „Der Katholik“, für welche er schon früher Beiträge geliefert hatte. Inzwischen war Bischof Kaiser am 30. December 1848 gestorben und einige Zeit darauf Wilhelm Emmanuel v. Ketteler an seine Stelle gekommen, der dem Wunsche seines Clerus entsprechend, am 1. Mai 1851 die theologische Lehranstalt in Mainz wieder eröffnete und mit tüchtigen Lehrkräften besetzte. Darunter war auch R., dem wieder die Professur der Kirchengeschichte zufiel. Im J. 1855 wurde er zum geistlichen Rathe und Mitgliede des Ordinariates ernannt, seine Berufung ins Domcapitel aber von der Regierung abgelehnt. Auf einer im J. 1856 unternommenen Reise nach Rom holte er sich den Keim eines nervösen Leidens, dem er im kräftigsten Alter unverhofft schnell erlag. Seiner Feder verdankt man Folgendes: „Geschichtliche Darstellung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat. Von der Gründung des Christenthums bis auf die neueste Zeit.“ Davon erschien nur der 1. Theil bis auf Justinian I. reichend. Mainz 1836. – „Christliche Kirchengeschichte der neuesten Zeit von dem Anfange der großen Glaubens- und Kirchenspaltung des 16. Jahrhunderts bis auf unsere Tage.“ 3 Bde. Mainz 1841–46. Vom ersten Bande erschien im J. 1844 eine 2., vermehrte Auflage. – „Die Aufhebung des Jesuitenordens. Eine Beleuchtung der alten und neuen Anklagen wider denselben.“ Mainz 1845; dritte, vermehrte Auflage 1855. – „Predigten auf alle Sonn- und Festtage des Jahres.“ 2 Bde. Mainz 1839 und 1840, dritte Auflage in 3 Bänden 1853 und 1854. – „Der Primat Petri und seiner Nachfolger auf dem apostolischen Stuhle zu Rom. Predigten.“ Mainz 1845 und 1846. – Außerdem noch einzelne Gelegenheitsreden. Auch bearbeitete R. Stapf’s Pastoralunterricht über die Ehe (Frankfurt 1847) und schrieb Vieles für den „Katholik“ und die Gießener „Jahrbücher für Theologie und christliche Philosophie.“

Vgl. Hist.-polit. Blätter für das kathol. Deutschland IX, 152 u. 380. – Binder, Allgem. Realencyklopädie VIII, 844, Regensb. 1848. – Derselbe, Zwölf Jahre einer theolog. Facultät im Katholik, N. F. IX, 540. – Brück, Die oberrheinische Kirchenprovinz, Mainz 1868, S. 285. – Derselbe, Lehrbuch der Kirchengeschichte, Mainz 1874, S. 756, R. 2.