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Artikel „Werner, Karl“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 60–61, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Werner,_Karl&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 14:18 Uhr UTC)
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Werner: Karl W., katholischer Theologe, geboren am 8. März 1821 zu Hafnerbach in Niederösterreich, † am 14. April 1888 zu Wien. Er machte seine Gymnasialstudien 1831–36 zu Melk, die philosophischen 1837–38 zu Kremsmünster, die theologischen 1839–42 zu St. Pölten, dann 1842–45 in dem Weltpriesterbildungsinstitut St. Augustin zu Wien, wo er sich den theologischen Doctorgrad erwarb. 1847 wurde er Professor im Seminar zu St. Pölten, 1870 Professor des neutestamentlichen Bibelstudiums an der Wiener Universität, 1880 Ministerialrath im Cultusministerium, auch Consistorialrath in St. Pölten und Propst von Zwettl. Seit 1872 war er correspondirendes, seit 1874 wirkliches Mitglied der Wiener Akademie. In seinen ersten schriftstellerischen Arbeiten (aber nur in diesen) gibt sich W. als Schüler des Wiener Philosophen A. Günther zu erkennen: „System der christlichen Ethik“ (3 Bände, 1850); „Grundlinien der Philosophie“ (1855); „Grundriß der Geschichte der Moralphilosophie“ (1851); „Enchiridion theologiae moralis“ (1863); „Zur Orientirung über Wesen und Aufgabe der christlichen Philosophie in der Gegenwart“ (1868); „Ueber Begriff und Wesen der Menschenseele“ (1860); „Speculative Anthropologie vom christlich-philosophischen Standpunkte“ (1870); „Religionen und Culte des vorchristlichen Heidenthums“ (1871). Die meisten und verdienstvollsten Schriften von W. sind Beiträge zur theologischen Litteraturgeschichte. Sie zeichnen sich alle durch stoffliche Reichhaltigkeit aus, lassen aber hie und da Schärfe und Selbständigkeit des Urtheils vermissen; hierher gehören: „Geschichte der apologetischen und polemischen Litteratur der christlichen Theologie“ (5 Bände, 1861–67), „Geschichte der katholischen Theologie Deutschlands seit dem Trienter Concil bis zur Gegenwart“ (Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. Herausgegeben durch die histor. Commission bei der kgl. Akademie der Wissenschaften. 6. Band 1861, 2. Aufl. 1889); Ferner gehören hierher die Monographien: „Der h. Thomas von Aquin“ (3 Bände, 1858); „Franz Suarez und die Scholastik der letzten Jahrhunderte“ (1860); „Beda der Ehrwürdige und seine Zeit“ (1875); „Alcuin und sein Jahrhundert“ (1876); „Die Scholastik des spätern Mittelalters“ (5 Bände, 1881–87); „Die italienische Philosophie [61] des 19. Jahrhunderts“ (Rosmini, Gioberti, Mamiani u. s. w. 1884–88). Dazu kommen noch die in den Schriften der Wiener Akademie veröffentlichten Abhandlungen: „Der Entwicklungsgang der mittelalterlichen Psychologie von Alcuin bis Albertus Magnus“ (1870); „Die Psychologie des Wilhelm von Auvergne“ (1873); „Wilhelm’s von Auvergne Verhältniß zu den Platonikern“ (1873); „Die Kosmologie und Naturlehre des scholastischen Mittelalters“ (1874); „Die Psychologie und Erkenntnißlehre des Johannes Bonaventura“. W. schrieb auch einige Artikel für das Bonner theologische Litteraturblatt (1866 u. 67), für die erste Auflage des Freiburger Kirchenlexikons und viele für die Allgemeine Deutsche Biographie.

Hurter, Nomenclator III, 1809. – Wurzbach, Lexikon 55, 62. – Literar. Handweiser 1888, S. 378.