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Artikel „Ravesteyn, Jodocus“ von Otto Schmid in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 472–474, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ravesteyn,_Jodocus&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 04:05 Uhr UTC)
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Ravesteyn: Jodocus (Josse) R., von seinem Geburtsorte Tilet in Flandern oft einfach genannt Tiletanus, Jodocus Tiletanus, geboren 1506, studirte in Löwen, wo er dann im J. 1546 nach einander an der Universität daselbst Magister der Philosophie, Doctor und Professor der Theologie wurde. Die Gründlichkeit seiner Vorträge und seine Gewandtheit bei öffentlichen Disputationen machten ihn bald zu einer Zierde der Universität. Von Kaiser Karl V. wurde er auf Veranlassung der Universität nebst den Professoren Hasselt, Tapper und Sonnius 1551 zum Concil von Trient gesendet. Hier nahm er an der 14. allgemeinen Sitzung sowie an vielen Vorberathungen Antheil; es wurden ihm insbesondere die Ansichten der Protestanten über die Sacramente der Buße und der letzten Oelung, in bestimmten Artikeln formulirt, zur Widerlegung und Antragstellung zugewiesen. Im J. 1552 kehrte R. mit seinen Genossen wieder nach Löwen zurück. Auf Veranlassung K. Ferdinand’s I. ging R. 1557 zum Religionsgespräche in Worms, welches aber wie die meisten dieser Colloquien keinen weiteren Erfolg hatte. Zweimal bekleidete R. die Würde eines Rector [473] Magnificus der Universität Löwen. Inzwischen hatte seit 1551 Michael Bajus, gleichfalls Professor der Theologie zu Löwen, in seinen Vorträgen über verschiedene Dogmen Ansichten geäußert, welche im Widerspruche mit der Kirchenlehre standen. Da war es nun nebst Cunerus Petri besonders R., welcher mit seinem dogmatischen Scharfsinn auf das Irrige im Systeme des Bajus hinwies und auch bewirkte, daß die in den Schriften und Vorträgen desselben enthaltenen Irrthümer in bestimmte Sätze gefaßt, zuerst von einigen Facultäten und endlich vom Papste Pius V. selbst verurtheilt wurden. Die an ihn im J. 1560 ergangene Einladung, wieder am Concile von Trient Theil zu nehmen, lehnte er wegen Kränklichkeit ab. Seit 1559 versah er neben der Professur zugleich die Stelle eines Directors der Religiosen an einem Spitale zu Löwen. Schon Karl V. hatte ihm eine lebenslängliche Pension auf das Kloster St. Peter bei Gent angewiesen, außerdem erhielt er durch Cardinal Granvella mehrere einträgliche Beneficien, endlich auch die Propstei Walcheren bei Namur. Im Jahr 1568 zeigte sich R. noch bei einer Disputation mit Bajus über den Opfercharakter der h. Messe für die Reinerhaltung der kirchlichen Lehre thätig. Gleichen Eifer bewies er gegen die in Antwerpen kurz vorher eingedrungenen Prädicanten, gegen welche er, da sie in einer Schrift, Confessio genannt, ihre Grundsätze veröffentlichten, eine „Confutatio confessionis“ und dann, da dieselbe von den Prädicanten angegriffen wurde, eine „Apologia confutationis“ schrieb, für welche Arbeiten er vom Rathe zu Antwerpen mit einem goldenen Becher beschenkt wurde. Obwohl schon länger kränkelnd, starb R. doch eines plötzlichen Todes am 7. Februar 1570. Er hinterließ folgende Werke: 1) „Demonstratio religionis Christianae ex verbo Dei, libri 3“, Parisiis 1566; 2) „Confessionis editae a ministris Antwerpiensibus confutatio“, Lovanii 1567; 3) „Catholicae confutationis profanae illius et pestilentis confessionis (quam Antverpiensem confessionem appellant pseudoministri quidam) contra varias et inanes cavillationes Mathiae Flacii Illyrici Apologia seu Defensio“, Lovan. 1568. Sein Hauptwerk ist: 4) „Apologia seu Defensionis decretorum sacrosancti concilii Tridentini, quae quidem ad religionem et doctrinam Christianam pertinent, adversus censuras et examen Martini Chemnitii, ministri ecclesiae Brunsvicensis Pars I.“, Lovan. 1568, gewidmet dem Statthalter der Niederlande, Herzog Alba, Pars II. Lovan. 1570, gewidmet dem Abte des Klosters St. Peter bei Gent, Gislenus Temmermans. Wahrscheinlich wollte R. noch einen dritten Theil dieses Werkes schreiben, wurde aber vom Tode daran gehindert. Diese Schrift erschien später in etwas veränderter Gestalt unter dem Titel: „Apologia decretorum concilii Tridentini de sacramentis“, Lovan. 1607. Lange nach dem Tode des Verfassers wurde in Rom veröffentlicht: „De concordia gratiae et liberi arbitrii epistolaris disputationis inter Jod. Ravesteyn et R. Tapper liber apologeticus“, 1734.

Vgl. Foppens, Bibl. belg. II, 770. – (Paquot) Mémoires pour servir à l’histoire littéraire des dixsept provinces, des Pays-Bas et de la Principauté de Liège, publiés sans nom d’auteur à Louvain 1770. – de Ram, Mémoire sur la part, que le clergé de Belgique et spécialement les docteurs de Louvain ont prise au Concile de Trente, publié dans Mémoires de l’Académie royale des Sciences de Belgique, tome XIV. 1841. – Nouvelle Biographie Générale (ed. Hoefer) tome 41, c. 723. – Le Plat, Monumentorum ad historiam concil. Trid. potissimum illustrandam collectio, Lovanii 1787. vol. IV. 279–334, besonders V, 350 bis 359. – Karl Werner, Geschichte d. apol. u. polem. Liter. der christl. Theologie IV, 279, 473. – Linsenmann, Michael Bajus und die Grundlegung des Jansenismus, S. 27, 32, 39, 44, 51, 57, 59, 248. – Aug. Theiner, [474] Acta genuina SS. Concilii Trid. Tom. I, p. 540, 558, 613. – Hutter, Nomenclator I, 34. – Vieles auch in Gerberon, Opera Mich. Baji, Coloniae 1696, tomo I.